Das Testament
Zadel und lächelte Hark an.
Flowe und Theishen lächelten ebenfalls; es schien beide aufrichtig zu freuen, den Anwälten, die sie zuerst beauftragt und ihnen dann den Auftrag wieder entzogen hatten, Schwierigkeiten machen zu können. Nate zeigte einem nach dem anderen das Videoband, stellte jedem dieselben Fragen und bekam dieselben Antworten. Jeder verlas das gemeinsam abgefasste Gutachten für das Protokoll. Am Montag Nachmittag um vier wurde die Befragung vertagt.
Pünktlich um halb neun am nächsten Morgen wurde Snead in den Raum geführt und auf den Ehrenplatz gesetzt. Zu seinem braunen Anzug trug er eine Fliege, die ihm eine unverdiente intellektuelle Note verlieh. Die Anwälte hatten große Sorgfalt auf die Auswahl seiner Kleidung verwendet. Sie hatten den Armen wochenlang programmiert und auf seine Rolle festgelegt, bis er selbst daran zweifelte, ob er auch nur ein einziges spontanes oder ehrliches Wort herausbringen würde. Jede Silbe musste sitzen. Er musste Zuversicht außtrahlen, durfte aber zugleich nicht im entferntesten den Verdacht erwecken, überheblich zu sein. Er und er allein bestimmte, was als zutreffend zu gelten hatte, und daher war von grundlegender Bedeutung, dass alles, was er sagte, glaubwürdig war.
Josh kannte Snead seit vielen Jahren. Oft hatte Mr. Phelan davon gesprochen, dass er sein Faktotum loswerden wollte. Lediglich in einem einzigen der elf Testamente, die Josh für Troy Phelan ausgearbeitet hatte, war der Name Malcolm Snead aufgetaucht. Darin war ihm eine Million Dollar zugedacht gewesen, doch hatte ein Monate später abgefasstes neues Testament diese Zuwendung rückgängig gemacht. Mr. Phelan hatte seinen Namen gestrichen, weil Snead sich erkundigt hatte, mit wie viel Geld er nach seinem Ableben rechnen dürfe.
Snead war für den Geschmack seines Arbeitgebers zu sehr hinter dem Geld her gewesen. Dass sein Name auf der Zeugenliste derjenigen stand, die das Testament anfochten, konnte nur einen Grund haben - Geld. Er wurde für seine Außage bezahlt, und das wusste Josh. Zwei Wochen der Beschattung durch einen Privatdetektiv hatten ergeben, dass sich Snead einen neuen Range Rover zugelegt, eine Flugreise nach Rom in der ersten Klasse gegönnt und eine Wohnung in einem Gebäude gemietet hatte, in dem die Mieten bei achtzehnhundert Dollar pro Monat begannen.
Snead saß vor der Videokamera und fühlte sich einigermaßen sicher. Er hatte den Eindruck, ein volles Jahr lang nichts anderes getan zu haben, als in eine Videokamera zu blicken. Den ganzen Samstag und den halben Sonntag war er in Harks Kanzlei noch einmal auf Herz und Nieren geprüft worden. Er hatte sich die Videoaufnahmen seiner Aussagen stundenlang angesehen und Dutzende von Seiten erdachter Ereignisse aus den letzten Tagen von Troy Phelans Leben zu Papier gebracht. Außerdem hatte er mit der hirnlosen Puppe Nicolette geprobt.
Snead war bereit. Die Anwälte hatten vorausgesehen, dass man ihn fragen würde, ob Geld im Spiel sei, und ihn angewiesen, zu lügen, wenn man ihn fragte, ob er für seine Aussagen bezahlt werde. So einfach war das. Es gab keine andere Möglichkeit. Snead musste bestreiten, die halbe Million bekommen zu haben, die er bereits hatte, wie auch, dass er im Falle eines günstigen Ausgangs weitere viereinhalb Millionen Dollar bekommen würde. Er musste die Existenz des zwischen ihm und den Anwälten geschlossenen Vertrags bestreiten. Da er über Mr. Phelan log, konnte er sicher auch über das Geld lügen.
Nate stellte sich vor und fragte dann mit lauter Stimme: »Mr. Snead, wie viel Geld bekommen Sie für Ihre Außage?«
Sneads Anwälte hatten mit der Frage gerechnet: »Bekommen Sie Geld für Ihre Außage?« Die mit Snead einstudierte Antwort darauf lautete: »Nein, natürlich nicht!« Aber auf die Frage, die jetzt noch im Räume hing, fiel ihm keine rasche Antwort ein. Er zögerte und schien lautlos zu keuchen, während er verzweifelt zu Hark hinübersah, der wie versteinert und mit starrem Blick dasaß.
Man hatte Snead darauf hingewiesen, dass sich Mr. O’Riley gründlich vorbereiten und den Anschein erwecken würde, schon alles zu wissen, bevor er seine Fragen stellte. In den langen, qualvollen Sekunden, die auf diese erste Frage folgten, sah er Snead mit gerunzelten Brauen und zur Seite geneigtem Kopf an, wobei er einige Blätter hob.
»Na hören Sie, Mr. Snead, ich weiß doch, dass Sie Geld bekommen. Wie viel ist es?«
Snead knackte mit den Fingerknöcheln, als wolle er sie
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