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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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goldberingte Hand vor den Mund.
    Betrübt nickte Cody.
    Am Abend besichtigten sie ein leerstehendes Haus, das viereinhalb Millionen kosten sollte, und überlegten sich ernsthaft, ein Kaufangebot abzugeben. Lee hatte nur selten mit so betuchten Kunden zu tun und war daher inzwischen in helle Aufregung geraten.
    Der vierundvierzigjährige Rex, TJs jüngerer Bruder, war zum Zeitpunkt von Troys Tod das einzige seiner Kinder, gegen das ein strafrechtliches Untersuchungsverfahren lief. Seine Schwierigkeiten gingen auf den Bankrott einer Bank zurück, der zahllose Prozesse und Untersuchungen nach sich zog. Schon seit drei Jahren waren Bankrevisoren und das FBI mit eingehenden Nachforschungen beschäftigt.
    Um seine Verteidigung und seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren, hatte Rex im Gebiet von Fort Lauderdale eine ganze Reihe Oben-ohne-Lokale und Striptease-Clubs aus dem Nachlass eines Mannes erworben, der bei einem Schusswechsel getötet worden war. Das Geschäft mit der nackten Haut war einträglich, denn Gäste kamen in großer Zahl. Da die Entnahme größerer Barbeträge keine Schwierigkeiten bereitete, konnte er aus jedem seiner sechs Etablissements Monat für Monat etwa viertausend Dollar in die eigene Tasche stecken, ohne den Bogen zu überspannen, insgesamt rund vierundzwanzigtausend Dollar, steuerfrei.
    Die Lokale waren auf den Namen seiner Frau Amber Rockwell eingetragen, eine ehemalige Stripperin, die er eines Nachts an einer Bartheke kennengelernt hatte.
    Es verursachte ihm keine geringe Besorgnis, dass sein ganzer Besitz auf ihren Namen lief. Kaum jemand kannte Ambers Vergangenheit, und so spielte sie züchtig bekleidet, ohne Make-up und die schrägen Schuhe in den Kreisen, in denen die beiden in Washington verkehrten, glaubwürdig die Rolle der achtbaren Frau. Doch im tiefsten Inneren war sie eine Hure, und die Tatsache, dass sie alles besaß, brachte den armen Rex manche Nacht um den Schlaf.
    Als sein Vater starb, stand Rex bei allen möglichen Geschäftspartnern sowie Leuten, die Einlagen in seiner Bank besessen hatten, mit über sieben Millionen Dollar in der Kreide, und der Betrag wurde ständig höher. Teils besaßen diese Gläubiger Pfandrechte, teils hatten sie vollstreckbare Titel gegen ihn erwirkt.
    Doch gab es nichts zu pfänden und zu vollstrecken, da er über keinerlei verwertbares Vermögen verfügte. Nicht einmal sein Auto gehörte ihm. Er und Amber lebten in einer Mietwohnung, die Corvettes, die sie fuhren, waren geleast, und alle Papiere waren auf Ambers Namen ausgestellt. Die Clubs und Lokale gehörten einem in einer Steueroase ansässigen Unternehmen, bei dem sie die Fäden in der Hand hielt. Ihm war nicht die geringste Beziehung zu ihnen nachzuweisen. Bisher war Rex durch alle Maschen gerutscht.
    Die Ehe war so fest gegründet, wie man es von zwei Menschen mit einem so unsicheren Hintergrund erwarten konnte; sie feierten wilde Feste, und ihr halbseidener Bekanntenkreis bestand aus der Art Menschen, die sich vom Namen Phelan angezogen fühlten. Trotz aller finanziellen Misslichkeiten genossen sie das Leben, aber Rex machte sich große Sorgen wegen Amber und des auf ihren Namen eingetragenen Vermögens. Ein hässlicher Streit, und sie konnte verschwinden.
    Diese Sorgen hörten mit Troys Tod auf. Die Gewichte auf der Wippe hatten sich verschoben. Mit einem Mal saß Rex oben, und sein Nachname war plötzlich ein Vermögen wert. Er würde die Lokale und die Clubs abstoßen, alle Schulden auf einen Schlag begleichen und sich dann mit seinem Geld amüsieren. Eine falsche Bewegung Ambers, und sie konnte wieder auf Tischen tanzen und sich Dollarscheine in ihren String-Tanga stecken lassen.
    Rex verbrachte den Tag mit seinem Anwalt Hark Gettys. Er brauchte das Geld dringend und so bald wie möglich und bedrängte daher Gettys, Josh Stafford anzurufen und dafür zu sorgen, dass er einen Blick in das Testament werfen konnte. Rex hatte genaue Vorstellungen davon, was mit dem Geld geschehen sollte.
    Es waren gewaltige und ehrgeizige Pläne, und Hark sollte ihn bei jedem Schritt auf diesem Weg begleiten. Sein Ziel war die Herrschaft über die Phelan-Gruppe.
    Bestimmt würde sein Anteil am Aktienkapital, ganz gleich, wie der außehen mochte, zusammen mit dem TJs und dem der beiden Schwestern sie zu Mehrheitsaktionären machen. Aber da waren noch Fragen zu klären: Würde man ihnen die Aktien aushändigen, war das Vermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt oder auf irgendeine vertrackte

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