Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Detective war nervös und wirkte heute besonders zerknittert. Er trug eigentlich das Gleiche wie immer: ein helles Hemd und einen dunklen Anzug. Rhyme fragte sich, ob es dieselben Sachen wie am Vortag waren. Es sah so aus. Ja, da auf dem Jackettärmel war ein winziger Blutspritzer von dem Mord vor dem Museum – als würde Sellitto auf diese Weise irgendwie Buße tun wollen.
    Es klingelte an der Tür.
    Kurz darauf kehrte Thom mit einem hochgewachsenen, schlaksigen Mann zurück. Blass, gebeugte Haltung, struppiger Vollbart und braunes, lockiges Haar. Er trug ein gelbbraunes Kordsakko, eine braune Hose und Birkenstock-Sandalen.
    Sein Blick wanderte durch das Labor, richtete sich dann auf Rhyme und musterte ihn. »Ist Geneva Settle hier?«, fragte der Mann mit ernster Miene.
    »Wer sind Sie?«, fragte Sellitto.
    »Wesley Goades.«
    Ah, der Justiz-Terminator – der doch keine fiktive Person war, wie Rhyme ein wenig überrascht feststellte. Sellitto ließ sich den Ausweis des Mannes zeigen und nickte.
    Die langen Finger des Anwalts rückten ständig das Metallgestell der dicken Brille zurecht oder zupften geistesabwesend an seinem langen Bart. Er schien niemandem länger als eine halbe Sekunde in die Augen blicken zu können. Rhyme fühlte sich unwillkürlich an Genevas Freundin erinnert, die Kaugummi kauende Lakeesha Scott.
    Goades gab Thom seine Visitenkarte, der sie wiederum Rhyme zeigte. Der Anwalt war Leiter der Central Harlem Legal Services Corporation – einer Rechtshilfekanzlei – und als solcher der American Civil Liberties Union angeschlossen – der Vereinigung zum Schutz der Bürgerrechte. Das Kleingedruckte am unteren Rand besagte, dass seine Lizenz sich auf den Staat New York erstreckte, die Bundesgerichte in New York und Washington D.C. sowie den U.S. Supreme Court – das oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten.
    Vielleicht hatte seine Arbeit als Vertreter kapitalistischer Versicherungsgesellschaften ihn letztlich die Seiten wechseln lassen.
    Goades registrierte Rhymes und Sellittos fragende Blicke. »Ich war nicht in der Stadt. Dann habe ich erfahren, dass Geneva gestern in meinem Büro angerufen hat. Sie sei angeblich Zeugin eines Verbrechens gewesen. Ich wollte bloß mal nach ihr sehen.«
    »Es geht ihr gut«, sagte Rhyme. »Man hat versucht, sie zu ermorden, aber wir lassen sie rund um die Uhr bewachen.«
    »Wird sie hier festgehalten? Gegen ihren Willen?«
    »Nein, festgehalten wird sie nicht«, sagte der Kriminalist mit entschiedener Stimme. »Sie ist bei sich zu Hause untergebracht.«
    »Bei ihren Eltern?«
    »Einem Onkel.«
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte der nach wie vor ernste Anwalt, schaute von Gesicht zu Gesicht, zu den Wandtafeln, den Geräten, den Kabeln.
    Wie üblich widerstrebte es Rhyme, einen aktuellen Fall mit einem Fremden zu erörtern, aber Goades verfügte vielleicht über hilfreiche Informationen. »Wir glauben, jemand ist nervös geworden, weil Geneva für ein Schulprojekt gewisse Nachforschungen anstellt. Über einen ihrer Vorfahren. Hat sie Ihnen gegenüber diesbezüglich je etwas erwähnt?«
    »Oh, geht es um einen ehemaligen Sklaven?«
    »Genau.«
    »So habe ich sie kennen gelernt. Sie kam letzte Woche in mein Büro und hat mich gefragt, ob ich wüsste, wo sie New Yorker Strafakten aus dem neunzehnten Jahrhundert herbekommen könnte. Ich ließ sie ein paar meiner Bücher durchblättern, aber es ist fast unmöglich, dermaßen alte Unterlagen zu finden. Ich konnte ihr nicht helfen.« Der hagere Mann hob eine Augenbraue. »Sie wollte mich sogar für meine Zeit bezahlen. Nicht mal die meisten meiner Klienten tun das.«
    Goades sah sich noch einmal im Raum um und wirkte zufrieden, dass die Situation war, was sie zu sein schien. »Stehen Sie kurz davor, den Täter zu fangen?«
    »Es gibt ein paar Spuren«, sagte Rhyme unverbindlich.
    »Nun, dann richten Sie ihr bitte aus, dass ich hier war, ja? Und falls sie noch etwas braucht, kann sie mich jederzeit anrufen.« Er wies auf seine Visitenkarte und ging hinaus.
    Mel Cooper lachte leise auf. »Ich wette hundert Dollar, dass er auch schon mal die Rechte einer Sumpfohreule vertreten hat.«
    »Ich halte nicht dagegen«, murmelte Rhyme. »Womit haben wir eigentlich all diese Ablenkungen verdient? Zurück an die Arbeit. Na los!«
    Zwanzig Minuten später trafen Bell und Geneva mit einem Karton voller Dokumente und anderer Gegenstände ein, die ein Streifenbeamter aus der Wohnung der Großtante zu ihnen aufs Revier

Weitere Kostenlose Bücher