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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Bitte vergib mir meine Selbstsucht und die Zerstörung, die durch meine Täuschung ausgelöst wurde.‹«
    Sachs hob den Kopf. »Unterzeichnet ist es lediglich mit ›Charles‹.«
    Am nächsten Morgen war es zu der Verfolgung mit anschließender Festnahme gekommen, von der Geneva in dem Zeitschriftenartikel gelesen hatte, als sie überfallen wurde.
    »Seine einzige Hoffnung? ›Unter Lehm und Erde begraben.‹« Rhyme überflog noch einmal den Brief, den Sachs ihm hinhielt. »Keine Einzelheiten über das Geheimnis … Und was ist in Potters’ Field geschehen? Das ist der Armenfriedhof, nicht wahr?«
    Cooper ging online und suchte eine Weile. Dann berichtete er, dass der Stadtfriedhof für Mittellose auf Hart’s Island lag, in der Nähe der Bronx. Die Insel war ursprünglich ein Militärstützpunkt gewesen; der Friedhof existierte erst seit kurz vor dem Datum, an dem Charles mit seiner Pistole zu dieser geheimnisvollen Mission aufgebrochen war.
    »Militär?«, fragte Rhyme stirnrunzelnd. In seinem Gedächtnis regte sich etwas. »Zeig mir die anderen Briefe.«
    Cooper kam der Aufforderung nach.
    »Seht nur, Charles’ Einheit wurde dort ausgehoben. Ob es damit zu tun hat? Gibt’s sonst noch was über den Friedhof?«
    Cooper las nach. »Nein. Es waren ohnehin nur zwei oder drei Treffer.«
    Rhyme musterte die Tafel. »Was, zum Teufel, hatte Charles vor? Gallows Heights, Potters’ Field, Frederick Douglass, leitende Bürgerrechtler, Kongressabgeordnete, Politiker, der Vierzehnte Verfassungszusatz … Was ist die gemeinsame Verbindung?« Nach langem Schweigen sagte der Kriminalist: »Lasst uns einen Experten hinzuziehen.«
    »Wer könnte dir das Wasser reichen, Lincoln?«
    »Ich meine keinen forensischen Wissenschaftler, sondern einen Historiker, Mel«, sagte Rhyme. »Es gibt durchaus ein paar Gebiete, auf denen ich nicht bewandert bin.«
     
     

 … Zweiundzwanzig
     
    Professor Richard Taub Mathers war groß und schlank, mit einer Haut dunkel wie Mahagoni, scharfem Blick und einem Intellekt, der vermuten ließ, dass er gleich mehrere akademische Grade vorweisen konnte. Er trug eine altmodische kurze Afrofrisur und gab sich zurückhaltend. Seine Kleidung war, nun ja, professorenhaft: Ein Tweedsakko mit Fliege (es fehlten nur die eigentlich unerlässlichen Ellbogenflicken).
    Er nickte Rhyme zu, nachdem er beim Anblick des Rollstuhls kurz gestutzt hatte, und begrüßte die restlichen Anwesenden per Handschlag.
    Rhyme hielt bisweilen Vorlesungen über forensische Wissenschaft, zumeist am John Jay oder am Fordham College. An solch erhabene Orte wie die Columbia verschlug es ihn eher selten, aber ein ihm bekannter Professor, der in D.C. an der George Washington University tätig war, hatte den Kontakt zu Mathers hergestellt, der oben im Morningside Park anscheinend eine Art Institution darstellte. Er war Professor an der juristischen Fakultät und lehrte Straf-, Verfassungs- und bürgerliches Recht. Darüber hinaus leitete er diverse Fachseminare für Examenskandidaten und hielt für die unteren Semester Vorlesungen über afroamerikanische Kultur und Geschichte.
    Mathers hörte aufmerksam zu, als Rhyme ihm schilderte, was sie über Charles Singleton und die Bürgerrechtsbewegung wussten, über sein Geheimnis und dass man ihm eventuell einen Einbruchdiebstahl angehängt hatte. Dann erzählte er dem Professor, was in den letzten beiden Tagen mit Geneva geschehen war.
    Der Mann war sichtlich schockiert. »Man hat versucht, dich zu ermorden?«, flüsterte er.
    Geneva sagte nichts, sondern sah ihn nur an und nickte kaum merklich.
    »Zeig ihm, was wir bislang haben«, wandte Rhyme sich an Sachs. »Die Briefe.«
    Mathers knöpfte sein Jackett auf und holte eine schmale modische Brille hervor. Dann las er Charles Singletons Korrespondenz sorgfältig und in aller Ruhe. Dabei nickte er gelegentlich, und einmal verzog sein Mund sich zu einem Lächeln. Als er fertig war, wandte er die Augen dennoch nicht von den Briefen ab. »Ein faszinierender Mann. Freigelassener Sklave, Farmer, Soldat beim 31. Farbigenregiment – und Teilnehmer der Schlacht von Appomattox.«
    Er las die Zeilen ein weiteres Mal, während Rhyme sich zwang, ihn nicht zur Eile aufzufordern. Schließlich nahm der Mann die Brille ab und putzte mit einem kleinen Tuch behutsam die Gläser. »Er hatte also mit dem Erlass des Vierzehnten Zusatzartikels zu tun?«, sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Der Professor lächelte erneut. Seine Neugier war eindeutig

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