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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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es auffiel – also ohne dass ein Paar Davits leer blieb. Mit einem Boot unter je einem Davitpaar sah es aus, als habe alles seine Ordnung.
    In Wirklichkeit war gar nichts in Ordnung. Zuzüglich der vier Klappboote ergab das eine Kapazität von nur 1178 Personen – etwa ein Drittel dessen, was die
Titanic
maximal an Bord nehmen konnte (Passagiere und Besatzung), und damit gefährlich wenig.
     
    Auch dazu gibt es viele Legenden: »Schließlich wurde die Zahl auf 20 reduziert, nachdem man mit Erbauern und Eigentümern diskutiert hatte, die sich für den fraglichen Raum größere Promenaden wünschten«, schreibt Robin Gardiner. [60]
    Das ist so wohl jedoch nicht richtig. Denn laut der Aussage des Konstrukteurs Alexander Carlisle hätten zwei oder vier Rettungsboote pro Davitpaar überhaupt nicht mehr Platz beansprucht bzw. den Raum an Bord kaum eingeschränkt. Lauschen wir kurz Carlisles Vernehmung am zwanzigsten Tag der britischen Untersuchung.
    Frage: Erschien Ihnen der Entwurf, der vier Rettungsboote [pro Davitpaar, insgesamt also 64; G. W.] vorsah, als ein guter Entwurf?
    Carlisle: Ja.
    Frage: Und hätten Sie als Konstrukteur irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, Boote an Deck unterzubringen – vier Boote, die mit einem Paar Davits gehandhabt werden könnten?
    Carlisle: Ich sehe keine Schwierigkeiten.
     
    Ein Boot, so Carlisle, würde ohnehin an den Davits hängen und über Bord geschwenkt werden.
    Frage: Waren Ihrer Meinung nach, entsprechend der damaligen Auffassung, genügend Boote an Bord der
Titanic
?
    Carlisle: Ich persönlich meine nein.
    Frage: Sie meinen was?
    Carlisle: Dass nicht genügend Boote da waren.
    Frage: Haben Sie das jemals gesagt?
    Carlisle: Ich habe das immer und immer wieder gesagt.
    Wobei sich natürlich die Frage aufdrängt, warum die Verantwortlichen der White Star Line dann nicht auf den damaligen Chefkonstrukteur gehört haben. Bei den Davits konnten ohne Probleme 64 Boote übereinandergestapelt und zu Wasser gelassen werden – warum nahm man dann nicht 64 mit? Und wenn es an den Kosten gelegen haben sollte – warum nahm man dann nicht wenigstens 32 mit?
    Von den Kosten erwähnte Carlisle in seiner Vernehmung jedoch überhaupt nichts, so als hätten diese überhaupt keine Rolle gespielt – was angesichts der Gesamtkosten für die
Olympic
-Klasse gut möglich ist. Ein paar Rettungsboote mehr oder weniger dürften da tatsächlich nicht ins Gewicht gefallen sein, zumal auch damals schon die Kosten bei größerer Stückzahl sanken. 128 oder 192 Boote (für alle drei »Olympier«) zu ordern, wäre wahrscheinlich nicht viel teurer gewesen, als nur 48, also 16 Rettungsboote pro Schiff. Tatsächlich sah auch Carlisle keinen Grund, warum nicht mehr Boote installiert werden sollten:
    Frage: Und es gab keinen Grund, warum – wenn die White-Star-Leute mehr Boote hätten haben wollen – sie Sie nicht hätten anweisen können, mit Ihrem Plan fortzufahren und 64 Boote zu installieren?
    Carlisle: Sicherlich.
     
    Während Carlisle oben jedoch noch darauf bestanden hatte, »immer und immer wieder« mehr Boote gefordert zu haben, wurde er später vorsichtiger.
    Frage: Habe ich das richtig verstanden, dass Sie 64 Boote vorschlugen?
    Carlisle: Ich habe ihnen [der White Star Line; G. W.] eher meine Ideen präsentiert.
    Frage: Haben Sie gesagt: Da sollten 64 Boote sein?
    Carlisle: Nein, das habe ich nicht.
    Frage: Waren Sie der Meinung, dass es 64 Boote geben sollte?
    Carlisle: Ich war der Meinung, dass es sehr viel mehr Boote geben sollte [als die schließlich installierten 16; G. W.].
    Frage: Waren Sie der Meinung, dass es 64 Boote geben sollte?
    Carlisle: Ich war der Meinung, dass es drei Boote pro Davitpaar geben sollte.
    Das heißt also insgesamt 48. Und das ist auch logisch. Denn die Kapazität von 64 Rettungsbooten hätte die Passagier- und Mannschaftskapazität der
Titanic
in Friedenszeiten überschritten. 48 Boote aber hätten für 3120 Personen gereicht – abzüglich 50, wie bereits weiter oben ausgeführt. Zuzüglich der vier Klappboote, die zum Teil auf den Dächern der Offiziersquartiere untergebracht wurden, wäre man so auf eine Kapazität von 3300 Personen gekommen, was exakt für das voll besetzte Schiff gereicht hätte und damit die einzig mögliche Zahl war, die in Frage kam.
    Frage: Sie meinten, es sollte 48 Boote geben?
    Carlisle: Ja.
    Frage: Während in Wirklichkeit wie viele da waren?
    Carlisle: 16. [61]
    Zuzüglich der vier Klappboote waren es also 20

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