Das Teufelskind
Glanz zu sehen, dieses Tier sah aus wie ein streunender Kater, so wie sie zu Hunderten überall herumliefen und sich mit anderen Tieren herumschlugen. Sie besaß auch einen dreieckigen Kopf, die Ohren waren aufgerichtet, und das genau störte mich etwas. Es war das Gesicht. Ich hatte noch nie so ein böses Katzengesicht gesehen. Gelbe Augen, ohne Pupillen, dazu ein Maul, das weit aufgerissen war und lange spitze Zähne sehen ließ. Wie kleine Messer ragten sie aus beiden Kiefern und trafen sich in der Mitte.
Ein kleines, dennoch furchterregendes Geschöpf. Ich konnte mir gut vorstellen, daß Nadine anders reagierte, trotzdem war es von der Wölfin eine Uberreaktion gewesen.
Die Augen des furchterregenden Geschöpfs blickten grausam, böse und kalt. Ein Blick den ich mit einem Messer vergleichen konnte, und der nicht uns traf, sondern allein Nadine.
Ihr Heulen ebbte ab. Es wurde zu einem Jaulen, das sich sehr kläglich anhörte, und Nadines Fell sträubte sich ebenfalls, wobei sich die Wölfin sogar zurückzog.
Das verstand ich nicht. Seit wann hatte sie Angst vor einer Katze? Jetzt drängten wir uns in den Raum, auch Sheila war gekommen, ziemlich blaß im Gesicht.
»Was ist denn los?« flüsterte sie.
Bill deutete auf das Fenster »Die Katze.«
»Aber das ist doch Devil!«
»Wer?« fragte ich, da ich mich über den Namen gewundert hatte, denn Devil heißt Teufel.
»Das ist die Katze von Lydia. Wir haben sie ein paarmal gesehen, denn sie brachte sie mit.«
»Ach so«, sagte ich und ging langsam auf das Fenster zu, während Bill seinen Kommentar gab und von einem widerlichen Tier sprach. Die Katze rührte sich nicht. Devil hieß sie, und wie ein kleiner Teufel kam sie mir auch vor.
Mein Gedankenapparat arbeitete auf Hochtouren. Ich spürte schon längst, daß etwas in der Luft lag. Da war dieses seltsame Mädchen Lydia, hinzu kam die Überreaktion der Wölfin und jetzt die Katze. War sie überhaupt normal?
Ich wollte einen Test mit dem Kreuz vornehmen, doch das Tier spielte mir einen Streich. Vielleicht hatte es geahnt, was ich vorhatte, denn es bewegte sich blitzschnell und sprang von der Fensterbank. Auch ich wandte mich um.
»Weg«, sagte Sheila, »sie ist weg!«
Ich reagierte nicht, sondern blickte auf Nadine, die sich erhob und mit zitternden Flanken stehenblieb, als stünde sie unter einer stromstoßartigen Erregung.
Ratlos erschienen mir die beiden Conollys. Auch ich wußte im Moment nicht weiter und runzelte die Stirn. »Findet ihr es nicht seltsam, wie Nadine auf diese Katze reagierte?«
»Ja, das schon«, meinte Bill.
»Und ihr kennt das Tier?«
Der Reporter hob die Schultern. »Wir haben es ein paarmal bei Lydia gesehen, allerdings ist die Katze nie mit ins Haus gekommen. Beim erstenmal dachten wir an einen streunenden Kater, bis wir erfuhren, daß es eben zu Lydia gehörte. Das ist alles.«
»Devil«, murmelte ich. »Ein sehr passender Name, wie ich meine. Wirklich. Ist euch das nicht aufgefallen?«
»Was?« fragte Sheila.
»Daß man seine Katze Devil nennt.«
»Unsinn, John.« Bill winkte ab. »Denke mal nach, welche Namen man Tieren gibt. Nein, da fällt Devil nicht aus dem Rahmen.«
»Trotzdem interessiert mich das Tier«, erklärte ich. »Ich würde es mir gern einmal ansehen. Der Blick gefiel mir überhaupt nicht, Freunde. Und auch das Gebiß nicht.«
»Glaubst du an einen dämonischen Einfluß?« wollte Sheila wissen, wobei sie ihre Hände zusammenkrampfte.
»Es ist alles möglich«, wich ich aus.
»Das hätten wir doch bemerkt«, mischte sich Bill ein.
»War sie euch jemals schon so nahe?«
Der Reporter runzelte die Stirn. »Wenn du so direkt fragst, muß ich mit Nein antworten.«
»Da hast du es.«
»Soll ich mitgehen?«
Ich nickte meinem Freund zu. »Klar. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, den kleinen Teufel einzufangen. Aber Nadine lassen wir hier.«
Die Wölfin hatte ihren Namen gehört, drehte sich und schaute zu mir hoch, während ich lächelte.
»Bleib du bei ihr«, nickte ich Sheila zu, während ich mich schon zur Tür wandte.
Kommentarlos verließen wir das Kinderzimmer. Kurz vor Erreichen der Haustür fragte mich Bill: »Hör mal, John, glaubst du, daß sich Johnny in Gefahr befindet?«
»Ich will es nicht hoffen.«
»Aber er spielt doch nicht zum erstenmal mit Lydia!« Der Reporter schaute mich so beschwörend an, als wollte er mir meinen Verdacht durch Blicke austreiben.
»Ich weiß es nicht, Bill, und deshalb möchte ich ja die entsprechende
Weitere Kostenlose Bücher