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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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erfreut. „Ich habe Sie gesu…“
    Ein weiterer schauriger Schrei unterbrach sie. Erschrocken verstummte Melva und bemerkte, wie Thars unter diesem Laut regelrecht zusammenfuhr.
    „Ist das Cyrian?“, fragte sie halb entsetzt und halb erleichtert, weil das da draußen dann nicht Cyrians Grab sein konnte. Stumm nickte Thars.
    „Was ist geschehen? Ist er verletzt? Ich kann Lerome holen …“
    Thars nahm sie am Arm und führte sie zu einem Stuhl beim Gesindetisch. Melva ließ sich darauf sinken und glättete ihre Röcke.
    „Er ist nicht verletzt.“
    „Aber was war das für ein Schrei?“ Melva musterte das müde Gesicht ihres Gegenübers. Thars wirkte, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Dazu war er unrasiert und seine Kleidung war zerknittert.
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen, Melva. Fahren Sie nach Hause zurück und vergessen Sie bitte, dass Sie mich gefunden haben. Damit würden Sie mir einen großen Gefallen erweisen.“
    Melva sprang auf und umfasste seine Hand. „Ich weiß, wer Sie sind, Thars. Lerome hat mir gegenüber bestätigt, dass Sie das gesuchte Tier sind. Das Geheimnis ist bei uns sicher. Sie brauchen mich daher nicht aus diesem Grund fortschicken.“
    „Ein Geheimnis, das bereits zu viele kennen.“ Thars wandte sich grummelnd ab.
    „Was ist mit Cyrian?“, fragte sie sanft.
    „Mein süßer Engel“, hörte sie diesen furchteinflößenden Mann flüstern, „hat sich vor lauter Angst dasselbe Mittel injiziert, das man mir vor Monaten gab. Es nennt sich Evolution 4. “
    „Brudfor hab Gnade!“
    „Er mutiert, Melva. Und ich kann dem keinen Einhalt gebieten. Er durchleidet Furchtbares.“
    Als sich Thars wieder zu ihr umdrehte, schimmerten seine Augen feucht.
    „Kann ich helfen?“, fragte Melva erschüttert.
    „Ich wüsste nicht wie.“
    „Kann ich ihn sehen?“
    „Melva, er ist nicht mehr der niedliche junge Mann, der in Ihrer Grünen Villa gewohnt hat und sich an Erdbeeren erfreute.“
„Ich bin bereits vielen sehr kranken und auch verwachsenen Menschen begegnet, die als Patienten zu Lerome kamen. Wenn sich Cyrian so verändert hat, dann werde ich es ertragen können. Bitte Thars, Sie erwecken den Eindruck, als könnten Sie etwas Beistand gebrauchen.“
    Er senkte den Kopf und schwieg eine Weile, als ob er mit sich rang, ihre Bitte zu erfüllen oder nicht. Schließlich bot er ihr den Arm, den sie erleichtert ergriff.
    „Es wird Ihnen nicht gefallen“, warnte er sie.
    „Das glaube ich gerne. Diese Schreie gefallen mir schon nicht.“
    Thars nickte langsam.
    „Sie sind genauso gütig wie Lerome“, murmelte er. „Dabei haben Sie Schlimmes erlebt. Ihr Cousin kam des Nachts in Ihr Kinderzimmer und hob Ihre Bettdecke …“
    Melva erstarrte.
    „Nein“, stammelte sie. „Nicht!“ Hastig verdrängte sie die ungewollt geweckten Erinnerungen. Thars sprach nicht weiter, fixierte sie bloß mit seinen wissenden Augen. Keuchend holte Melva Luft.
    „Woher …?“
    „Das macht das Serum aus einem Menschen, Melva. Wir mutieren zu Monstern, zu Tieren mit übersinnlichen Fähigkeiten. Wir überspringen innerhalb von Wochen ganze Evolutionsstufen. Der Körper nimmt das ziemlich übel, denn er verändert sich innerhalb kürzester Zeit und wird zudem mit ungewohnten Reizen überflutet. Cyrian hat Schmerzen, Melva, große Schmerzen, die ihm niemand nehmen kann. Aber er muss da hindurch. Muss sich damit arrangieren. Und wenn er es geschafft hat, dann wird er ein zweites Tier sein. Mit unbekannten Nebenwirkungen …“
    Vor lauter Mitgefühl stiegen Tränen in ihr auf und liefen ihr über die Wangen.
    „Es tut mir sehr, sehr leid, Thars“, wisperte sie.
    „Fahren Sie nach Hause.“
    „Bringen Sie mich zu Cyrian.“
    Kopfschüttelnd gab Thars nach und führte sie … zur Kellertreppe.
    „Sie haben ihn im Keller eingesperrt?“
    „Mein Pate Stian hatte hier unten das Labor der Valorsaner eingerichtet. Hat Lerome Ihnen auch von den Valorsanern erzählt?“
    Melva nickte.
    „Zu dem Labor gehört ein besonders gesicherter Raum. Er ist ausbruchsicher. Genau das, was Cyrian derzeit braucht.“
    Galant half ihr Thars die Stufen hinunter – in eine völlig andere Welt. Gaslampen an den Wänden erhellten großzügige Räume, in denen lange schmale Tische standen. Staubige Schläuche, Glastrichter, bauchige Gefäße, Spatel, Rührstäbe und Pipetten befanden sich darauf, dazwischen vergilbtes Pergament, Griffel, Kerzen und Zeichnungen. Melva stellte sich weiß bekittelte Männer vor, die

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