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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Rettungsboote.
     
    Warum ein Schiff, das 3300 Menschen beherbergen konnte (Passagiere und Besatzung), nur Rettungsplätze für 1178 [14] (also ein Drittel) mitführte, ist ein vieldiskutiertes Rätsel dieser Katastrophe. Meistens wird als Erklärung angeführt, dass die britischen Bestimmungen mit der Kapazität der Ozeanriesen nicht »mitgewachsen« waren und eben nicht mehr als 16 Rettungsboote verlangten. Ja, in Wirklichkeit waren 16 Boote sogar mehr als vorgeschrieben. Tatsächlich verlangten die Bestimmungen für ein Schiff dieser Größe (über 10000 Bruttoregistertonnen) nur 962 Bootsplätze. Je nach Anzahl der im Rumpf vorhandenen wasserdichten Schotten durfte die Zahl auch noch reduziert werden, so dass die
Titanic
unter dem Strich nur 756 Plätze in den Rettungsbooten bereithalten musste. Das entspricht etwa zwölf regulären Rettungsbooten mit je 65 Plätzen. Gesetze, die man angesichts der inzwischen fünfmal so großen Schiffe (die
Titanic
brachte es auf 45000 Bruttoregistertonnen) nur als Ausdruck höchster Schlamperei und Inkompetenz bezeichnen konnte.
    Wobei sich allerdings erstens die Frage stellt, ob die Erbauer der
Olympic
-Klasse ohne die britischen Schifffahrtsbehörden nicht selbständig denken konnten: Wurde es ihnen nicht mulmig, wenn sie einerseits das gewaltige Schiff und andererseits die 16 bzw. 20 mickrigen Nussschalen vor sich sahen, die gerade mal ein Drittel der maximalen Insassenzahl aufnehmen konnten?
    Noch mysteriöser wird das Rätsel dadurch, dass der Platz an den hochmodernen Davits ja für 64 Rettungsboote gereicht hätte und die Kosten für die höhere Zahl an Rettungsbooten gegenüber den Davits kaum ins Gewicht gefallen sein dürften. Nachdem man bereits das Geld für die Hochleistungsdavits ausgegeben hatte, musste es da nicht als absolut widersinnig erscheinen, sie nun nicht auch entsprechend der vorhandenen Kapazität mit Booten auszustatten?
    Wie man es auch dreht und wendet: Ein nachvollziehbarer Grund für dieses Versäumnis ist jedenfalls beim besten Willen nicht in Sicht. Stattdessen drängt sich die Frage auf, ob die Rettungssysteme und schließlich auch die Rettung der Passagiere etwa sabotiert wurden.

Verrammelte Notausgänge
    In diesem Zusammenhang muss man sich auch klarmachen, dass Davits und Rettungsboote ein ganzes Rettungssystem darstellen, wie heute etwa Notausgänge und Notrutschen bei einem Flugzeug. Der Sinn dieses Rettungssystems besteht darin, das Schiff in einem Notfall möglichst schnell »leer zu schaufeln«.
    Wenn man sich vier Rettungsboote vorstellt, die von einem Paar Davits gefiert werden, nähert man sich tatsächlich dem Mechanismus eines Schaufelradbaggers an, der die Passagiere von Bord »baggert«: Zunächst wird das erste Boot abgedeckt, beladen und gefiert. Dann werden die Leinen wieder hochgezogen, das nächste Boot beladen und gefiert. Und so weiter – bis alle vier Boote zu Wasser gelassen wurden. Exakt das war und ist der Sinn solcher Rettungssysteme.
    Erstaunlicherweise fanden nun vor der Jungfernfahrt aber noch kurzfristige bauliche Veränderungen statt, die die Chancen einer Rettung durch dieses Rettungssystem noch weiter verschlechterten. Dazu muss man sich vorstellen, dass die Rettungsboote vom höchsten Deck des Schiffes aus (dem Bootsdeck) an der Bordwand entlang nach unten gefiert wurden. Dabei wären die vorderen Rettungsboote an einem ursprünglich offenen Promenadendeck vorbeigekommen, dem A-Deck, von dem aus man ebenfalls in die Boote hätte steigen oder springen können.
    Das Interessante ist nun, dass der später bei der Katastrophe überlebende White-Star-Vorsitzende Bruce Ismay den vorderen Teil dieser Promenade genau unterhalb der vorderen acht Rettungsboote auf beiden Seiten des Schiffes im letzten Moment durch Fenster verrammeln ließ, die ein Zusteigen in die Boote von dort aus erheblich erschwerten, wenn nicht sogar unmöglich machten. »Aufgrund von angeblichen Passagierwünschen der ersten Klasse, die auf dem Schwesterschiff
Olympic
geäußert worden sein sollen, musste die
Titanic
noch unbedingt vor der Probefahrt stahlgerahmte Gischtfenster erhalten, die die ursprünglich offenen Promenaden auf dem A-Deck des Vorschiffes vollkommen dicht machten.«
    Seltsam ist: »Auf der
Olympic
wurde diese äußerst wichtige Änderung jedoch bis zu ihrem Ende nie vorgenommen, obwohl die Anregungen von dort gekommen sein sollten. Dummerweise benötigten diese Gischtfenster zum Öffnen einen besonderen Spanner, der in der

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