Das Todeskreuz
wirklich die einzige Lösung?«
»Keine Ahnung, das Ganze hat eine Eigendynamik entwickelt.
«
»Welche Rolle hat Herr Kröger gespielt?«
»Keine. Tobias könnte nie jemanden töten. Hassen ja, aber
nicht töten. Manche Menschen glauben, es sei nur ein kleiner
Schritt vom Hassen zum Töten. Das ist ein Irrtum, es ist ein riesengroßer
Schritt.«
»Lieben Sie Leslie?«
»Sie ist eine besondere Frau.« Tobias Hohl lehnte sich zurück,
legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Leslie ist
eine ganz besondere Frau, ganz anders als ihre Mutter.«
»Das Aufzeichnungsgerät der Überwachungsanlage aus dem
Haus von Frau Sittler, wo finden wir das?«
»Weiß ich nicht, Leslie hat es mitgenommen. Kann sein, dass
sie es bei ihrer Großmutter versteckt hat, zumindest hatte sie das
vor.«
»Wir lassen Sie jetzt allein, ein Beamter wird Ihnen Gesellschaft
leisten«, sagte Durant und schaltete die Geräte aus. »Brauchen
Sie etwas? Essen, Trinken, Zigaretten?«
»Nein, danke, jetzt nicht. Sagen Sie Les, es tut mir leid.«
»Wollen Sie einen Anwalt verständigen?«
»Nachher.«
Durant und Brandt traten auf den Flur, wo Alina Cornelius auf
einem Stuhl saß.
»Warum haben Sie nicht Bescheid gesagt, dass Sie da sind?«,
fragte Durant.
»Ich habe durch das Glas beobachtet, was Sie da drin gemacht
haben. Das war sehr aufschlussreich. Er hat gestanden, hab ich
recht?«
»Können Sie auch von den Lippen lesen?«
»Nein, aber ich kenne die Körpersprache. Er ist fertig mit sich
und der Welt. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich wollte eigentlich, dass Sie mit Leslie sprechen, aber jetzt
möchte ich Sie doch bitten, sich noch einen Augenblick zu gedulden
und auch sie zu beobachten. Ich ruf Sie nachher noch
rein.«
Leslie Sittler lief im Vernehmungszimmer auf und ab, ohne
von dem Beamten, der in der Ecke saß, aus den Augen gelassen
zu werden. Als die Tür aufging, blieb sie stehen und sagte: »Na
endlich, das wurde ja auch mal Zeit.«
Im Aschenbecher lagen acht Kippen, die Luft war rauchgeschwängert.
»Nehmen Sie bitte Platz.« Durant deutete auf den Stuhl.
»Und wenn nicht?«
»Hinsetzen!«, fuhr Brandt sie an, der wie aus dem Nichts direkt
neben ihr stand. Leslie zuckte erschrocken zusammen und
folgte der Aufforderung.
Nachdem die Aufnahmegeräte eingeschaltet waren, begann
Durant: »Wir waren eben bei Herrn Hohl. Er hat ein umfassendes
Geständnis abgelegt.«
»Und was hat er gesagt?«, fragte sie und lehnte sich zurück,
die Arme verschränkt.
»Eine Menge, auch über Sie.«
Leslie sah Durant zweifelnd an und schüttelte den Kopf. »Sie
können mir viel erzählen, aber auf Ihre Tricks falle ich nicht herein.
Lassen Sie sich was Besseres einfallen.«
»Wir haben alles auf Band. Er hat uns von Ihrer ersten Begegnung berichtet, von Ihrer sexuellen Beziehung, wie ähnlich Sie
Laura Kröger sind ... Soll ich noch mehr ausführen?«
»Dann steht Aussage gegen Aussage. Ich habe nichts getan.
«
»Das wird das Gericht anders sehen. Ein Fußballspiel ist zu
Ende, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Und dieses Spiel ist abgepfiffen.
Nur mit dem Unterschied, dass es keinen Sieger, sondern
nur Verlierer gibt. Sie hätten mehr aus Ihrem Leben machen
können, so intelligent, wie Sie sind.«
Leslie senkte den Blick und lachte, und es klang höhnisch
und verächtlich. »Ich und mehr aus meinem Leben machen?!
Ich verfluche den Tag, an dem ich geboren wurde. Ich verfluche
dieses ganze gottverdammte Leben! Es ist nichts wert,
es ist nur ein riesengroßer Haufen stinkende Scheiße. Wissen
Sie was, es tut mir nicht so viel leid.« Dabei hielt sie Daumen
und Zeigefinger gegeneinander, dass nur noch ein winziger
Spalt zu erkennen war. »Nicht so viel. Sperren Sie mich doch
für den Rest meines Lebens ein, ich komm schon damit klar.
Fuck you!«
»Ist das die Leslie vom Sonntagabend?«
»Es gibt viele Leslies, sehr viele, und nur ich kenne sie alle.
Okay, ich habe Dinge getan, die vielleicht nicht ganz richtig waren,
aber wer tut das nicht? Ich meine, wer tut schon immer das
Richtige? Meine Mutter nicht. Sie nicht. Tobias nicht, Matthias,
dieser Schwächling, schon gar nicht.«
»Warum sprechen Sie so abfällig über Ihren Freund?«
»Mein Freund? Sie haben doch keine Ahnung. Matthias ist ein
Waschlappen, einer, der im Radio die große Klappe riskiert, aber
im richtigen Leben ein Versager ist. Er kann ganz gut ficken,
doch längst nicht so gut wie Tobias. Aber ficken
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