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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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einzusteigen. Begründung: Beim Klarmachen des Bootes habe es irgendein Missgeschick gegeben, wobei es umkippte.
    Weil das Wasser sehr kalt gewesen sei, sei Lightoller dann in Richtung des aus dem Wasser ragenden Krähennests (Ausguck) geschwommen, bis ihm klargeworden sei, dass das natürlich überhaupt keinen Sinn ergeben würde. Deshalb habe er die Richtung gewechselt, um in Richtung Steuerbord von dem sinkenden Schiff wegzuschwimmen. Dabei – nachdem er also bereits einige Zeit im Wasser war – sei er von dem in das Schiff einströmenden Wasser am vorderen Schornstein gegen ein Lüftungsgitter gesaugt und unter Wasser gezogen worden. Eine Weile sei er gegen dieses Gitter gedrückt, aber schließlich von plötzlich ausströmender Luft nach oben geblasen worden. Dabei sei er drei bis vier Minuten unter Wasser gewesen. Schon das ist eine reife Leistung.
    Ein Supermann namens G.
    Erst nach seiner kleinen Schwimmodyssee und dem angeblichen Tauchgang habe er sich an der Oberfläche wiedergefunden, und zwar neben dem umgekippten Klappboot B von der Backbordseite! Also just neben jenem Boot, neben dem er heldenhaft ins Wasser gegangen sein will. Er habe sich an irgendetwas festgeklammert, als der vordere Schornstein umgefallen und ungefähr zehn Zentimeter neben dem Boot auf die Wasseroberfläche geknallt sei. Hier muss also John Jacob Astor gewesen sein, der ja durch den Aufprall des Schornsteins getötet worden sein soll. Allerdings war er nicht zerschmettert, wie nach dem Zusammentreffen mit einem Schornstein zu erwarten, sondern nur am Gesicht verletzt.
    Durch den Aufprall des Schornsteins, der sozusagen als Astors »Mörder« verkauft wird, sei das umkippte Klappboot B mehrere Meter weit weggeschleudert worden, erzählte Lightoller. Danach sei etwas Zeit vergangen, und er habe sich erneut zu diesem Boot aufgemacht. Als er ankam, sollen inzwischen etwa ein halbes Dutzend Menschen auf dem umgekippten Boot gestanden haben, und auch er habe sich nun daran hochgezogen. Im Laufe der Nacht seien noch weitere Menschen dazugekommen, bis am Morgen etwa 28 bis 30 Menschen auf dem gekenterten Boot gestanden hätten. Bei Tagesanbruch seien sie von einem Rettungsboot übernommen worden.
    Erstaunlicherweise erzählte Lightollers Freund Colonel Gracie, der ihn bereits in der Astor-Geschichte entschuldigt hatte (Lightoller habe nicht gewusst, dass der Mann, der in Boot Nr. 4 steigen wollte, Astor war), eine ganz ähnliche Geschichte. Er beschrieb detailliert, wie er zuletzt auf dem Dach der Offizierskabinen (also neben den Offiziersbooten A und B) gestanden habe und dann unter Wasser gesaugt worden sei, wobei er erst wieder aufgetaucht sei, als die
Titanic
bereits unter Wasser verschwunden war. Er habe nur noch eine Art Blubbern von dem Schiff gehört. Das Problem: Wenn diese Geschichte wahr wäre, hätte der 54-jährige Gracie die Qualitäten eines Supermannes entwickeln müssen. Denn von dem Zeitpunkt, an dem die Offizierskabinen untergingen, bis zum Versinken des Hecks vergingen mindestens noch fünf bis zehn Minuten. Fünf bis zehn Minuten untergetaucht in dem minus zwei Grad kalten Wasser hätten jedem anderen sicherlich den Garaus gemacht. Gracie behauptete dagegen, nicht den geringsten Kräfteverfall gespürt zu haben, Geistesgegenwart und Mut hätten ihn nicht einen Moment verlassen. Nach dem Auftauchen habe er sich an eine hölzerne Kiste geklammert, dann sei er zu dem gekenterten Boot B geschwommen und habe sich genau wie Lightoller hochgezogen, bis er auf dem umgekippten Rumpf zu stehen kam.
     
    Der Nächste, der eine solch unwahrscheinliche Geschichte erzählte, ist der Funker Harold Bride. Er will sich gar unter dem umgekippten Klappboot B wiedergefunden haben, wo er angeblich eine Dreiviertelstunde in einer Luftblase überlebte.
    Diese ähnlichen Erzählungen darf man getrost ins Reich der Phantasie verweisen. Im Laufe des Abends und der Nacht fiel die Wassertemperatur unter den Gefrierpunkt auf bis zu minus zwei Grad. Die ins Wasser gefallenen Menschen schwammen zwischen Eisbergen. Viele starben bereits durch den Schock des eiskalten Wassers: »Mit dem Eintauchen in kaltes Wasser werden Nervenendigungen (Kälterezeptoren) in der Haut gereizt und lösen unmittelbar eine reflexartige Reaktion aus«, schreibt Dr. med. Frank Praetorius in einem Papier über das
Überleben im (eis-)kalten Wasser
. [207] »Alle betroffenen Personen beginnen sofort mit einem extrem tiefen Atemzug (ein richtiges ›Schnappen‹ nach

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