Das Teufelskind
Menschen nicht an, sondern zogen sich zumeist von ihnen zurück.
Uns aber hatte das Tier attackiert, und ich glaubte sogar, daß sie ein Haßgefühl gegen uns besaß, denn wie sie gefaucht hatte, das war mehr als unnormal.
Sheila erwartete uns in der Diele. Sie hatte uns kommen sehen. »Nun?« fragte sie.
»Das ist wirklich ein Teufel«, erklärte ihr Mann. »Dieses Bist wollte uns doch tatsächlich an die Kehle.«
»Was?«
»Ja, sie griff John an.«
Ich schloß die Tür, und Sheila fragte mich: »Was sagst du denn dazu?«
Ich hob die Schultern. »Eine konkrete Meinung habe ich nicht, finde jedoch, daß Johnny zurückkommen sollte.«
»Du siehst ihn in Gefahr?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber wenn diese Katze mich schon angreifen wollte, aus welchem Grunde sollte sie Johnny dann in Ruhe lassen. Das Tier ist unberechenbar.«
»Ja, das stimmt.« Sheila schaute ihrem Mann ins Gesicht. »Weißt du was, Bill, rufe bei Lydias Tante an und sage ihr, daß sie Johnny nach Hause schicken soll. Wir können ihm ja entgegengehen.«
»Das hatte ich vor«, erklärte der Reporter und ging in den großen Wohnraum zurück Wir folgten ihm.
Ich zündete mir eine Zigarette an und ließ mich auf einer Sessellehne nieder, um Bill zuzuschauen. Die Nummer mußte er aus einem Register heraussuchen und tippte sie anschließend.
Bill preßte den Hörer ans Ohr. Er wartete darauf, daß sich jemand meldete. Sein Minenspiel veränderte sich von Sekunde zu Sekunde. Das Gesicht wurde immer länger, die Lippen zuckten, und auch Sheila veränderte ihre Farbe.
Nach dem achten Durchklingeln ließ der Reporter den Hörer sinken. Er räusperte sich, bevor er sagte: »Da meldet sich keiner…«
***
Martha hatte den Schlüssel, und sie stand da wie eine Wand, wobei sie noch grinste.
»Willst du ihn?« fragte sie zischend.
Johnny nickte, holte tief Luft und flüsterte: »Bitte, gib ihn mir! Ich will nach Hause.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, mein Kleiner, du kannst nicht mehr nach Hause. Nie mehr…«
Johnny brauchte Sekunden, um die Worte zu begreifen. »Nie mehr?« hauchte er.
»Ja, nie mehr…«
»Aber ich…« Er schluckte. »Meine Mummy und mein Daddy warten. Auch Onkel John. Ich muß nach Hause, ich habe es ihnen doch versprochen. Wenn ich nicht komme, dann machen sie sich Sorgen.«
»Das sollen sie ruhig Kleiner. Sie sollen sich Sorgen machen, und sie werden ihren kleinen Sohn nicht mehr wiedersehen.« Sie kicherte lang anhaltend, während sie abermals in die Tasche ihres Kleides griff und den Schlüssel verschwinden ließ.
»Und nun kommst du mit«, sagte sie. »Lydia hat dir doch schon dein kleines Geschenk gezeigt, nicht wahr?«
»Ich will aber nicht in einen Sarg!« Johnny begann zu schreien und weinte auch. All seine Angst machte sich Luft, sie mußte sich einfach freie Bahn verschaffen, während Martha so lange zuschaute, bis es ihr zuviel wurde und sie Johnny mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.
»Halt jetzt endlich dein Maul!« fuhr sie ihn an. »Dein Geschrei hört hier niemand!«
Johnny nickte.
Hart faßte sie das Handgelenk des Kleinen und zog ihn ruckartig vor, so daß Johnny fast sein Gleichgewicht verloren hätte. »Dein kleiner Sarg wartet, wir haben ihn nicht umsonst gekauft. Der Teufel will eine Kinderseele!« flüsterte sie voller Grausamkeit. »Und wir haben bewußt dich für ihn ausgesucht. Die Insel ist schon längst bereit. Sie wartet auf dich, mein Kleiner. Dort wirst du der Hölle geopfert, um dem Satan zu beweisen, wie sehr wir auf seiner Seite stehen.« Sie lachte, als sie dies gesagt hatte.
»Tante Martha?« Von der Treppe her klang Lydias Summe auf.
»Was willst du denn?«
»Ist er noch da?«
»Und ob er noch da ist. Er wollte zwar fliehen, aber ich habe dem einen Riegel vorgesetzt. Dieser kleine Bengel macht nichts als Schwierigkeiten, aber die werden wir ihm austreiben, darauf kannst du dich verlassen!« fuhr sie gleichzeitig Johnny an.
Ein grelles Geräusch schallte plötzlich durch die Halle und ließ die Frau heftig zusammenzucken.
Das Telefon meldete sich.
Damit hatte die Hagere nicht gerechnet. Sie blieb stehen und stoppte auch Johnny.
»Das ist meine Mummy«, sagte der Kleine. »Sie macht sich Sorgen. Sie will mich…«
»Halt dein Lästermaul!« fuhr die Frau ihn an.
Johnny schwieg. Solche Töne war er nicht gewohnt. Zu Hause wurde hin und wieder auch mit ihm geschimpft, doch nicht auf diese schlimme Art und Weise.
Die Frau war unschlüssig stehengeblieben. Mit
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