Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
Vom Netzwerk:
lassen und wieder zu der sinkenden
Titanic
zurückkommen. Zweifellos der reine Irrsinn: Wie weit war das fremde Schiff weg? Existierte es überhaupt? Wie lange würde es dauern, die Frauen dort auszuladen und zurückzukommen? Würde die
Titanic
bis dahin nicht gesunken sein? Tatsächlich hätten sie gerudert und gerudert, das fremde Schiff aber nicht erreichen können, sagte Crawford. Obwohl sie bis zum Morgengrauen immer weiter gerudert seien, seien sie dem Licht nicht näher gekommen. [202] Zur
Titanic
zurückgekehrt, um nun wenigstens die restlichen Bootsplätze zu füllen, ist das Boot freilich auch nicht. Nach seinem (»hilfreichen«) Einsatz an Boot Nr. 8 sei Smith wohl zu Boot Nr. 10 (Backbordseite) gegangen, vermutete Crawford.
    Wie man an Crawfords Aussage sehen kann, gaben sich die Crewmitglieder alle Mühe, den Umstand, dass sie wehrlose Menschen ertrinken ließen, zu vertuschen:
    Senator SMITH : Wie viele Seeleute oder Besatzungsmitglieder wurden in Boot Nr. 8 gesetzt?
    Mr.  CRAWFORD : Vier, Sir; zwei waren bereits drin, und Kapitän Smith befahl mir einzusteigen.
    Senator SMITH : Zwei waren drin?
    Mr.  CRAWFORD : Zwei Matrosen waren zuerst im Boot.
    Senator SMITH : Und Kapitän Smith befahl Ihnen einzusteigen?
    Mr.  CRAWFORD : Ja, Sir – ich und ein Koch stiegen ein. Wir waren die Letzten, die einstiegen – da waren so viele Frauen, dass kein Platz mehr darin war.
    Senator SMITH : Wie viele Passagiere waren in dem Boot?
    Mr.  CRAWFORD : Ich denke mal, 35, Sir.
    »So viele Frauen, dass kein Platz mehr darin war«? 35 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder ergeben 39 – ein bisschen wenig für ein Rettungsboot. Was Senator Smith zu der Frage veranlasst:
    Senator SMITH : War das ein reguläres Rettungsboot oder eines von den zusammenklappbaren Canvas-Booten?
    In diese passen offiziell nämlich nur 47 Personen, was diese Ungeheuerlichkeit in einem etwas milderen Licht hätte erscheinen lassen. Aber Crawford antwortet wahrheitsgemäß, dass es sich bei Boot Nr. 8 um ein normales Rettungsboot gehandelt habe:
    Mr.  CRAWFORD : Nein, Sir, es war ein reguläres Rettungsboot. [203]
    Da ein solches Boot jedoch 65 Insassen aufnehmen kann, war Boot Nr. 8 also keineswegs so voll, »dass kein Platz mehr darin war«. Vielmehr klaffte nach der Zählung Crawfords eine enorme Lücke von 26 Personen (65–39). In Wirklichkeit waren gemäß oben genannter Aufstellung jedoch wahrscheinlich noch weniger Menschen an Bord, nämlich insgesamt nur 32 (4 Besatzungsmitglieder und 28 Frauen). Demnach waren also 33 Plätze frei, das Boot mithin halb leer.
    Eine schaurige Selektion
    Ein Erster-Klasse-Passagier namens Hugh Woolner, der in dem Klappboot D überlebte, half beim Besetzen der Boote und schilderte das Geschehen um das Ehepaar Straus genauso. Wie Crawford habe er jedoch noch zu Herrn Straus gesagt: »Ich bin sicher, niemand würde sich daran stören, wenn ein älterer Herr wie Sie einsteigen würde. Es scheint noch Platz in diesem Boot zu sein.« Darauf habe Straus geantwortet: »Ich will nicht vor den anderen Männern gehen.« Schuld hat also Herr Straus. Obwohl man ihm angeboten hatte, für ihn eine Ausnahme zu machen, blieb er quasi ohne Not zurück, um mit den anderen Männern zu sterben. Und seine Frau blieb wiederum zurück, um mit ihm zu sterben. Und so sieht man sie denn auch in dem Cameron-Film
Titanic
eng umschlungen auf dem Bett in ihrer Kabine liegen, während auf dem Boden bereits das Wasser sprudelt. Andere Berichte behaupten, sie hätten sich in Deckstühlen niedergelassen, um auf den Tod zu warten.
     
    Man sollte hier jedoch klar trennen: Dass Passagiere eine Ausnahme für Isidor Straus machen wollten, heißt noch lange nicht, dass die Besatzung auch eine gemacht hätte. Dies ist in Wirklichkeit nicht überliefert; von einer Genehmigung für Straus zum Besteigen des Bootes weiß man nichts. In Wirklichkeit fand auf der Backbordseite eine schaurige Selektion statt: »Kein Mann hinter dieser Linie!«, befahl beispielsweise der Sechste Offizier James Moody. Passagiere wie Woolner boten sich lediglich an, die Offiziere zu fragen, ob Straus aufgrund seines Alters nicht einsteigen dürfe. Alle stimmen darin überein, dass Straus dies abgelehnt habe, so dass genau wie bei Guggenheim (allerdings mit mehr Zeugen) der Eindruck entsteht, hier sei einer (oder zwei) quasi ganz freiwillig in den Tod gegangen, und niemand könne etwas dafür.
    Was einen daran misstrauisch stimmt, ist, dass es für die

Weitere Kostenlose Bücher