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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorsichtig behandelten – Marco hielt sich vorwiegend im Bereich der männlichem Räume auf und traf für die Zimmer Manons nur aus der Ferne seine Anordnungen.
    Seit Manon in das Leben Dubois' getreten war, empfand Marco etwas wie Haß gegen die junge und hübsche Herrin. Nicht, daß sie ihn schlecht behandelt hätte – nein, sie sah ihn einfach nicht, sie tat, als sei er gar nicht vorhanden, und wenn er im Zimmer war und sie mit Dubois sprach, hatte es den Anschein, als ob er Luft für sie wäre und sie ihn gar nicht bemerkte.
    Das verletzte den Stolz Marcos und machte ihn immun gegen Manons Reize. Wenn alle Männer im Banne dieser schönen Frau standen und für ein Lächeln von ihr den Verstand verloren, so sah Marco die wahre Manon, das Biest, das hier eingedrungen war und alles zu zerstören drohte.
    Mit wachen Augen verfolgte Marco das Treiben Manons, die nächtlichen Exkursionen, die Ausfahrten in die Stadt, deren wahrer Zweck verborgen blieb, von denen Marco aber ahnte, was sie für seinen Herrn bedeuteten: Enttäuschung, Beleidigung, Betrug, Vernichtung.
    Dabei gab es für den pockennarbigen Marco nichts auf der Welt, was er mehr verehrte als Dubois. Er hatte nie vergessen, was der Krüppel für ihn getan hatte; daß er ihn aus der Gosse geholt hatte und ihm eine Heimat, ein Dach über dem Kopf, Essen und Trinken und Lohn bot. Er fühlte sich mit seinem Herrn verbunden, wachte über dessen Wohl und Wehe, wie über sein eigenes, und schwor sich, rechtzeitig einzugreifen, sofern sich ihm als Diener hoffentlich dazu Gelegenheit bot. Dieser Augenblick sollte sich nun viel eher einstellen, als Marco dachte.
    Marco schloß die Tür des letzten der unbenutzten Räume, der noch saubergemacht werden mußte, auf. Der Schlüssel knirschte in dem verrosteten Schloß. Knarrend drehte sich die Tür in den ungeölten Angeln. Das Zimmer war klein, ein ehemaliges Damenzimmer, wie das Mobiliar zeigte. Ein hübscher Schrank stand an der Wand, gegenüber ein seidenbezogenes Sofa und daneben ein kleiner Sekretär, ein zierlicher Damenschreibtisch, wie man ihn Mitte des 18. Jahrhunderts liebte.
    Schon wollte sich Marco abwenden, als er stutzte. Was war denn das? Marco rieb sich die Augen.
    Auf dem verstaubten Parkettboden zeichneten sich deutlich frische Spuren ab, Damenschuhabdrücke.
    Marco ließ sich auf die Knie nieder, um genauere Untersuchungen anzustellen. Von wem konnten diese Abdrücke stammen? Doch nur von Manon. Was hatte sie hier gewollt? In Marco erwachte der Detektiv, der in vielen Dienern schlummert.
    Die Spuren führten zu dem kleinen Schreibtisch. Dort sah Marco, daß der Stuhl frei von Staub war, ebenso die Schreibtischplatte selbst auch. Beides mußte also vor kurzem noch benutzt worden sein.
    Vorsichtig zog Marco die Schublade auf, durchwühlte sie, legte die alten, vergilbten Papiere und Briefe auf den Tisch und räumte systematisch die Fächer leer. Als er zuletzt auf ein schmales Fach stieß, sah er ein kleines Buch darin liegen. Es war mit Ziegenleder bezogen, bunt bestickt und bemalt, wie es die Marokkaner gerne herstellen und verkaufen, um sich ihren täglichen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Einen Augenblick lang zögerte Marco, seine Nachforschungen fortzusetzen. Er spürte, daß vor ihm ein schwarzes Geheimnis lag, ein ungeheuerliches vielleicht, denn warum sonst hätte Manon es hier in diesem Raum, von dem sie wußte, daß ihn nie jemand anderer betrat, verborgen gehalten?
    Marco zögerte aber nur kurz, dann griff er zu. Und nun sah er, daß das, was er in der Hand hielt, kein Buch war, sondern eine in Form eines Buches gearbeitete Ledertasche, in der lose Blätter und Briefe lagen, Bilder und ein schmaler goldener Ring.
    Marco trat mit der Tasche ans Fenster, um besser sehen zu können. Ein Bild fiel heraus, ein Foto Manons, aufgenommen in einem Schlafzimmer.
    Sie lag auf einem breiten, prunkvollen Bett; sie hielt die Augen geschlossen. Eines ihrer schlanken Beine hing über den Bettrand. Die Zehen verloren sich im weichen Fell einer kostbaren Bettvorlage.
    Ihr herrlicher Körper war nackt.
    Auf der Rückseite des Fotos stand in einer energischen Schrift ein kurzer Text:
    ›Ich danke Dir für eine wunderbare Stunde.
    Charles.‹
    Und darunter ein Datum vom vorigen Monat.
    Marco lehnte an der Fensterbank und versuchte Ruhe in den Sturm seiner Gedanken zu bringen. Schweiß brach ihm aus. Haß glühte in ihm.
    Die Hure betrügt meinen Herrn, tobte es in ihm. Die Quadrathure, die er aus dem Dreck

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