Das Todeskreuz
bedauernswertes Wesen, das genauso
litt wie er.«
»Hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, seine Wut an
ihr auszulassen?«
»Nein, da kennen Sie Heiko nicht. Er kann wütend sein, zornig,
aber nachdem er bei Silke in Therapie war ... Er war nach
dem Tod von Laura geradezu davon besessen, sich zu rächen,
doch Silke hat es ihm in der Therapie ausgeredet. Dann wurden
sie ein Paar, und Heiko wurde immer sanfter, weil Silke ihm klargemacht
hatte, dass er mit einem Mord aus Rache niemals seinen
Frieden finden würde.«
»Aber er hat uns gegenüber erklärt, dass er noch immer diesen
Hass mit sich rumträgt.«
»Heiko redet viel, doch er meint es nicht so. Aber um es abzukürzen,
Heiko hat mir Leslie vorgestellt, und ich war vom ersten
Moment an fasziniert von ihr. Sie hat etwas, das schwer zu beschreiben
ist. Sie hatte zu der Zeit schon einen festen Freund,
diesen Moderator von FFH, aber sie hat ihn nach Strich und Faden
betrogen. Mit mir. Wir hatten den besten Sex aller Zeiten.
Und vor etwa einem Jahr hat sie so nebenbei fallenlassen, wie es
wohl wäre, wenn ... Leslie kann sehr überzeugend sein. Sie hat
von ihrem Hass gesprochen, immer und immer wieder, und sie
hat damit meinen Hass, der allmählich am Erlöschen war, wieder
geschürt. Wir waren wie in Ekstase, wir haben uns wie die Wahnsinnigen
geliebt und haben Pläne geschmiedet. Wenn Leslie in
meiner Nähe war, dann war ich in einer anderen Welt.«
Durant erinnerte sich an die Worte von Alina Cornelius, die
gesagt hatte, dass Leslie perfekt manipulieren könne, was durch
die jetzige Aussage von Hohl noch bestätigt wurde.
»Hatten Sie vor, den Rest Ihres Lebens mit ihr zu verbringen?
«
»Keine Ahnung, vielleicht.«
»Wie haben Sie Buchmann aus dem Bordell gelockt?«
»Ich war ein paarmal in seinem Nobelpuff und habe ihm am
Sonntag zuvor gesagt, dass ich ihm hervorragende Frauen liefern
könne. Ich hatte ihn schon darauf vorbereitet, dass ich mich demnächst
mit ihm in Verbindung setzen würde, er müsse sich die
Frauen allerdings bei mir anschauen. Es war ein Kinderspiel, diesen
geilen Sack dort rauszulocken.«
»Und Hoffmann?«
»Er hatte Urlaub, das hat Leslie rausgefunden. Sie hat ihn am
Dienstag auf seinem Handy angerufen und gefragt, ob sie sich
am Abend treffen könnten. Hoffmann stand auf junge Frauen. Er
kannte Leslie vom Gericht, wusste aber nicht, dass sie die Tochter
von der alten Sittler ist. Es war alles viel einfacher, als wir
gedacht hatten. Wir haben Hoffmann betäubt und in eine leerstehende
Werkstatt in Oberrad gebracht. Alles Weitere wissen Sie
ja.« Er hielt inne, stand auf, die Hände in den Taschen vergraben,
und fuhr fort: »Hoffmann war ein besonderes Kaliber, einer, der
Menschen, speziell Frauen nur verachtet hat. Nach außen der ehrenwerte
Richter, innen drin eine stinkende Ratte. Ich habe über
Heiko erfahren, dass seine Verlobte schon vor Jahren eine Therapiegruppe
für misshandelte und missbrauchte Frauen ins Leben
gerufen hatte. Von einer weiß ich, dass sie von Hoffmann so
schwer misshandelt wurde, dass sie wahrscheinlich nie Kinder
wird haben können.«
»Wie bitte? Was in solchen Sitzungen besprochen wird, ist
doch alles streng vertraulich.«
»Silke hat's mir erzählt, aber unter dem Siegel der Verschwiegenheit.
Sie hat auch nicht den Namen der Frau genannt, ich
weiß nur, dass sie noch relativ jung ist. Hoffmann war ein elender
Bastard, der den Menschen nur Leid zugefügt hat, und keiner
hat's gemerkt. Dafür musste er auch den qualvollsten Tod sterben.
Sein Todeskampf hat über zwei Stunden gedauert.«
»Wie stehen Sie jetzt zu Ihren Taten?«
»Was möchten Sie hören? Dass ich sie bereue?« Er zuckte
wieder mit den Schultern und meinte: »Ich weiß es nicht, ich
weiß es wirklich nicht. Es ist alles wie ein böser Traum oder wie
ein Gemälde von Dali oder Bosch. Das war's, mehr habe ich Ihnen
nicht zu sagen.«
»Warum haben Sie die Morde begangen, anstatt mit all Ihren
Informationen zu uns zu kommen?«
»Wollen Sie mich verarschen?! Wir haben's doch probiert,
andere vor uns auch schon, aber gegen die da oben hat man
keine Chance. Die halten doch zusammen wie die Kletten. Eine
Krähe hackt der andern kein Auge aus. Ich kenne einen Journalisten,
der wurde wegen eines Artikels damals in die tiefste Provinz
versetzt. Wenn etwas nicht publik gemacht werden darf,
dann wird es auch nicht publik gemacht, so sind die Regeln.
Scheiße!«
»War Mord
Weitere Kostenlose Bücher