Das Todeshaus
über dem Säulenvorbau und zur kreisförmigen Auffahrt fast zwanzig Meter unter ihm. Dorthin, wo er gestorben war. Er schluckte, schloss die Augen und lehnte sich wieder im Stuhl zurück.
»Was ist los, Prinzessin?« fragte Paul. »Du bist auf einmal so blass.«
»Das zweite Glas Wein war wohl zu viel.«
»Wie soll ich aus dir jemals ein Partygirl machen, wenn du nicht mal einen Tropfen Alkohol verträgst? Die Nacht ist noch jung.«
»Das stimmt schon. Aber ich fühle mich, als ob ich hundert Jahre alt wäre.«
Paul tätschelte Adams Knie. »Dann bleib du hier und gönn deinen alten Knochen eine Pause. Ich hole in der Zwischenzeit meine Kamera.«
»Und ziehst dir einen Joint rein?«
Über Pauls Gesicht huschte dieses unwiderstehlich verschmitzte Lächeln. »Gute Idee.«
»Heb mir was auf.«
»Du hast dich nicht ein bisschen verändert. Egal, was die Anderen sagen.« Paul schaute sich um, beugte sich dann vor und küsste Adam auf die Wange. »Wie die Dame schon sagte, an diese Nacht werden wir uns erinnern.«
Adam schaute Paul hinterher, wie er über den Witwensteg ging und durch die Falltür schlüpfte. Lilith und die Köchin mit dem aufgedunsenen Gesicht richteten gerade das Buffet an. Die Abramovs hatten ihre Instrumente in den Koffer zurückgelegt. Jetzt standen sie an der Brüstung und sprachen mit dieser Mittelmeerschönheit Zainab. Aus den vier Schornsteinen stieg Rauch empor, der über die Bäume auf dem Anwesen hinwegzog.
Zitternd krümmte sich Adam in seinem Stuhl zusammen. Gegen ein kleines Feuerchen hätte er jetzt nichts einzuwenden. Der Herbst überließ dem kalten, grauen, erstickenden Winter das Feld. Zu schade, dass diese Nacht nicht ewig dauerte.
57. KAPITEL
Auf Masons Haut bildeten sich kleine Schweißperlen, die wie Blut aus einer Schusswunde sprudelten. Seine Muskeln schrien vor Schmerzen, als er sein Kanneliermesser in die Fläche trieb, die einmal eine von Korbans Wangen werden sollte. Mit der linken Hand rammte er seinen Hohlbeitel in die hölzernen Schultern. Nie zuvor hatte er mit beiden Händen gleichzeitig gearbeitet, aber in diesem Augenblick war alles möglich. Das Holz schien sich fast selbst zu schälen, die Späne lösten sich wie von Zauberhand ab. Sie beide hatten es offenbar eilig, er selbst und seine Statue.
Dann drang wieder diese Stimme von der Büste an sein Ohr, diese Stimme, die ihn zum Weitermachen zwang, die Mason in Ekstase brachte, die ihn wie im Wahn meißeln, hobeln, hacken ließ. Zuerst hatte er sich davor gefürchtet, doch jetzt war die Stimme einfach nur ein weiterer Lehrmeister, der zu ihm sprach, wenn auch mit dem forderndsten Tonfall, dem er sich je hatte beugen müssen.
Dies war sein anspruchsvollster Kritiker.
Wenn er versagte, wartete auf ihn der Tunnel.
Sein dunkles Gitterbettchen, die Ratten und seine Mutter mit der fiepsigen Stimme und dem langen, grauen Schwanz.
»Noch mehr von der Schulter, du Idiot«, sagte die Büste.
Mason schaute zur Büste, zu Korban, zu seiner Schöpfung, zu seinem ersten Meisterwerk. Die Laterne auf dem Tisch legte einen dunklen Schatten auf die linke Seite der Büste.
Wieder bewegten sich die hölzernen Lippen. »Beeil dich. Sie warten.«
»Wer?« flüsterte Mason. Eine gespenstische Ruhe erfüllte den Raum. Die Haare auf seinen Handrücken stellten sich auf. Durch den Schornstein auf der anderen Seite der Mauer loderten Flammen empor.
»Mach weiter, Bildhauer.«
»Ich brauche eine Pause.«
»Ausruhen kannst du dich später noch genug.«
Mason legte sein Werkzeug auf den Tisch, wischte sich über die Augenbrauen, sank erschöpft auf den Betonboden. Dann sah er das Gemälde, das Korban vom Anwesen gezeichnet hatte und das jemand in seiner Abwesenheit manipuliert hatte. Die Gestalten waren jetzt deutlich sichtbar, mit Ölfarbe in dicken Pinselstrichen dargestellt. Die Frau mit dem Blumenstrauß war in den Vordergrund gerückt, ihre Position hatte sich verändert. Mit ausgebreiteten Armen und weit aufgerissenen Augen war sie hinter der Brüstung zu sehen. Sie stürzte nach unten.
Und Mason war es egal, was Anna sagte. Diesen ganzen Blödsinn, dass die Frau Annas Mutter war, glaubte er nicht. Denn das dort waren Annas Gesicht und Annas Augen. Und dieses geheimnisvolle, angedeutete Lächeln, zu dem keine andere Frau auf dieser Welt imstande war.
»Aha«, sagte die Büste. »Sie also ist die Frau, nach der du dich verzehrst. Die liebreizende Anna.«
»Was ist mit ihr?« Schon lange war Mason
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