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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Weise festgelegt? Darüber würde sich Troy in seinem Grabe bestimmt ins Fäustchen lachen.
    »Wir müssen das verdammte Testament sehen!« schrie er Hark den ganzen Tag immer wieder an. Hark beruhigte ihn mit einem sich lang hinziehenden Mittagessen und gutem Wein, dann gingen sie am frühen Nachmittag zu Scotch über. Amber kam vorbei, war aber nicht verärgert, weil beide betrunken waren. Jetzt konnte Rex sie nicht mehr ärgern. Sie liebte ihn mehr denn je.

    SECHS

    Der Ausflug in den Westen sollte Stafford eine willkommene Atempause in dem Chaos verschaffen, das Mr. Phelan durch seinen Sprung hervorgerufen hatte. Die Ranch befand sich in der Nähe von Jackson Hole in den Tetons, wo der Schnee bereits dreißig Zentimeter hoch lag und man mit noch mehr rechnete. Was sagten die Benimmregeln über das Verstreuen von sterblichen Überresten auf verschneitem Land? Sollte man warten, bis Tauwetter einsetzte, oder sie trotzdem verstreuen?
    Josh war es egal. Ihn würde keine Naturkatastrophe daran hindern, Phelans Auftrag auszuführen.
    Die Anwälte der Phelan-Erben saßen ihm im Nacken. Seine Hark Gettys gegenüber gemachten zurückhaltenden Äußerungen zur Testierfähigkeit des Alten hatten Schockwellen durch die Familien gesandt, und die Erben reagierten mit voraußagbarer Hysterie und Drohungen. Der Ausflug würde nur einen kurzen Aufschub bedeuten. Er und Durban konnten die ersten Ergebnisse ihrer Nachforschungen sichten und ihre Pläne dementsprechend abstimmen.
    Sie flogen in Mr. Phelans Gulfstream IV vom National Airport ab. Erst einmal zuvor hatte Josh das Privileg genossen, mit dieser Maschine zu fliegen, die fünfunddreißig Millionen gekostet hatte. Es war die neueste in Mr. Phelans Privatflotte und sein Lieblingsspielzeug gewesen. Im Sommer des Vorjahres waren sie damit nach Nizza geflogen, wo der Alte nackt am Strand herumspaziert war und junge Französinnen angestarrt hatte. Josh und seine Frau waren lieber nicht seinem Beispiel gefolgt und hatten sich mit den übrigen Amerikanern am Schwimmbad in die Sonne gelegt.
    Eine Stewardeß brachte ihnen Frühstück und verschwand in der Bordküche im Heck, als sie ihre Papiere auf einem runden Tisch ausbreiteten. Der Flug würde vier Stunden dauern.
    Die von den drei Psychiatern Dr. Flowe, Dr. Zadel und Dr. Theishen unterzeichneten eidesstattlichen Erklärungen waren langatmig und wortreich, voller persönlicher Meinungen und Wiederholungen, die sich über ganze Absätze erstreckten und nicht den Funken eines Zweifels daran ließen, dass Troy nicht nur im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen war, sondern geradezu in Hochform. Es hieß darin, er habe genau gewusst, was er in den Augenblicken vor seinem Tod tat.
    Stafford und Durban lasen die Erklärungen und waren amüsiert. Sobald das neue Testament eröffnet wurde, würde man diese drei Fachleute natürlich an die frische Luft setzen und ein halbes Dutzend andere herbeischaffen, die allerlei finstere und gräßliche Mutmaßungen über den wirren Geisteszustand des armen Troy vorbringen würden.
    Dann wandten sie sich Rachel Lane zu. Viel hatte man über die reichste Missionarin der Welt nicht in Erfahrung zu bringen vermocht. Die von der Kanzlei angestellten Detektive suchten fieberhaft nach ihr.

    Den im Internet gefundenen Angaben zufolge befand sich die Zentrale der Organisation World Tribes Missions in Houston, Texas. Sie war 1920 gegründet worden und beschäftigte auf der ganzen Welt viertausend Missionare, die ausschließlich bei Eingeborenenstämmen tätig waren. Ihr einziges Ziel war es, jedem noch so fern von der Zivilisation lebenden Stamm auf der Welt die Frohe Botschaft zu verkünden. Es war offensichtlich, dass Rachel ihre religiösen Vorstellungen nicht von ihrem Vater geerbt hatte.
    Gegenwärtig kümmerten sich Missionare von World Tribes um nicht weniger als achtundzwanzig Indianerstämme in Brasilien, mindestens zehn in Bolivien und weitere dreihundert Eingeborenenvölker auf der übrigen Welt. Da diese Stämme von der modernen Zivilisation abgeschnitten waren, wurden die Missionare gründlich in Überlebenstechniken, Sprachen und Medizin ausgebildet.
    Mit großer Aufmerksamkeit las Josh den Bericht eines Missionars, der sieben Jahre lang unter einer Art Wetterschutzdach im Urwald gelebt und sich bemüht hatte, so viel von der Sprache des primitiven Stammes zu lernen, dass er sich mit dessen Angehörigen verständigen konnte. Von einem Umgang mit ihm hatten die Indianer, die so gut wie

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