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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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natürlich eine Frage offen: Würden die Monate voller Strapazen nicht nur seine Muskeln und Knochen stärken, sondern auch eine heilende Wirkung haben? Ein simpler Test der motorischen und sensorischen Fähigkeiten konnte es ihm sofort verraten, aber dazu war ein Krankenhausbesuch erforderlich, und Rhyme schien irgendwie nie Zeit dafür zu finden.
    »Du kannst keine einzige Stunde erübrigen?«, pflegte Thom ihn zu fragen.
    »Eine Stunde? Eine Stunde? Seit wann dauert ein Krankenhaustermin nur eine Stunde? Und wo steht wohl dieses besagte Krankenhaus, Thom? In Nimmerland? In Oz?«
    Dr. Sherman hatte ihm schließlich das Versprechen abgetrotzt, sich dem Test zu unterziehen. In einer halben Stunde würden Rhyme und Thom zum New York Hospital aufbrechen, um sich Klarheit über seine Fortschritte zu verschaffen.
    Vorerst jedoch dachte Lincoln Rhyme nicht daran, sondern an das Radrennen, an dem er soeben teilnahm – und das eindeutig auf dem Matterhorn stattfand, herzlichen Dank. Außerdem war er besser als Lance Armstrong.
    Nachdem er fertig war, schnallte Thom ihn von dem Fahrrad ab, badete ihn und zog ihm ein weißes Hemd und eine dunkle Hose an. Dann hob er ihn in den Rollstuhl. Rhyme fuhr mit dem winzigen Aufzug ins Erdgeschoss, wo die rothaarige Amelia Sachs im Labor, dem früheren Wohnzimmer, saß und Beweise aus einem der Fälle registrierte, zu denen das NYPD Rhyme als Berater hinzugezogen hatte.
    Mit seinem einzigen noch beweglichen Finger – dem linken Ringfinger – steuerte Rhyme den leuchtend roten Rollstuhl Modell Storm Arrow per Touchpad geschickt durch den Raum zu Amelia. Sie beugte sich zu ihm herüber und küsste ihn auf den Mund. Rhyme erwiderte den Kuss und drückte seine Lippen fest auf die ihren. Einen Moment lang verharrten sie so. Rhyme genoss die Wärme ihrer Nähe, das Kitzeln ihres Haars auf seiner Wange, den lieblichen Blumenduft der Seife.
    »Wie weit hast du’s heute geschafft?«, fragte Amelia.
    »Ich könnte jetzt schon im Nordteil von Westchester sein – falls man mich nicht rechts rausgewinkt hätte.« Ein finsterer Blick zu Thom. Der Betreuer zwinkerte Sachs zu und blieb völlig ungerührt.
    Die hochgewachsene, gertenschlanke Frau trug einen marineblauen Hosenanzug und eine der schwarzen oder dunkelblauen Blusen, die sie seit ihrer Beförderung zum Detective bevorzugte. (Im Diensthandbuch der Polizei stand eine Warnung: Eine sich farblich abhebende Oberbekleidung bietet ein deutlicheres Ziel im Brustbereich. ) Die Garderobe war zweckmäßig und schlicht, ganz anders als in Amelias einstigem Job; bevor sie zur Polizei ging, hatte Sachs einige Jahre als Mannequin gearbeitet. In Hüfthöhe wölbte die Jacke sich ein wenig nach außen. Dort hing die Glock Automatik, und zwar am Bund einer Männerhose; Amelia legte unbedingten Wert auf eine Gesäßtasche, in der sie ihr eigentlich verbotenes, aber oft sehr nützliches Springmesser verstauen konnte. Und sie trug wie üblich weiche Schuhe mit gepolsterten Sohlen. Das Gehen bereitete ihr Schmerzen, denn sie litt an Arthritis.
    »Wann fahren wir los?«, fragte sie Rhyme.
    »Zum Krankenhaus? Oh, du brauchst nicht mitzukommen. Bleib lieber hier und nimm die Beweise auf.«
    »Ich bin fast fertig. Außerdem geht es nicht darum, ob ich mitzukommen brauche. Ich möchte mitkommen.«
    »Affentheater«, murmelte er. »Das wird ein Affentheater. Wusst ich’s doch.« Er wollte Thom einen vorwurfsvollen Blick zuwerfen, doch der Betreuer war weggegangen.
    Es klingelte an der Tür. Thom trat hinaus auf den Korridor und kehrte gleich darauf mit Lon Sellitto zurück. »Hallo allerseits.« Der stämmige Lieutenant, der einen seiner typischen zerknitterten Anzüge trug, nickte vergnügt. Rhyme fragte sich, was hinter der guten Laune stecken mochte. Vielleicht hatte sie mit einer kürzlich erfolgten Verhaftung zu tun oder dem NYPD-Budget für neue Planstellen oder womöglich auch nur mit der Tatsache, dass er ein paar Pfund abgenommen hatte. Das Gewicht des Detectives schwankte stark, worüber er regelmäßig klagte. In Anbetracht der eigenen Lage hatte Lincoln Rhyme wenig Verständnis dafür, wenn jemand über körperliche Makel wie zu viel Leibesumfang oder zu wenig Haar jammerte.
    Diesmal aber schien Sellittos Hochstimmung dienstlich bedingt zu sein. Der Lieutenant schwenkte einige Dokumente. »Das Urteil wurde bestätigt.«
    »Ah«, sagte Rhyme. »Der Schuh-Fall?«
    »Ja.«
    Rhyme war natürlich zufrieden, wenngleich kaum überrascht. Warum sollte er

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