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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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besteht.«
    Der Anwalt hatte Rhyme zuvor erklärt, dass die üblichen Verjährungsfristen keine Gültigkeit besaßen, falls der Beklagte eine Straftat vertuscht hatte, sodass die Geschädigten nicht von ihr erfuhren, oder falls die Geschädigten keine Klage einreichen konnten, weil beispielsweise das Gericht und die Ankläger eine sittenwidrige Absprache mit dem Verursacher des Schadens getroffen hatten, wie es im Fall Singleton geschehen war. Goades wiederholte diese Ausführungen nun.
    »Doch was auch immer Hiram Sanford getan haben mag, es hatte nichts mit meinem Mandanten zu tun – der heutigen Bank«, betonte der andere Anwalt.
    »Wir haben die Eigentumsverhältnisse der Bank den ganzen Weg zur ursprünglichen Hiram Sanford Bank and Trust Limited zurückverfolgt, die damals Charles Singletons Grundbesitz übernahm. Sanford hat die Bank als Deckmantel benutzt. Leider … muss man aus Ihrer Sicht wohl sagen.« Goades klang dabei so fröhlich, wie dies ohne Lächeln möglich war.
    Cole gab sich nicht geschlagen. »Welchen Beweis haben Sie, dass das Land im Besitz der Familie geblieben wäre? Dieser Charles Singleton hätte es 1870 für fünfhundert Dollar verkaufen und das Geld verprassen können.«
    »Wir können davon ausgehen, dass er die Farm vererben wollte.« Rhyme wandte sich an Geneva. »Was hat Charles geschrieben?«
    Das Mädchen brauchte es nicht nachzulesen. »In einem Brief an seine Frau hat er betont, er wolle die Farm niemals verkaufen. Er schrieb: ›Ich möchte den Besitz unversehrt unserem Sohn und seinen Kindern hinterlassen können; Berufe und Handelsgeschäfte kommen und gehen, die Finanzmärkte sind unbeständig, aber das Land ist Gottes große Konstante – und die Farm wird unserer Familie letztlich zu Ansehen in den Augen derer verhelfen, die es uns bislang versagen. Sie wird die Rettung unserer Kinder und der nachfolgenden Generationen sein.‹«
    Rhyme genoss seine Rolle als Einpeitscher. »Was meinen Sie wohl, wie eine Jury auf diese Worte reagieren wird? Da bleibt kein Auge trocken.«
    Cole beugte sich wütend zu Goades vor. »Oh, ich weiß, was hier abläuft. Sie stellen das Mädchen als Opfer dar, aber in Wahrheit ist es eine Erpressung. Wie bei diesen beschissenen Reparationsforderungen wegen der Sklaverei, richtig? Es tut mir Leid, dass Charles Singleton ein Sklave war. Ich bedaure, dass man ihn oder seinen Vater oder wen auch immer gegen seinen Willen hergebracht hat.« Cole fuchtelte mit dem Arm, als wolle er eine Biene verscheuchen, und sah Geneva an. »Tja, junge Dame, das war vor sehr, sehr langer Zeit. Mein Urgroßvater ist an einer Staublunge gestorben. Trotzdem verklage ich nicht die West Virginia Coal and Shale, um schnelles Geld zu machen. Ihr müsst darüber hinwegkommen. Kümmert euch um euer Leben. Falls ihr ebenso viel Zeit mit …«
    »Genug!«, fiel Hanson ihm schroff ins Wort. Sowohl er als auch seine Assistentin starrten den Anwalt wütend an.
    Cole leckte sich über die Lippen und lehnte sich zurück. »Verzeihung. Es war nicht so gemeint, wie es geklungen hat. Ich habe ›ihr‹ gesagt, wollte aber nicht …« Er sah Wesley Goades an.
    Doch es war Geneva, die das Wort ergriff. »Mr. Cole, ich empfinde genauso. Ich glaube aufrichtig an das, was Frederick Douglass gesagt hat: ›Die Menschen auf dieser Welt bekommen vielleicht nicht alles, worum sie sich bemühen, aber sie müssen sich ganz sicher um alles bemühen, das sie bekommen.‹ Ich bin nicht auf schnelles Geld aus.«
    Der Anwalt musterte sie unschlüssig. Dann senkte er den Kopf. Geneva nicht. »Wissen Sie, ich habe mit meinem Vater über Charles gesprochen und dabei einiges erfahren«, sagte sie. »Zum Beispiel, dass Charles’ Großvater in Yorubaland von Sklavenhändlern entführt und nach Virginia verschleppt wurde. Er hat seine Familie nie wiedergesehen. Charles’ Vater ist mit zweiundvierzig gestorben, weil sein Besitzer dachte, es würde billiger sein, einen neuen, jüngeren Sklaven zu kaufen, als seine Lungenentzündung behandeln zu lassen. Seine Mutter hat Charles zum letzten Mal im Alter von zwölf Jahren gesehen, denn dann wurde sie an eine Plantage in Georgia verkauft. Aber wissen Sie was?« Sie klang ganz ruhig. »Dafür will ich keinen einzigen Penny. Nein. Es ist ganz einfach. Charles wurde etwas weggenommen, das ihm sehr viel bedeutet hat. Und ich werde tun, was auch immer ich tun muss, um dafür zu sorgen, dass der Dieb nicht ungestraft davonkommt.«
    Cole murmelte noch eine

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