Das Todeskreuz
zu Hause und hoffte auf eine ruhige Nacht,
die es dann im Großen und Ganzen auch wurde. Sie können das
gerne nachprüfen.«
»Und am Sonntag und gestern?«
»Am Sonntag war ich bei meinen Eltern und bin so gegen
neun nach Hause gekommen, hab noch etwas Musik gehört
und bin zwischen elf und Mitternacht zu Bett gegangen. Allein,
leider. Und gestern war ich auch hier, mein letzter Patient
hat die Praxis um Viertel nach acht verlassen, und ich war
einfach erschossen. Der Dienstag ist immer der längste Arbeitstag.
«
»Und Sie waren natürlich wieder allein.«
»Ja, leider wieder allein«, antwortete er bedauernd. »Und jetzt
bin ich bestimmt unter den Top drei der Verdächtigen?«
»Nein, höchstens unter den Top Ten«, antwortete Durant mit
charmantem Lächeln. »Leben Sie eigentlich in einer Beziehung?
«
»Nein, warum?«
»Nur so. Wollen Sie nicht oder ...«
»Frau Durant, das ist sehr privat, und ich denke, dass es meine
Sache ist. Noch etwas?«, entgegnete er abweisend.
»Ja, ich hätte da tatsächlich noch etwas, das Sie bestimmt
brennend interessieren dürfte«, sagte sie, stand auf, trank ihr Glas
leer und sah Hohl an, der die Augen leicht zusammengekniffen
hatte.
»Ja, und was ist das, das mich brennend interessieren dürfte?
«
»Wir haben die Mörder von Laura und Herrn Guttenhofer
festgenommen. Sie haben bereits gestanden.«
Tobias Hohls Gesicht wirkte einen Moment wie versteinert,
bis er mit tonloser Stimme sagte: »Was? Und damit rücken Sie
erst jetzt raus? Wer ist es?«
»Tut mir leid, dazu kann ich Ihnen noch keine Auskunft geben,
da müssen Sie sich schon noch ein wenig gedulden.«
»Das ist kein Fake, oder?«
»Nein, kein Fake und auch kein schlechter Scherz. Wir haben
sie, es stehen allerdings noch etliche Verhöre an. Bis das alles
über die Bühne gegangen ist, vergehen sicher noch einige Tage.
Bis dahin gibt es eine allgemeine Informationssperre.«
»Wie viele sind es? Zwei oder drei?«
»Ich sagte doch eben, keine Informationen. Aber Sie haben
mein Wort, dass wir die Täter haben.«
»Mein Gott, das ist unglaublich. Das ist die beste Nachricht,
die ich seit Jahren bekommen habe. Endlich, endlich, endlich!«,
sagte er, die Augen geschlossen, die Hände zu Fäusten geballt.
»Sie glauben gar nicht, was Sie mir damit für eine Freude machen.
Obwohl«, er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, »Freude
hat so was Positives. Nein, keine Freude.«
»Genugtuung?«
»Weiß nicht, vielleicht. Ja, Genugtuung drückt es wohl am
besten aus. Ich hoffe nur, die Dreckschweine wandern für den
Rest ihres verfluchten Lebens in den Bau, denn das, was sie Laura
und Guttenhofer angetan haben, kann durch nichts wiedergutgemacht
werden. Und diesmal...« Er hielt inne und wandte sich
ab.
»Und diesmal?«
»Nichts. Oder gut, diesmal hoffe ich, dass die Polizei ordentlich
arbeitet und sich hinterher nicht wieder alles als falsch herausstellt.
«
»Wieso? Hat sich damals etwas als falsch herausgestellt?«
»So kann man das auch nicht sagen, aber erst hat man die
angeblichen Mörder und dann lässt man sie doch wieder laufen.
«
»Das heißt, Sie waren überzeugt, dass die damals Verhafteten
die Mörder waren?«
»Nein, das habe ich nicht gesagt, ich habe mich falsch ausgedrückt.
Es wurden Hoffnungen geweckt, die schon kurz darauf
wie eine Seifenblase zerplatzten. Können Sie eigentlich auch nur
ansatzweise erahnen, in welchem Gefühlschaos wir uns alle befunden
haben? Können Sie das? Erst das mit Guttenhofer und
Laura, dann die Verhaftung von drei Verdächtigen, ihre Wiederfreilassung
kurz darauf, wenig später zwei andere, die verhaftet
und ebenfalls verdächtigt wurden und drei Jahre in U-Haft verbringen
mussten, bis sich ihre Unschuld herausstellte. Es war für
uns ein einziger Höllentrip, bis endlich irgendwann Ruhe einkehrte.
«
»Wann ist denn Ruhe eingekehrt? Sie haben doch noch vor
drei Jahren eine Seite ins Netz gestellt und Ihrem Hass freien
Lauf gelassen.«
»Falsch! Wir haben unserm Hass nicht freien Lauf gelassen,
wir haben lediglich Fragen gestellt. Das darf doch wohl in einem
Rechtsstaat noch erlaubt sein, oder sehen Sie das anders? Ich geb
ja zu, dass wir uns ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt
haben, aber so, wie die Seite ursprünglich gestaltet war, war das
allein auf Heikos Mist gewachsen. Frau Guttenhofer und ich waren
damit nicht einverstanden, denn wir fürchteten rechtliche
Konsequenzen. Und die Quittung
Weitere Kostenlose Bücher