Das Testament
da unten im Keller endlich etwas in Gang gebracht und möchte nicht aus dem Tritt kommen.«
Nate hatte einige Stunden zuvor einen Blick in den Keller geworfen. Der Pfarrer schien dort unten tatsächlich mit der Arbeit vorangekommen zu sein.
Phils und Lauras einziges Kind war ein Sohn von gut zwanzig Jahren, der das College ohne Abschluß verlassen hatte und sich irgendwo an der Westküste herumtrieb. Laura hatte einmal beiläufig gesagt, sie hätten keine Ahnung, wo. Er hatte sich seit über einem Jahr nicht zu Hause gemeldet.
» Rechnen Sie damit, dass Ihre Reise ein Erfolg wird?« fragte Phil.
»Ich habe keine Ahnung, womit ich rechnen soll. Ich möchte meine Kinder in den Arm nehmen und um Entschuldigung dafür bitten, dass ich ein so schlechter Vater war, aber ich weiß nicht recht, ob ihnen das jetzt hilft.«
»Ich würde das lassen. Dass Sie ein schlechter Vater waren, wissen sie selbst.
Zerknirschung nützt da überhaupt nichts. Aber es ist wichtig, dass Sie da sind und den ersten Schritt zu einer neuen Beziehung unternehmen.«
»Ich habe meinen Kindern gegenüber so schrecklich versagt.«
»Sie können sich nicht gut selbst dafür schlagen, Nate. Sie dürfen die Vergangenheit vergessen. Gott hat es bestimmt vergessen. Paulus hat Christen getötet, bevor er selbst einer wurde, und er hat sich für seine früheren Taten nicht gegeißelt. Alles ist vergeben. Zeigen Sie Ihren Kindern, was Sie jetzt sind.«
Ein kleines Fischerboot verließ den Hafen und fuhr in die Bucht hinaus. Es war der einzige bewegliche Punkt auf dem Bild, das sie sahen, und sie beobachteten es mit gespannter Aufmerksamkeit. Nate musste an Jevy und Welly denken, die vermutlich gerade mit einer cbalana voller landwirtschaftlicher Erzeugnisse und anderer Waren den Paraguay befuhren und vom stetigen Takt des Diesels immer tiefer ins Pantanal getrieben wurden. Jevy würde am Steuerruder stehen und Welly auf der Gitarre klimpern. Bestimmt herrschte in ihrer Welt Frieden.
Später, lange nachdem Phil ins Pfarrhaus zurückgekehrt war, setzte sich Nate ans Kaminfeuer und begann einen weiteren Brief an Rachel. Es war der dritte. Nachdem er geschrieben hatte, »Samstag, 22. Februar«, fuhr er fort: »Liebe Rachel, ich habe soeben eine sehr unerfreuliche Woche mit Ihren Halbgeschwistern zugebracht.«
Er schilderte ihr die Brüder und Schwestern, begann mit Troy Junior und endete drei Seiten später mit Ramble. Er machte kein Hehl aus ihren Schwächen und dem Schaden, den sie sich selbst und anderen antun würden, wenn sie das Geld bekämen. Doch er zeigte zugleich, dass er Mitleid für sie empfand.
Er legte einen für die Missionsgesellschaft bestimmten Scheck über fünftausend Dollar bei, der die Kosten für ein Boot, einen Motor, Medikamente und Verbandsmittel decken sollte, und teilte ihr mit, es stehe noch weit mehr Geld zur Verfügung, wenn sie welches brauche. Ihr Vermögen werfe täglich etwa zwei Millionen Dollar an Zinsen ab, Geld, mit dem sich viel Gutes tun lasse.
Als Hark Gettys und seine Mitverschwörer auf die Dienste von Dr. Flowe, Dr.
Zadel und Dr. Theishen verzichteten, begingen sie einen schweren Fehler. Die Anwälte hatten den Psychiatern Vorwürfe gemacht, sie beleidigt und nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet.
Die neu verpflichteten Psychiater konnten ihr Urteil auf Sneads jüngste Aussagen stützen. Flowe, Zadel und Theishen hatten diesen Vorteil nicht gehabt. Als Nate sie am Montag befragte, befolgte er bei allen dreien die gleiche Taktik. Er begann mit Zadel und zeigte ihm das Videoband, das bei Troy Phelans Begutachtung aufgenommen worden war. Er fragte ihn, ob er irgendeinen Grund sehe, seine Meinung zu ändern. Wie nicht anders zu erwarten, verneinte Zadel die Frage.
Wenige Stunden nach der Videoaufnahme und dem Selbstmord hatten die Psychiater auf Betreiben Harks und der anderen Phelan-Anwälte ihr achtseitiges Gutachten abgefaßt und mit einer eidesstattlichen Versicherung unterzeichnet. Nate forderte Zadel nunmehr auf, es der Protokollbeamtin des Gerichts vorzulesen.
»Haben Sie irgendeinen Grund, von einer der in diesem Gutachten enthaltenen Ansichten abzurücken?« fragte Nate.
»Nein«, sagte Zadel mit einem Blick auf Hark.
»Heute ist der vierundzwanzigste Februar: Ihre Begutachtung Mr. Phelans liegt also über zwei Monate zurück. Sind Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Ansicht, dass sein damaliger Geisteszustand die Abfassung eines gültigen Testaments zuließ?«
»Allerdings«, sagte
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