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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Durban bewunderte die ausgestopften Jagdtrophäen an den Wänden, während Josh in der Kanzlei anrief. Ein Feuer brannte im Kamin, und die Köchin erkundigte sich nach ihren Wünschen für das Abendessen.
    Montgomery, ein Mann, den Stafford persönlich ausgesucht hatte und der seit vier Jahren in der Kanzlei arbeitete, verlief sich dreimal im Häusergewirr von Houston, bis er die Zentrale der World Tribes Missions fand, die ihre Räume im Erdgeschoss eines fünfstöckigen Hauses hatte. Er parkte seinen Mietwagen und rückte sich die Krawatte zurecht.
    Zweimal hatte er mit Mr. Trill telefoniert, und obwohl er zu ihrer Verabredung eine ganze Stunde zu spät kam, schien das nichts auszumachen. Zwar war Mr. Trill höflich und zurückhaltend, machte aber nicht den Eindruck, besonders hilfsbereit zu sein. Nach Austausch der üblichen Floskeln fragte er: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche einige Angaben über eine Ihrer Missionarinnen «, sagte Montgomery.
    Trill nickte und schwieg.
    »Sie heißt Rachel Lane.«
    Trills Augen wanderten umher, als versuche er, sie sich vorzustellen. »Der Name kommt mir nicht bekannt vor. Allerdings haben wir auch viertausend Leute draußen.«
    »Sie arbeitet in der Nähe der Grenze zwischen Brasilien und Bolivien.«
    »Was wissen Sie über sie?«
    »Nicht viel. Aber wir müssen sie finden.«
    »Wozu?«
    »Eine juristische Angelegenheit«, sagte Montgomery und zögerte gerade lange genug, um diese Außage verdächtig klingen zu lassen.

    Trill runzelte die Brauen und legte die Ellbogen dicht an den Körper. Sein angedeutetes Lächeln verschwand. »Gibt es Schwierigkeiten?« fragte er.
    »Nein. Aber die Sache ist ziemlich dringend. Wir müssen unbedingt mit ihr sprechen.«
    »Lässt sich das nicht auf dem Postweg erledigen?«
    »Leider nein. Sie muss an der Sache mitwirken und außerdem einen Schriftsatz unterschreiben.«
    »Vermutlich handelt es sich um eine vertrauliche Angelegenheit.«
    »Äußerst vertraulich.«
    Etwas klickte, und Trills Stirnfalten glätteten sich ein wenig. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.« Er verschwand aus dem Raum, und Montgomery hatte Gelegenheit, die spartanische Einrichtung zu betrachten. Der einzige Schmuck im Raum war eine Anzahl vergrößerter Aufnahmen von Indianerkindern an den Wänden.
    Trill war wie ausgewechselt, als er zurückkehrte. Er blieb stehen und sagte förmlich, ohne zu lächeln und ohne die geringste Bereitschaft, ihm behilflich zu sein: »Tut mir leid, Mr. Montgomery. Wir können nichts für Sie tun.«
    »Befindet sie sich in Brasilien?«
    »Bedaure.«
    »Bolivien?«
    »Bedaure.«
    »Gibt es sie überhaupt?«
    »Ich kann Ihre Fragen nicht beantworten.«
    »Nichts?«
    »Nichts.«
    »Kann ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen?«
    »Sicher.«
    »Wo ist er?«
    »Im Himmel.«
    Nach dem Abendessen, das aus gewaltigen Steaks mit Pilzsoße bestand, zogen sich Josh Stafford und Tip Durban in einen wohnlichen Aufenthaltsraum zurück, in dem ein Feuer brannte. Ein anderer Butler, ein Mexikaner in gestärkten Jeans und weißem Jackett, stellte ihnen sehr alten schottischen Single-Malt-Whisky aus Mr.
    Phelans Beständen hin. Dazu ließen sie sich Havannazigarren bringen. Auf einer irgendwo versteckten Stereoanlage sang Pavarotti Weihnachtslieder.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Josh, während er ins Feuer sah. »Wir müssen jemanden hinschicken, der diese Rachel Lane für uns findet, nicht wahr?«
    Da Tip gerade einen kräftigen Zug aus seiner Zigarre nahm, nickte er nur.
    »Wir können nicht irgend jemanden dorthin schicken. Erstens muss er Anwalt sein, weil die juristischen Hintergründe erklärt werden müssen. Außerdem muss es wegen der Vertraulichkeit der Sache jemand aus unserer Kanzlei sein.«
    Tips Mund war voll Rauch. Er nickte wieder.
    »Wen also können wir schicken?«
    Langsam stieß Tip den Rauch durch Mund und Nase aus, So dass er sein Gesicht umnebelte. »Wie lange wird das dauern?« fragte er schließlich.

    »Ich weiß nicht, aber schnell geht es bestimmt nicht. Immerhin ist Brasilien fast so groß wie die Vereinigten Staaten ohne Alaska und Hawaii, ein Land voller Urwälder und Gebirgszüge. Manche Menschen dort leben so weit von der übrigen Welt weg, dass sie noch nie ein Auto gesehen haben.«
    »Ich fahr da nicht hin.«
    »Auch mit ortskundigen Führern kann das ohne weiteres eine Woche dauern.«
    »Gibt es da nicht sogar Kannibalen?«
    »Nein.«
    »Anakondas?«
    »Beruhigen Sie sich, Tip. Sie sollen ja gar nicht

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