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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Antwort.
    »Wie viel wussten Sie über Mr. Phelans Industriebeteiligungen?« fragte Nate mehrfach. Dann stellte er Fragen über den Aufbau des Phelan-Konzerns. Snead hatte sich zwar die großen Zusammenhänge eingeprägt, Einzelheiten aber waren ihm nicht geläufig. Er konnte den Namen keines einzigen Mitarbeiters der mittleren Führungsebene nennen und kannte auch die Steuerberater des Unternehmens nicht.

    Nate bombardierte ihn mitleidlos mit Fragen, auf die er keine Antwort wusste.
    Als Snead am Spätnachmittag erschöpft und benommen war, sagte Nate unmittelbar nach der tausendsten Frage über das Finanzwesen der Phelan-Gruppe ohne Vorankündigung: »Haben Sie eigentlich mit den Anwälten einen Vertrag unterzeichnet, als Sie die halbe Million genommen haben?«
    Ein schlichtes »Nein« hätte als Antwort genügt, aber Snead war überrascht worden. Er zögerte, sah zu Hark und dann zu Nate hin, der erneut in Papieren blätterte, als hätte er eine Kopie des Vertrags vor sich. Zwei Stunden lang hatte Snead nicht einmal gelogen, und so antwortete er nicht rasch genug.
    »Äh, natürlich nicht«, stotterte er, überzeugte aber niemanden.
    Nate erkannte zwar, dass er die Unwahrheit sagte, ließ die Sache aber auf sich beruhen. Es gab andere Möglichkeiten, ein Exemplar des Vertrags in die Hände zu bekommen.
    Anschließend trafen sich die Phelan-Anwälte in einer dunklen Bar, um ihre Wunden zu lecken. Nach zwei Runden starker Drinks schien ihnen Sneads katastrophales Abschneiden noch schrecklicher als zuvor. Zwar konnte man ihn für die Fortsetzung der Befragung noch ein wenig trainieren, aber die bloße Tatsache, dass man ihm so viel gezahlt hatte, würde entwerten, was auch immer er sagte.
    Woher hatte O’Riley das nur gewusst? Er war so sicher gewesen, dass Snead bezahlt worden war.
    »Das muss Grit gewesen sein«, sagte Hark. Grit, wiederholte jeder für sich.
    Bestimmt war Grit zur Gegenseite übergelaufen.
    »Das kommt davon, wenn man jemandem die Mandanten abspenstig macht«, sagte Wally Bright nach langem Schweigen.
    »Halten Sie den Mund«, sagte Ms. Langhorne.
    Hark war zu müde zum Kämpfen. Er leerte sein Glas und bestellte ein weiteres.
    Über all den Aussagen hatten die anderen Phelan-Anwälte gar nicht mehr an Rachel gedacht. In den Unterlagen des Gerichts gab es nach wie vor keine amtliche Bestätigung ihrer Existenz.

    SIEBENUNDVIERZIG

    Die Befragung der Sekretärin Nicolette dauerte acht Minuten. Sie gab Namen, Anschrift und eine kurze Darstellung ihrer bisherigen Arbeitsplätze zu Protokoll, und die Phelan-Anwälte auf der anderen Seite des Tisches machten es sich auf ihren Stühlen bequem, um sich keine Einzelheit ihrer sexuellen Eskapaden mit Mr. Phelan entgehen zu lassen. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt und verfügte, abgesehen von einem schlanken Körper, einer beachtlichen Oberweite und einem hübschen Gesicht mit strohblondem Haar, kaum über Qualifikationen. Sie konnten es gar nicht abwarten, mit anzuhören, wie sie ein paar Stunden über Sex redete.
    Ohne Umwege steuerte Nate auf die Frage zu. »Hatten Sie je geschlechtliche Beziehungen mit Mr. Phelan?«
    Sie gab sich Mühe, den Eindruck zu erwecken, als sei ihr die Frage peinlich, sagte aber ja.
    »Wie oft?«
    »Ich habe nicht gezählt.«
    »Wie lange?«
    »Gewöhnlich zehn Minuten.«
    »Nein, ich meine, über welchen Zeitraum hat sich die Beziehung erstreckt? In welchem Monat hat sie angefangen, und wann war sie zu Ende?«
    »Ich habe nur fünf Monate dort gearbeitet.«
    »Rund gerechnet zwanzig Wochen. Wie oft pro Woche hatten Sie durchschnittlich Sex mit Mr. Phelan?«
    »Ich glaube, zweimal.«
    »Also insgesamt vierzigmal.«
    »Möglich. Das klingt nach ziemlich viel, was?«
    »Finde ich nicht. Hat sich Mr. Phelan dabei ausgezogen?«
    »Klar. Wir haben uns beide ausgezogen.«
    »Das heißt, er war vollständig nackt?«
    »Ja.«
    »Hatte er irgendwelche Muttermale?«
    Zeugen, die sich aufs Lügen verlegen, übersehen oft das Nächstliegende. Das gilt auch für ihre Anwälte. Sie beschäftigen sich so gründlich mit allem, was sie sich aus den Fingern saugen, dass sie dabei die eine oder andere Tatsache übersehen. Hark und seine Kollegen hätten von Phelans früheren Ehefrauen -
    Eillian, Janie und Tira - ohne die geringste Mühe erfahren können, dass Troy unmittelbar unter der Taille auf dem rechten Oberschenkel ein rundes Muttermal von der Größe eines Silberdollars gehabt hatte.
    »Soweit ich mich erinnere, nicht«, antwortete

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