Das Totenhaus
erzählt, ist Unsinn, den er sich ausdenkt. Da bin ich mir sicher. Er mag es, wenn ihm jemand zuhört, und ehrlich gesagt ist die Familie mit ihrer Geduld langsam am Ende.«
»Aber es sind seine Geschichten, deretwegen Sie sich an dem Blackwell's-Projekt beteiligt haben.«
»Sicher, aber auf rein intellektuellem Niveau. Die Razzia hat wirklich stattgefunden. Die Zustände im Gefängnis, die er Ihnen wahrscheinlich beschrieben hat, sind ziemlich akkurat. Ich habe das alles recherchiert. Aber was verschollene Diamanten angeht, weiß mein Großvater nicht mehr als Sie.«
»Außer dass er tatsächlich zwei Diamanten am Tag der Razzia gesehen hat. Das verleiht der ganzen Geschichte eine gewisse Glaubwürdigkeit, finden Sie nicht auch? Wann werden Sie wieder in Ihrem Büro sein?«
»Nächsten Donnerstag, am zweiten Januar.«
»Sie hören von mir. Bald und oft. Und ich will die Berichte von all Ihren Fahrten hinüber auf die Insel mit Lola Dakota sehen - und alles, was sich sonst noch auf das Projekt bezieht. Richten Sie mir das bitte her. Ebenso eine Liste der Studenten, die mit Ihnen an der Ausgrabung arbeiten.«
Mein Piepser begann zu vibrieren, als ich meinen Mantel zuknöpfte und aus der Haustür trat. Ich fröstelte wegen der Kälte und weil ich Pat McKinneys Privatnummer erkannte. Ich machte die Autotür auf und wählte seine Nummer auf meinem Handy.
»Was treiben Sie so, wenn Sie und Chapman nicht gerade anderen Leuten das Leben schwer machen?«
»Da fragen Sie nach ungeheuer viel Zeit, Pat.« Es war klar, dass er mir gleich irgendeine schlechte Neuigkeit mitteilen würde. »Soll ich darüber nachdenken und Sie zurückrufen?«
»Ich dachte, dass Sie, falls Sie nichts Besseres zu tun haben, nach New Jersey hinüberfahren könnten, in das Krankenhaus in der Nähe von Hackensack. Bart Frankels Auto wurde heute Vormittag von einem Mack-Laster aufs Korn genommen. Der Laster hat gewonnen.«
23
»Falls wir drei Möglichkeiten hätten, ist die Einzige, die ich ausschließen kann, Selbstmord. Zu riskant, sich darauf zu verlassen, dass man dabei umkommt, wenn man seinen Hintermann auffahren lässt. Klappt nicht immer.«
Es war früh am Samstagnachmittag, und der Detective aus Sinnelesis Büro, Tony Parisi, sprach mit uns in der Besucherlounge des Krankenhauses.
»Also Unfall oder Mordversuch - was vermuten Sie?«
»Schwer zu beweisen, dass es etwas anderes als ein Unfall war. Eine alte Kiste auf der Bundesstraße Siebzehn, und ein Lastwagen, der in einer unübersichtlichen Kurve von hinten herangerast kommt. Der Autofahrer ist mit den Gedanken woanders, gerät auf Glatteis und tritt zu spät auf die Bremse. Der Idiot hinter ihm schiebt ihn von der Straße und in eine Reihe Bäume. Splitterkuchen, Mann. Und das kann ich Ihnen sagen, Bart war wirklich abgelenkt. Als gestern nach dem Kautionsantrag die Neuigkeiten bekannt wurden und Kralovic freigelassen wurde, war Bart bereit, sich in einem Loch zu verkriechen. Falls der gute alte Lebenswille etwas damit zu tun hat, ihn von den Maschinen abzustöpseln, wird er es nicht schaffen. Er ist hinüber.«
»Was wissen Sie über den Laster?«
»Ich bin mir nicht einmal sicher, dass es einer war. Fahrerflucht ist alles, was wir wissen. Jemand wollte ihn unbedingt aus seiner Spur hinausbefördern und ist dann nicht einmal stehen geblieben, um nachzusehen, was passiert ist. Scheiße, falls Vinny Sinnelesi in der Stadt wäre, würde ich glatt auf ihn tippen. Er wird so was von stocksauer sein, weil Bart ihm den Kralovic-Fall versaut hat.«
»Sie glauben nicht, dass er durchkommen wird?«, fragte ich vorsichtig.
»Nicht die geringste Chance. Sie haben ihn nur angeschlossen, damit sich seine Kinder von einem warmen Körper verabschieden können. Sie sind gerade bei ihm drin. Sein Anwalt behauptet, dass er eines dieser Patiententestamente gemacht hat. >Lasst mich sterben, sobald die Pumpe ihren Geist aufgibt.< Wenn Sie sicher gehen wollen, dass Bart seinen letzten Atemzug tut, dann geht ihr beiden jetzt da rein und reicht ihm eine eurer Vorladungen. Finito.«
Wenigstens musste ich nicht befürchten, dass Pat McKinney der Einzige war, der mir für Bart Frankels Zustand die Schuld gab. Mike fuhr sich, offensichtlich beunruhigt, mit den Fingern durch sein dunkles Haar. »Was -?«
»Fragen Sie gar nicht erst, was Sie für ihn tun können, Chapman. Wir ganz allein werden uns darum kümmern. Ob Sie's glauben oder nicht, hier in Jersey gibt es auch richtige
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