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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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dieser Täter war zu gerissen, um einem überwältigten Cop die Waffe zu lassen, sogar wenn dieser bewusstlos war. Nein, er würde sie zumindest wegwerfen, falls er sie nicht mitnehmen wollte. Bell hatte gefolgert, dass der Täter den Schuss irgendwie selbst abgegeben und die Waffe zurückgelassen hatte, um den Eindruck zu erwecken, Pulaski sei der Schütze gewesen. Warum? Um die Beamten von der Vorderseite des Gebäudes wegzulocken.
    Und wieso das? Die Antwort lag auf der Hand: Damit sie die Wagen aus den Augen ließen.
    Der Crown Victoria war nicht abgeschlossen gewesen, was bedeutete, dass der Täter womöglich einen Sprengsatz darin versteckt hatte. Also hatte Bell sich den Schlüssel des verriegelten Chevy geben lassen, mit dem Martinez und Lynch hergekommen waren. Dann hatte er Geneva mit Höchstgeschwindigkeit aus der Gefahrenzone gebracht und seine Kollegen davor gewarnt, sich dem Ford zu nähern, bevor das Bombenkommando den Wagen überprüft hatte. Die Spezialisten hatten den Unterboden und Innenraum des Crown Victoria mit ihren Glasfaserkameras in Augenschein genommen und die Vorrichtung unter dem Fahrersitz entdeckt.
    Sachs untersuchte nun sowohl den Wagen und dessen nähere Umgebung als auch die Gasse, in der Pulaski überfallen worden war. Sie fand nicht viel mehr als die Abdrücke von Bass-Halbschuhen, die bestätigten, dass es sich bei dem Angreifer um Täter 109 gehandelt hatte, und eine weitere primitive Vorrichtung: Eine Patrone aus Pulaskis Dienstwaffe war mit einem Gummiband an einer brennenden Zigarette befestigt worden. Der Täter hatte sie in der Gasse zurückgelassen und sich auf die Vorderseite des Gebäudes geschlichen. Der vermeintliche Schuss hatte die Beamten nach hinten gelockt und ihm die Gelegenheit verschafft, die Gasfalle in Bells Wagen zu installieren.
    Verdammt, wie raffiniert, dachte Sachs mit einer gewissen Bewunderung.
    Es gab keinen Hinweis darauf, dass sein Partner, der Schwarze mit der Armeejacke, sich ebenfalls hier aufgehalten hatte oder noch aufhielt.
    Amelia setzte ein weiteres Mal die Maske auf und untersuchte sorgfältig die Glasteile der Apparatur, aber es fanden sich weder Abdrücke noch andere Hinweise, was niemanden überraschte. Vielleicht würden das Zyankali oder die Säure ihnen weiterhelfen. Entmutigt erstattete sie Rhyme einen vorläufigen Bericht.
    »Und wo hast du gesucht?«, fragte er.
    »Nun, im Wagen und in der Gasse rund um Pulaski. Außerdem bei den Zugängen zur Gasse und auf der Straße, wo er sich dem Ford genähert hat – in beiden Richtungen.«
    Es herrschte einen Moment Stille, während Rhyme nachdachte.
    Sachs war verunsichert. Hatte sie etwas übersehen? »Was meinst du, Rhyme?«
    »Du hast genau nach Vorschrift gehandelt, Sachs. Das waren die richtigen Stellen. Aber hast du dir den Tatort in seiner Gesamtheit vergegenwärtigt?«
    »Kapitel zwei deines Buches.«
    »Gut. Wenigstens eine Person hat es gelesen. Aber hast du auch getan, was dort steht?«
    Obwohl die Untersuchung eines Tatorts immer unter Zeitdruck stattfand, vertrat Rhyme die Ansicht, dass jeder Ermittler sich bemühen sollte, den Ablauf des jeweiligen Verbrechens in einem Gesamtzusammenhang zu sehen. Für sein forensisches Lehrbuch hatte er als Beispiel einen tatsächlichen Mord in Greenwich Village gewählt. Der primäre Tatort war die Wohnung, in der man das erdrosselte männliche Opfer gefunden hatte. Der sekundäre Tatort war die Feuertreppe, über die der Mörder geflohen war. Erst am dritten und zunächst unwahrscheinlichen Schauplatz hatte Rhyme jedoch ein Streichholzbriefchen mit den Fingerabdrücken des Täters gefunden: in einer Schwulenbar, drei Blocks entfernt. Niemand hätte daran gedacht, dort nach Spuren zu suchen, wären Rhyme im Apartment des Opfers nicht die Pornovideos des offenbar homosexuellen Mannes aufgefallen. Die daraufhin durchgeführte Befragung in der nächstgelegenen Schwulenbar förderte einen Barkeeper zutage, der das Opfer kannte und sich daran erinnerte, dass es früher an jenem Abend in dem Lokal mit einem anderen Mann zusammengesessen hatte. An der fraglichen Stelle der Theke lag das besagte Streichholzbriefchen, auf dem im Labor Fingerabdrücke gesichert werden konnten, die direkt zum Mörder führten.
    »Lass uns zusammen überlegen, Sachs. Er denkt sich einen improvisierten, aber keineswegs simplen Plan aus, um unsere Leute abzulenken und die Vorrichtung in dem Wagen zu platzieren. Das bedeutet, er muss wissen, wo alle Beteiligten sich

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