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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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kaufte sich deshalb ein Wappen, das zum Familienzeichen wurde.
    Es galt als hochgradig unhöflich, jemanden mit seinem Steuernamen anzusprechen, darum durfte selbst Abschaum wie er hochgestellte Persönlichkeiten beim Vornamen rufen.
    Die Straße „Am Niederweiler“ gehörte zu den erbärmlichsten und dreckigsten Gossen von Hockenbruck, wo selbst die Stadtgarde sich bloß hineinwagte, wenn sie zwingende Gründe dafür hatte und mehrere Hundertschaften zusammentrommeln konnte.
    „Du solltest meine Fragen beantworten, junger Mann, sonst könnte es sehr unangenehm für dich werden.“
    Der Besitzer der dunklen, gierigen Stimme trat in Cyrians Blickfeld. Dieser Mann stank nach teuren Zigarren, kostbarer Kleidung und sexuelle Erregung, gleichgültig wie kühl und sachlich er zu sprechen versuchte.
    Brudfor, meine Nase ist nur ein bisschen besser als vorher. Ich ahne, was du zu durchleiden hast, Thars!
    Er musste sich rasch etwas ausdenken, auf Folter hatte Cyrian keine Lust.
    „Sie sind sicherlich Herr Kiros, nehme ich an?“, fragte er aufs Geratewohl.
    Überrascht zog der Widerling eine Augenbraue hoch und legte die Schere beiseite, die er gerade ergriffen hatte.
    „Thars hat oft von Ihnen erzählt, er hat eine hohe Meinung von Ihnen.“
    Reden, schmeicheln, umgarnen! Lenk ihn ab, mach ihn scharf! Mit runtergelassenen Hosen kannst du ihn vielleicht überwältigen!
    „Hat er das?“
    „Ja, wirklich. Er bewundert Ihre, äh, Objektivität.“
    Rasch kramte Cyrian in seiner Erinnerung, was er aus den Notizen von Thars’ Vater über Kiros erfahren hatte.
    „Sie sind nicht so von Eifer und Überheblichkeit geblendet wie die meisten anderen Valorsaner. Sie haben auch die wirtschaftlichen Aspekte im Blick und denken mehr an das Gesamtprojekt als an die einzelnen Möglichkeiten, was Evolution bieten könnte. Crimson etwa ist viel zu stark auf seinen Ruhm aus und schert sich nicht darum, was oder wen er dafür alles opfern muss.“
    Kiros versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch Cyrian spürte deutlich, wie sehr dem Mann gefiel, was er hörte. Er hustete, griff dann hastig zu einem Notizbuch und schaute Cyrian erwartungsvoll an.
    „Wie alt bist du, junger Mann?“
    „Zwanzig.“
    „Wie lange hast du auf der Straße … gearbeitet?“
    „Acht Jahre. Ich habe reichlich Erfahrung.“ Cyrian bedachte ihn mit seinem besten Komm-und-fick-mich-Lächeln , mit dem er sich drei Jahre lang seinen Platz in der Rotenbachstraße gesichert hatte. Es verfehlte seine Wirkung nicht: Kiros errötete bis in die Haarwurzeln und zerrte an seinem Hemdkragen, als wäre ihm plötzlich zu heiß.
    Schön langsam. Nichts überstürzen. Wenn ich zu früh in die Vollen gehe, verliere ich ihn!
    Noch war der Kerl nicht geil genug, um ihm aus der Hand zu fressen. Er würde ihm nicht die Fesseln lösen, bloß weil Cyrian mit den Augen klimperte.
    Geduld. Geduld ist das Zauberwort. Und Brudfor, denk an die Abmachung!
    „Ähm – wie groß warst du vor der Verwandlung in etwa, weißt du das?“ Kiros hüstelte, er schaffte es nur mit Mühe, bei dem Wort groß nicht zwischen Cyrians Beine zu starren.
    „Kleiner als normal für mein Alter, glaub ich. Ich weiß das nicht, tut mir leid.“ Cyrian lächelte unschuldig. Sabberte das widerliche Schwein bereits? Er beherrschte sich noch, aber die Lust sprang ihm fast aus den Augen. Aus der Hose garantiert auch, die konnte Cyrian allerdings nicht sehen.
    Ich hoffe, Evolution hat mir keinen unnötigen Schub an Sexappeal beschert … Oder doch, vielleicht sollte ich genau darauf hoffen. Erhöht die Chancen, hier rauszukommen.
    Cyrian beschloss, einen kleinen Vorstoß zu wagen.
    „Bitte, ich …“ Er verzog schmerzlich das Gesicht und schloss gequält die Lider.
    „Was ist?“ Mit besorgtem Unterton legte Kiros ihm eine Hand auf die entblößte Brust.
    „Ich …“ Schweres Seufzen, als wäre er zu schwach, um zu sprechen.
    „Ich bin froh. So froh, dass Sie mich von ihm weggebracht haben“, flüsterte er schließlich. „Thars, meine ich. Er hat mir dieses Evolutionzeugs gespritzt, gegen meinen Willen. Damit er nicht mehr einsam sein muss, hat er gesagt. Es hat furchtbar weh getan. Die Verwandlung, meine ich. Bitte, sagen Sie mir, ob ich auch ein solch grässliches Tier werde!“
    Kiros riss die Hand fort und musterte ihn, zwischen Mitgefühl, Verlangen und Misstrauen schwankend.
    „Ich weiß nicht, wie du dich entwickeln wirst“, erwiderte er bedächtig.
    Cyrian ließ gekonnt die Unterlippe

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