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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hätte man einen Teil von mir
genommen. Ich weiß noch, wie die Krögers mich morgens angerufen
und gefragt haben, ob Laura die Nacht bei mir verbracht
habe. Ich habe verneint, denn ich wusste ja, dass sie mit ihrer
Freundin in die Disco nach Dudenhofen wollte. Sie haben mir
gesagt, dass Laura nicht nach Hause gekommen sei und auch
nicht bei ihrer Freundin übernachtet habe, weil die Freundin sich
nicht gut fühlte. Wir haben Gott und die Welt angerufen, aber
Laura war nirgends zu finden. Irgendwann am Freitagvormittag
haben wir die Polizei verständigt, die auch sofort eine Vermisstenmeldung
rausgegeben und nach Laura gesucht hat. Ihr Auto
hat man nur wenig später verlassen aufgefunden, ein Reifen war
platt, aber von Laura fehlte jede Spur.« Er trank von seinem
Bier, schenkte sich nach und fuhr fort: »Ab da war uns allen
klar, dass etwas passiert sein musste. Laura war die Zuverlässigkeit
in Person, und wenn ich das sage, dann meine ich das
auch so. Sie war keine von den flippigen jungen Frauen, die auch
mal die Zeit vergessen oder mit einem andern Typen was anfangen.
Nein, Laura war anders.« Er stand auf, holte ein Album,
zog sich den zweiten Sessel heran und setzte sich neben Durant.
»Hier«, sagte er und schlug es auf, »das war Laura. Diese Fotos
haben wir gemacht, als wir im Sommer 1995 auf Madeira waren.
Laura hatte ihr Abi in der Tasche, sie hatte es mit einer
glatten Eins bestanden und zur Belohnung von ihrem Vater die
Reise geschenkt bekommen. Auf Madeira haben wir uns verlobt,
aber an Heirat haben wir noch nicht gedacht. Sie wollte erst mal
studieren und ... Sie war auf jeden Fall das schönste und liebenswerteste
Mädchen, das mir jemals über den Weg gelaufen
ist. Und ich war der Glückliche, der mit ihr zusammen sein
durfte.«
    »Sie war wirklich sehr schön«, sagte Durant, obwohl sie bei
Inge Kröger schon ein Foto von Laura gesehen hatte, doch die
Fotos, die Tobias Hohl ihr zeigte, waren in der Tat einzigartig.
»Schön, intelligent, und sie hatte ein Wesen, das jeden unwillkürlich
in den Bann zog. Sie war zwar erst zwanzig, aber innerlich
den andern in ihrem Alter weit voraus.«
    »Hat sie ihr Abi erst mit zwanzig gemacht?«
    »Sie war eine Spätzünderin, eine Ehrenrunde in der zehnten,
danach ging's aber steil bergauf. Naja, jedenfalls bis zu diesem
unseligen Abend. Sie wollte doch nur in die Disco, ein bisschen
abtanzen, ein bisschen Spaß haben und sich amüsieren.«
    »Und warum sind Sie nicht mitgegangen?«
    »Weil Laura gerne mal mit Susanne unterwegs war. Ich habe
das akzeptiert, denn wir würden noch früh genug unser Leben
gemeinsam verbringen. Wissen Sie, ich habe Laura kennengelernt,
da war sie gerade mal dreizehn und ich achtzehn. Sie ging
in die siebte Klasse, und ich war dabei, mein Abi zu machen.
Ich habe mich in sie verliebt und sie sich offenbar auch in mich.
Wir waren unzertrennlich und wussten schon ziemlich früh, dass
wir zusammenbleiben wollten. Na ja, ich hätte sie niemals eingeengt,
dazu war sie mir zu wertvoll. Und sie hat mir so unendlich
viel gegeben, das wird nie wieder eine Frau können. Und
glauben Sie mir, ich habe eine Menge Frauen kennengelernt,
aber keine reicht auch nur annähernd an Laura heran.« Er klappte
das Album wieder zu und legte es auf den Tisch. »Aber ich
will Sie nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen. Als die
Polizei das leere Auto fand, wussten wir wie gesagt, dass etwas
Schreckliches passiert war. Ich bin mit Heiko hingefahren, wir
haben die Gegend abgesucht, aber keine Spur von ihr gefunden.
Als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Ich erinnere mich noch genau
an den Tag, es war kalt, wie auch schon in der Nacht zuvor,
so eine nasse, kriechende Kälte, wenn es so um die null Grad
ist. Der Himmel war bedeckt, und in der Nacht hat es ein klein
wenig geschneit. Jedenfalls, der Tag selber war der Horror pur,
Lauras Mutter hat sich die Seele aus dem Leib geheult und eine
Zigarette nach der andern geraucht, Lauras Vater hat gesoffen
wie ein Loch, weil er die Ungewissheit nicht ertragen hat, und
Heiko war auch völlig neben der Spur. Die ganze Zeit über
haben wir abwechselnd zur Tür und zum Telefon gestarrt oder
aus dem Fenster geschaut, ohne ein Wort zu sprechen. Aber das
brauchten wir auch nicht, jeder wusste, was im andern vorging.
Das war alles wie ein surrealer Traum, es war einfach nicht
wirklich. Ich weiß gar nicht mehr, was ich gemacht habe, ich
glaube, ich habe

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