Das Testament
Die Anwälte der Gegenseite werden es Ihnen nicht leicht machen. Sie werden Ihre Aussagen anzweifeln und Sie als Lügner hinstellen, also müssen Sie gewappnet sein.
Schreiben
Sie alles auf, damit Sie jederzeit Unterlagen über Ihre Aussagen haben.«
»Der Gedanke gefällt mir.«
»Daten, Uhrzeiten, Orte, Vorfälle, Sonderbarkeiten. Alles, Mr. Snead. Das gleiche gilt für Nicolette. Sorgen Sie dafür, dass auch sie alles aufschreibt.«
»Sie kann nicht besonders gut schreiben.«
»Helfen Sie ihr. Es hängt alles von Ihnen ab, Mr. Snead. Wenn Sie das übrige Geld wollen, müssen Sie es sich verdienen.«
»Wie viel Zeit habe ich?«
»Meine Kollegen und ich würden gern in ein paar Tagen ein Video von Ihnen aufnehmen. Wir hören uns an, was Sie zu erzählen haben, bombardieren Sie mit Fragen und sehen dann, wie Sie darauf reagieren. Bestimmt wollen Sie noch dies und jenes ändern. Wir werden Sie trainieren und vielleicht noch mehr Videos machen. Sobald alles einwandfrei ist, sind Sie für Ihre Außage bereit.«
Snead ging eilends davon. Er wollte den Scheck bei seiner Bank einreichen und sich ein neues Auto kaufen. Auch Nicolette brauchte eins.
Ein Pfleger, der Nachtdienst hatte, sah den leeren Infusionsbeutel. In Druckbuchstaben war auf die Rückseite geschrieben, dass der Tropf nicht unterbrochen werden durfte. Er nahm den Beutel mit in die Krankenhausapotheke, wo eine Teilzeit-Schwester die entsprechenden Mittel zusammenmischte und ihm den Beutel zurückgab. Im Krankenhaus waren Gerüchte über den reichen amerikanischen Patienten im Umlauf.
Während des Schlafs wurde Nate mit Medikamenten gestärkt, die er nicht brauchte.
Als Jevy ihn vor dem Frühstück aufsuchte, war er halb wach. Seine Augen waren noch bedeckt, weil ihm die Dunkelheit lieber war. »Welly ist auch hier«, flüsterte Jevy.
Die diensttuende Schwester half ihm, Nates Bett aus dem Zimmer und über den Gang in einen kleinen Hofraum zu schieben, wo die Sonne schien. Sie drehte eine Kurbel, und das halbe Bett richtete sich auf. Dann nahm sie Nate Pflaster und Binde ab, ohne dass er mit der Wimper zuckte. Langsam öffnete er die Augen und versuchte etwas zu erkennen. Jevy, der sich nur wenige Zentimeter von ihm entfernt befand, sagte: »Die Schwellung ist zurückgegangen.«
»Hallo, Nate«, sagte Welly. Er stand auf der anderen Seite. Die Schwester ging.
»Hallo, Welly«, sagte Nate. Seine Worte kamen langsam und klangen verschliffen.
Er war benommen, fühlte sich aber wohl. Wie gut er das Gefühl kannte, bekifft zu sein.
Jevy fasste nach seiner Stirn und erklärte: »Auch das Fieber ist weg.« Die beiden Brasilianer lächelten sich an, erleichtert, dass sie den Amerikaner, mit dem sie ins Pantanal gefahren waren, nicht auf dem Gewissen hatten.
»Was ist mit dir passiert?« fragte Nate, zu Welly gewandt. Er bemühte sich, die Wörter sauber voneinander zu trennen, damit es nicht klang, als wäre er betrunken. Jevy gab die Frage auf portugiesisch weiter. Welly begann sofort begeistert seinen langen Bericht über das Unwetter und den Untergang der Santa Loura. Jevy unterbrach ihn jeweils nach einer halben Minute, um zu dolmetschen.
Nate hörte zu und versuchte, die Augen offen zuhalten, verlor aber immer wieder für Augenblicke das Bewusstsein.
Valdir stieß zu ihnen. Er begrüßte Nate herzlich, froh darüber, dass ihr Gast schon im Bett sitzen konnte und es ihm offensichtlich besser ging. Er nahm ein Mobiltelefon heraus und sagte, während er wählte: »Sie müssen mit Mr. Stafford sprechen. Er macht sich große Sorgen.«
»Ich weiß nicht so recht, ob ich…« Nate schwamm wieder alles im Kopf.
»Hier, setzen Sie sich auf! Es ist Mr. Stafford«, sagte Valdir, gab ihm das Telefon und schob die Kissen hinter ihm zurecht. Nate nahm das Telefon und sagte: »Hallo.«
»Nate!« kam die Antwort. »Bist du das?«
»Josh.«
»Nate, sag mir, dass du nicht stirbst. Bitte sag es mir.«
»Da bin ich mir gar nicht so sicher«, sagte Nate. Vorsichtig schob Valdir den Hörer näher an Nates Kopf und half ihm, es zu halten. »Sie müssen lauter sprechen«, flüsterte er. Jevy und Welly traten ein wenig beiseite.
»Hast du Rachel Lane gefunden?« schrie Josh ins Telefon.
Nate runzelte die Stirn im Versuch, sich zu konzentrieren. Dann sagte er:
»Nein.«
»Was?«
»Sie heißt nicht Rachel Lane.«
»Was zum Teufel soll das heißen?« .
Nate überlegte eine Weile, dann überwältigte ihn die Müdigkeit. Er sank ein wenig in sich zusammen,
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