Das Testament
durchbrechen.
Schweißperlen standen in den Falten seiner Stirn. »Hm, äh, ich bekomme kein -«
»Ach was, Mr. Snead. Haben Sie im vergangenen Monat einen neuen Range Rover gekauft oder nicht?«
»Nun ja, ehrlich gesagt -«
»Eine Dreizimmerwohnung in Palm Court gemietet?«
»Ja.«
»Und Sie sind doch auch erst kürzlich von einer zehntägigen Flugreise nach Rom zurückgekehrt. Das stimmt doch?«
»Ja.«
Er wusste alles! Die Phelan-Anwälte sanken auf ihren Sitzen in sich zusammen, duckten sich, als könnten sie so den Querschlägern von Nates Fragen ausweichen.
»Wie viel zahlt man Ihnen?« fragte Nate wütend. »Vergessen Sie nicht, dass Sie unter Eid stehen.«
»Fünfhunderttausend Dollar«, platzte Snead heraus. Nate sah ihn ungläubig an.
Selbst die Protokollbeamtin erstarrte.
Zwei der Phelan-Anwälten gelang es, leicht auszuatmen. So entsetzlich der Augenblick war, es hätte viel schlimmer kommen können. Was, wenn Snead noch mehr in Panik geraten wäre und die vollen fünf Millionen zugegeben hätte?
Aber das war nur ein schwacher Trost. Im Augenblick sah es ganz so aus, als sei ihre Sache damit, dass sie dem Zeugen eine halbe Million Dollar gezahlt hatten, zum Scheitern verurteilt.
Nate suchte in seinen Papieren herum, als brauche er ein bestimmtes Blatt. Die Worte klangen noch in den Ohren aller im Raum Anwesenden nach.
»Vermutlich haben Sie das Geld bereits bekommen?« fragte er.
Unsicher, ob er lügen oder bei der Wahrheit bleiben sollte, sagte Snead: »Ja.«
Einer Eingebung folgend, fragte Nate ihn: »Eine halbe Million gleich. Und wie viel soll es später geben?«
Darauf bedacht, die einstudierten Lügen abzuspulen, sagte Snead: »Nichts.« Das wirkte beiläufig und glaubwürdig. Auch die beiden anderen Phelan-Anwälte atmeten auf.
»Sind Sie sich da auch ganz sicher?« fragte Nate aufs Geratewohl. Wenn ihm danach gewesen wäre, hätte er Snead auch fragen können, ob man ihn je wegen Grabräuberei verurteilt hätte.
Es war ein Spiel, bei dem es darum ging, wer zuerst die Nerven verlor, und Snead hielt stand. »Natürlich bin ich sicher«, sagte er mit gerade genug Empörung in der Stimme, um glaubwürdig zu wirken.
»Wer hat Ihnen das Geld gezahlt?«
»Die Anwälte der Familie Phelan.«
»Und wer hat den Scheck unterschrieben?«
»Es war ein bestätigter Bankscheck.«
»Haben Sie verlangt, dass man Sie für Ihre Außage bezahlt?«
»Ich denke, das kann man so sagen.«
»Sind Sie zu den Anwälten gegangen, oder sind die an Sie herangetreten?«
»Ich bin zu ihnen gegangen.«
»Und warum?«
Endlich schien das Gespräch in die gewünschte Richtung zu laufen. Die Phelan-Anwälte entspannten sich und begannen, sich Notizen zu machen.
Snead schlug unter dem Tisch die Beine übereinander und runzelte die Stirn.
»Weil ich bei Mr. Phelan war, bevor er starb, und wusste, dass der Arme den Verstand verloren hatte.«
»Seit wann?«
»Den ganzen Tag.«
»Das heißt, als er morgens wach wurde, war er verrückt?«
»Als ich ihm das Frühstück gebracht habe, wusste er meinen Namen nicht.«
»Was hat er zu Ihnen gesagt?«
»Nichts. Er hat nur geknurrt.«
Nate stützte die Ellbogen auf und achtete nicht weiter auf die um ihn herum verstreuten Papiere. Dieser Zweikampf begann ihm Freude zu machen. Er wusste, worauf er hinauswollte, der arme Snead aber nicht.
»Haben Sie gesehen, wie er gesprungen ist?«
»Ja.«
»Und wie er gefallen ist?«
»Ja.«
»Und wie er unten aufgeschlagen ist?«
»Ja.«
»Haben Sie in seiner Nähe gestanden, als ihn die drei Psychiater befragten?«
»Ja.«
»Das war gegen halb drei am Nachmittag, nicht wahr?«
»Ja, soweit ich mich erinnern kann.«
»Und er war den ganzen Tag schon verrückt gewesen, nicht wahr?«
»Ich bedaure, das sagen zu müssen, ja.«
»Wie lange haben Sie für Mr. Phelan gearbeitet?«
»Dreißig Jahre.«
»Und Sie wussten alles über ihn, nicht wahr?«
» So viel, wie man über einen anderen Menschen wissen kann.«
»Dann kennen Sie auch seinen Anwalt, Mr. Stafford?«
»Ja. Ich habe ihn oft gesehen.«
»Hat Mr. Phelan ihm vertraut?«
»Ich denke schon.« ,
»Ich dachte, Sie wüssten alles?«
»Ich bin sicher, dass er Mr. Stafford vertraut hat.«
»Hat Mr. Stafford während der Befragung durch die Psychiater neben ihm gesessen?«
»Ja.«
»Wie würden Sie Mr. Phelans Geisteszustand während dieser Befragung einschätzen?«
»Er war nicht bei klarem Verstand, wusste weder, wo er war, noch, was er
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