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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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läßt, daß in uns die Kraft der Ewigkeit liegt. Wollen wir beide eintauchen in die schönste Form dieser Kraft, dieser Ewigkeit, die sich zwei Menschen auftut, wenn sie Liebeslust fühlen?«
    Wie er das sagt, erschauerte Manon. Er ist nicht nur ein Raubtier, das seine Beute reißt, sondern auch ein Dichter, der mit der Gewalt der Sprache seine Eroberungen macht.
    McJohn fuhr fort: »Ich habe hier in einem alten Haus eine Wohnung gemietet, in der ich meine Reisesachen unterbrachte. Ich konnte dem Fürsten nicht zumuten, zwischen ausgestopften Vögeln und Schlangen herumzulaufen. Auch ein indisches Zimmer habe ich … Wollen Sie es einmal sehen?«
    Manon nickte. Das Zimmer interessiert mich nicht, dachte sie dabei. Meinetwegen ist es indisch, chinesisch oder gar englisch. Was mich einzig und allein darin interessiert, ist das Bett, sonst gar nichts. Und nun mach schon!
    Er will mich, dachte sie. Er ist genau wie die anderen Männer. Was man sich von ihm erzählt, ist alles Quatsch. Er will mich, und ich will ihn, nichts ist einfacher als das. Er verschlingt mich jetzt schon mit seinen gierigen Augen und mir geht's nicht anders mit ihm. Nun mach schon endlich! dachte Manon ungeduldig. Das gleiche dachte auch er.
    Stumm gingen sie Seite an Seite, verließen die Promenade und erreichten die engen Gassen der Altstadt, die kaum ein Fremder betritt, es sei denn, er geht auf Abenteuer aus. In diesen Gassen hing, an von Hauswand zu Hauswand gespannten Leinen, die Wäsche; hier ließ die Kanalisation zu wünschen übrig, und aus den Türen drang das Gekeife streitender Weiber. An manchen Fenstern zeigten sich mit eindeutigen Gesten auch billige Dirnen, die ihre Glanzzeiten längst hinter sich hatten. Merkwürdige Gegend, die sich McJohn da ausgesucht hatte.
    Vor einem dunklen Haus blieb er stehen. Er kramte aus seiner Tasche einen Schlüsselbund hervor und schloß das quietschende Schloß auf. Drinnen, in einem düsteren Treppenhaus, das nur von einer schwachen Glühbirne erhellt wurde, führte er Manon zwei Treppen hoch. Oben kamen sie in einen großen Raum, der fast bis zur Decke mit Kisten, Säcken und Truhen vollgestopft war. Drei Türen führten zu Nebenräumen.
    »Mein Magazin«, sagte McJohn stolz. »Was ich in zwanzig Jahren in der ganzen Welt gesammelt habe, lagert hier geordnet und katalogisiert, wenn mich irgendein wilder Stamm einmal mit Giftpfeilen spicken sollte, wird man mit meinem Nachlaß keine Schwierigkeiten haben.«
    Manon blickte mit gemischten Gefühlen umher. Das Zimmer wirkte beklemmend auf sie. Ein unangenehmer Geruch machte sich bemerkbar.
    Percy McJohn schien Manons Gedanken zu lesen und grinste.
    »Es sind die ausgestopften Tiere, die so riechen«, sagte er. »Auch ein präpariertes Stinktier bleibt anscheinend ein Stinktier.« Er trat zur linken Tür und klinkte sie auf. Als er das Licht anknipste, sah Manon, daß das Zimmer voll von indischen Möbeln, Diwanen und Figuren war. Ein breites Ruhebett war von dicken, weichen Teppichen und mächtigen seidenen Kissen bedeckt. An der Wand hing ein wundervoller Gobelin von der Tempelstadt Benares, während links und rechts des Bettes zwei große ebenholzgeschnitzte Kandelaber standen, in denen jetzt ein rötliches Licht schimmerte.
    Zögernd trat Manon einige Schritte vor und setzte sich auf die Kante des breiten Diwans. McJohn schloß die Tür und ließ ein brennendes Streichholz in eine goldene Räucherpfanne fallen, aus der sofort ein süßlicher, betäubender Duft emporstieg und sich in dem Raum ausbreitete.
    McJohn sagte: »Eine Kerze aus dem Brahmatempel bei Udaipur. Ich habe sie den Priestern gestohlen, weil sie wundertätig sein soll. Sie soll den Geist des Menschen in das Nirwana, in das glückliche Leben außerhalb seiner Seele führen.« Er schob einen aus Silber getriebenen, kleinen Tisch mit einer Schale frischen Obstes zum Diwan und forderte Manon auf, sich zu bedienen. Er selbst hockte sich auf einen ledernen Sitzwürfel ihr gegenüber und sah sie mit großen Augen an.
    »Ich habe versprochen, Ihnen ein Wunder zu zeigen«, sagte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. »Sehen Sie hier« – er hielt plötzlich eine lackierte Schale in der Hand – »hier haben Sie eine kleine Pflanze mit ein bißchen Erde. Es ist ein Reissetzling, der lange Monate braucht, ehe er Frucht trägt. Und hier –«, er nahm von einem kleinen Tisch im Hintergrund eine geschnitzte Flasche aus Holz, – »Hier haben Sie den Götterregen. So nennen ihn die Fakire von

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