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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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miteinander diskutierend über einen Tubus standen, geheimnisvolle Flüssigkeiten in Reagenzgläsern zusammenschütteten und gespannt auf das Ergebnis warteten. Dies war also der Ort, an dem mehrere Menschen auf eine neue Entwicklungsstufe gehoben worden und daran zerbrochen waren. Die Bitterkeit darüber schien von den fleckigen Wänden zu tropfen und mit jedem weiteren Schritt, den sie hier unten taten, wurde die Traurigkeit in Melva größer. Wie qualvoll musste es sein, wenn man in der Lage war, jede einzelne faule Seele in seinen Mitmenschen sehen zu können? Die tiefsten Geheimnisse zu erfahren, so wie ihres. Niemals hatte sie jemanden erzählt, dass ihr Cousin sie berührte hatte, auf eine ekelerregende, widerliche Weise.
    „Sie sollten Lerome davon berichten. Er wird Sie verstehen und bestimmt nicht verurteilen. Es würde Ihre Freundschaft vertiefen, wenn Sie ihm Ihr größtes Geheimnis anvertrauen.“
    Zaghaft schaute sie zu dem Mann an ihrer Seite auf. „Glauben Sie wirklich?“
    „Ich weiß es“, sagte Thars ruhig. „Wir müssen ganz nach hinten durch. Dort gibt es eine Art Fenster, durch das wir Cyrian beobachten können, ohne dass er uns von der anderen Seite entdecken kann. Diese Fenster sind sehr praktisch für die Forschung, da sich die Versuchsobjekte anders verhalten, wenn sie sich allein fühlen. Und bitte, Melva, haben Sie keine Angst.“ Beruhigend drückte er ihre Hand.
    „Ja, in Ordnung.“ Jetzt war sie ganz zittrige Neugier. Was würde sie erwarten?
    Thars führte sie in den letzten Raum. Das Fenster, das er ihr beschrieben hatte, nahm beinahe die ganze schmale Wandseite ein. Dahinter lief ein Mann wie ein unruhiger Löwe in seinem Gefängnis auf und ab. Melva blieb der Mund offen stehen. DAS sollte Cyrian sein? Es waren einzig und allein die honigblonden Locken, an denen sie ihn wiedererkannte. Die Person, die dort auf und ab wanderte, war nicht nur großgewachsen, sondern geradezu riesig, muskulös und hatte breite Schultern. Cyrian war ihr bereits in der Grünen Villa als schön erschienen, doch nun glaubte sie, einen wahrhaftigen Engel vor sich zu haben. Der junge Mann fuhr in seinem Gefängnis herum und kam direkt auf das Fenster zu. Seine Augen in dem sündhaft attraktiven Gesicht waren wild und voller Qual. Wusste er wirklich nicht, dass sie sich hinter der Scheibe befanden? Sicherlich war sie feuerrot angelaufen, denn sie konnte ihren Blick nicht daran hindern, über seinen Körper zu wandern, über die ausgeprägten Bauchmuskeln bis hin zu …
    „Oh!“ Rasch hielt sie sich die Hand vor die Augen und wandte sich ab. „Ich … ich …“
    Hinter ihr erscholl ein neuerlicher Schrei. Als sie vorsichtig über die Schulter schaute, musste sie miterleben, wie sich Cyrian, dieser neue Cyrian, gepeinigt zusammenkrümmte und in die Knie brach. Thars stand wie eine Statue da und litt sichtlich mit.
    „Brudfor!“ Sie eilte zurück zu dem Fenster und presste ihre Handflächen dagegen. „Cyrian!“, rief sie. „Cyrian, halte durch.“
    Thars fasste ihren Arm und zog sie mit sich durch das Labor.
    „Sie gehen jetzt, Melva“, sagte er mit harter Stimme. „Sie haben Cyrian gesehen und nun fahren Sie nach Hause. Kommen Sie nicht mehr hierher.“
    „Aber …“
    „Sie können nichts tun. Nichts!“ Thars hob sie kurzerhand hoch und lief mit ihr die Treppe hinauf. Ehe sie protestieren konnte, stand sie bereits im Freien und vor ihrer Nase klappte die Tür zu.

    Thars lauerte vor dem Fenster und beobachtete jede Bewegung Cyrians. Die Wandlung schien abgeschlossen zu sein und der Verstand seines Engels begann allmählich mit neuer Kraft zu arbeiten. Die Verwirrung und die Reizüberflutung durch die neuen Fähigkeiten klangen nach und nach ab. Erinnerungen kehrten zurück.
    Thars konnte miterleben, wie sich Cyrian gerade selbst entdeckte. Staunend untersuchte der Engel seinen neuen Körper, berührte mit verzerrter Miene das herzförmige Brandmal auf seinem Schenkel und erhob sich dann mit einer fließenden, vollkommenen Bewegung. Misstrauisch schaute er sich schließlich um, bis er auf das Fenster zutrat und es mit den Fingerspitzen berührte.
    „Thars?“, formten seine Lippen. Zu hören war durch diese besondere Konstruktion nichts. Auch Thars hob die Hand und legte sie an der Stelle gegen die Scheibe, an der sich Cyrians Finger befanden.
    „Mein Engel“, flüsterte er liebevoll.
    „Thars? Bist du da, Thars?“ Panik glomm in den dunklen Augen auf.
    „Keine Angst, Engel. Ich bin

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