Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
hastiges Flüstern, dann blickte das Gesicht einer älteren Farbigen um die Ecke. Die Frauen verschwanden in der Wohnung, und die Tür schloss sich, worauf das Geräusch mehrerer Ketten und Riegel folgte. Der Detective und das Mädchen liefen die Treppe hinab. Auf jedem Absatz hielt Bell kurz inne, um sich zu vergewissern, dass von unten keine Gefahr drohte. Er hatte die große schwarze Automatik gezogen.
    Geneva sagte nichts, sondern biss die Zähne zusammen. Die Wut in ihr war wieder da.
    Im Eingangsbereich blieben sie stehen. Der Detective schickte Geneva in eine dunkle Ecke und schirmte sie mit seinem Körper ab. »Luis?«, rief er.
    »Das Erdgeschoss ist sicher, zumindest vorläufig«, ertönte ein lautes Flüstern aus dem düsteren Korridor, der zur Hintertür führte.
    »Pulaski ist noch am Leben«, meldete sich Barbes ruhige Stimme. »Er hatte seine Waffe in der Hand – eine Patrone fehlt. Das war der Schuss, den wir gehört haben. Es gibt keine Anzeichen, dass er etwas getroffen hat.«
    »Was sagt er?«
    »Er ist bewusstlos.«
    Demnach ist der Kerl vielleicht abgehauen, dachte Bell.
    Oder er hatte etwas anderes geplant. War es sicherer, hier auf Verstärkung zu warten? Das wäre der logische Schluss, aber die eigentliche Frage lautete: War es die richtige Reaktion auf die Absicht von Täter 109?
    Bell traf eine Entscheidung.
    »Luis, ich bringe sie von hier weg. Sofort. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Alles klar, Boss.«
     
    Thompson Boyd befand sich wieder in dem ausgebrannten Gebäude auf der anderen Straßenseite.
    Bis jetzt funktionierte sein Plan.
    Er hatte den Cop niedergeschlagen und aus dessen Glock eine Patrone entnommen. Diese hatte er mit einem Gummiband an einer brennenden Zigarette befestigt, die als Lunte fungierte, und den selbst gebastelten Knallkörper dann in der Gasse platziert. Die Waffe hatte er dem Bewusstlosen in die Hand gedrückt.
    Dann hatte er die Maske abgesetzt und war durch eine weitere Gasse östlich des Gebäudes auf die Straße gelangt. Als die Zigarette die Treibladung der Patrone explodieren ließ und die beiden Cops in Zivil außer Sicht verschwanden, war er zu dem Crown Victoria gerannt. Er hatte Werkzeug dabeigehabt, um die Tür zu öffnen, aber sie war nicht einmal abgeschlossen gewesen. Aus der Einkaufstüte hatte er die vorbereiteten Teile genommen, zusammengesetzt und unter dem Fahrersitz versteckt. Dann hatte er die Tür wieder geschlossen.
    Die improvisierte Vorrichtung war nicht besonders kompliziert: In einem flachen, breiten Gefäß mit Schwefelsäure stand ein kurzer gläserner Kerzenhalter, auf dem eine Folienkugel lag, die mehrere Teelöffel feines Zyankalipulver enthielt. Die erste Bewegung des Wagens müsste die Kugel in die Säure fallen lassen, woraufhin die Folie sich auflösen und das Gift freisetzen würde. Das tödliche Gas würde aufsteigen und so schnell wirken, dass den Insassen keine Zeit mehr blieb, eine Tür oder ein Fenster zu öffnen. Wenig später würden alle tot – oder wenigstens hirntot – sein.
    Thompson spähte durch den Spalt zwischen der Reklametafel und den Überresten der Fassade. Auf der Veranda des anderen Hauses stand der braunhaarige Detective, der den Einsatz zu leiten schien. Neben ihm befand sich der andere Mann in Zivil, zwischen ihnen das Mädchen.
    Die drei verharrten einen Moment, während der Detective die Straße absuchte, dann die Dächer, Autos und Gassen.
    In der rechten Hand hielt er eine Waffe, in der anderen einen Schlüssel. Sie hatten vor, sich in den todbringenden Wagen zu flüchten.
    Perfekt.
    Thompson Boyd wandte sich um und verließ eilig das Gebäude. Er musste von hier weg. Es waren bereits andere Cops unterwegs; die Sirenen wurden immer lauter. Draußen hörte er den Motor des Wagens anspringen. Die Reifen quietschten kurz auf.
    Atmet tief ein, forderte er die Insassen im Stillen auf. Er wollte diesen anstrengenden Auftrag endlich erledigt wissen. Doch es gab noch einen Grund: Der Tod durch Zyankali konnte äußerst qualvoll sein. Ihnen einen schnellen und schmerzlosen Tod zu wünschen, entsprach dem Verhalten einer Person mit Gefühlen, einer Person, die nicht mehr abgestumpft war.
    Traube, Kirsche, Milch …
    Atmet tief ein.
     
    Der laut aufheulende Motor schüttelte Amelia Sachs’ Hände, Beine und Rücken durch. Sie raste nach Spanish Harlem und legte erst bei Tempo hundert den dritten Gang ein.
    Rhyme und sie hatten gemeinsam die Meldung erhalten: Pulaski war verwundet worden, und der Killer

Weitere Kostenlose Bücher