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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gewonnen habe, zu besichtigen? Oder ist da etwas im Hintergrund, das ich ahne, und genau erforschen will? Was erwartet mich? Ich hätte Manon nicht allein lassen sollen, ich hatte Marco zu ihrer Bewachung aus Paris herbeirufen sollen … Denn wenn ich zurückkomme, wird sie mich wieder belügen, und ich werde nicht die Kraft haben, sie zu fragen: Warum hast du das getan, Manon?
    Er lehnte sich zurück und zwang sich, zu schlafen.
    Der Zug raste weiter durch die Nacht. –
    Kaum hatte der Zug den Bahnhof von Monte Carlo verlassen, schlenderte Manon auf der breiten Promenade inmitten vieler anderer eleganter Menschen dahin und war sich nicht schlüssig, was sie in den zwei Tagen der Freiheit, die ihr gegeben waren, unternehmen sollte. Pietro Salerni wurde langsam langweilig – immer sagte er dasselbe, sang er die gleichen italienischen Romanzen und kokettierte er mit seinen schwarzen Augen. Paul Renoire, der Freund Charles de Santerres, war gestern abgereist, und Percy McJohn, der Forscher … mein Gott, der saß an der Tafel des Fürsten, ließ Trinksprüche über sich ergehen und erzählte von Elefantenjagden im Busch und den letzten Menschenfressern. Dabei war er gar nicht der Typ eines ausgedörrten Weltreisenden, sondern groß, breit, ein Hüne von Gestalt, mit einem scharf geschnittenen, männlichen Gesicht und einem eisernen Willen. Ein Supermann also? Nein, nicht ganz, denn er hatte einen kleinen, allerdings entscheidenden Fehler: er machte sich nichts, rein gar nichts aus Frauen. Frauen bedeuteten ihm weniger als ein Kühlschrank in Grönland oder eine Höhensonne in der Sahara. Das erzählte man sich jedenfalls von ihm.
    Manon mußte, als sie daran dachte, den Kopf schütteln über einen solchen Mann. Deshalb fuhr sie zusammen, als eine tiefe Stimme hinter ihr sagte:
    »Sie sollten nicht so sehr den Kopf schütteln, schöne Lady, das bringt das Blut nur in Wallung …«
    Sie drehte sich um und errötete wider Willen. Percy McJohn stand vor ihr, in einem zwar ungebügelten, aber doch eleganten Sommeranzug, die Hände in den Taschen. Er lachte sie breit und vertraulich an.
    Manon faßte sich rasch, lächelte zurück und setzte sich wieder in Bewegung, während McJohn sich ihr anschloß.
    »Vielleicht sollte das Blut in Wallung kommen«, sagte sie kokett. »Ich habe nämlich an einen Menschen gedacht, dessen Blut aus Eiswasser sein muß.«
    »Ach.« McJohn zog die Stirne kraus. »So etwas gibt es? Wenn es ein Mann ist, ist er ein Trottel! Zumindest, wenn er kalt bleibt in Ihrer Gegenwart, schönste Lady.«
    Manon lachte und bog den schlanken Leib zur Seite, in seine Richtung. Wie eine Schlange, dachte McJohn, wie eine Python – schillernd, schön und am Ende tödlich.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich selbst so gut charakterisieren können«, spottete Manon und blitzte McJohn mit ihren Augen an. »Bei Männern ist Erkenntnis der eigenen Schwächen meistens sehr selten.«
    »Ach, jetzt verstehe ich erst.« Der Forscher beugte sich zu ihr hinab und raunte ihr ins Ohr: »Sie hatten an mich gedacht, schöne Frau? Ich muß das leise sagen, damit es die anderen hier herum nicht hören. Sie platzen sonst vor Neid. Aber mich machen Sie damit schrecklich froh. Froh und draufgängerisch. Wenn ich schon von Ihren Gedanken Besitz ergreife – warum nicht auch von Ihrem Körper? Ein Mann wie ich zögert nicht lange, entweder gewinnt er – oder er wird abgewiesen und sucht sich ein neues Opfer.«
    Sie fühlte seinen Atem an ihrem Ohr und war davon selbst auch gleich voll Begehren. Was sind Salerni, Santerres, Renoire, Putois und alle, alle anderen gegen diesen Mann, dachte sie sehnsüchtig. Er hat die Kraft eines Elefanten und den Angriffsgeist eines Tigers. Er macht mich mit einer anderen Welt bekannt, aus der er kommt, der Welt der Raubtiere, des Dschungels, was fragt er noch? Ich gehöre ihm doch schon.
    »Sie sollten nicht so sprechen«, sagte sie mit belegter Stimme. »Eine Frau könnte von solchen Worten leicht schwach werden.«
    McJohn kniff die Augen zusammen. Es war, als blicke er über Kimme und Korn seiner Büchse auf ein Wild, um gleich wieder einmal seinen Blattschuß anzubringen.
    »Kennen Sie Indien?« fragte er mit geheimnisvoller Stimme.
    »Nein.«
    »Man hat dort eine Wunderblume, deren Samen in der flachen Hand wächst und eine herrliche Blüte treibt – in der Hand erweckt von der Körperwärme des Menschen … Ein Wunder, vielleicht – oder vielleicht nur ein Teil der Natur, die erkennen

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