Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
wurde immer leiser. Ich beugte mich vor, um ihn hören zu können. »Aber Freeland konnte einfach die Drogen nicht ausstehen und was mit den einfachen Gefangenen geschah. Er war der Ansicht, dass diese Drogen die Situation für alle gefährlich machten. Die Gefangenen waren niederträchtige Gesellen, verzweifelt und gewalttätig.«
    »Wurde er getötet, als Ihre Polizisten mit Mac-Cormick das Gefängnis stürmten? Hat er sich gewehrt -?«
    »Gott sei Dank hatten wir nichts damit zu tun. Die Schläger bekamen ihn in die Finger. Einer von ihnen rammte ihm ein Messer zwischen die Rippen. Spießte ihn auf wie ein Schwein.«
    »Weil er sie wegen des Rauschgifts verpfiffen hatte?«
    Orlyn Lockhart hielt inne. Er rieb sich mit der Hand das rechte Auge und machte einen verärgerten Eindruck, als er zu mir sagte: »Sie sind genauso ungeduldig wie sie. Sie wollen Freelands Diamanten, genau wie Lola. Glauben Sie denn auch, dass sie auf Blackwell's Island vergraben sind?«
     
    22
     
    Der alte Mann wollte die Geschichte auf seine Art erzählen.
    »MacCormick hatte Recht. Er wusste, dass Freeland Jennings mein Freund war, also war er der Ansicht, dass ich mich während der Razzia nicht in der Nähe seiner Unterkunft aufhalten sollte. Sobald meine Hilfssheriffs Reggio und Cleary gefasst hatten, verschwanden ihre Handlanger ziemlich schnell. Die Mafialieutenants waren zu dem Zeitpunkt noch nicht mal eingesperrt. Ein paar Dutzend liefen noch herum, wohl wissend, dass sie dieses Mal wirklich dran waren. Es waren ihre letzten Minuten der Freiheit, bevor ihre korrupte Welt zusammenbrach. Zwei von der übelsten Sorte drangen in Jennings Apartment ein und knöpften ihn sich vor. Er gehörte zu keiner Bande, also auch nicht zu der ihren. Sie hatten ihm nur eine Sonderbehandlung gewährt, weil er die beiden Oberbosse für seine Privilegien bezahlte.«
    »Ich schätze, sie wollten sein Geld.«
    »Sie wollten alles, was er hatte. Und so rankt sich seitdem eine Legende um meinen alten Freund.« Er sah mich an. »Das ist der Teil, den ihr Frauen mögt. Es heißt, dass Joseph Reggio von Freeland Jennings Diamanten verlangt hatte. Funkelnde Klunker, die man ohne Probleme hinausschmuggeln konnte. Dafür brauchte man keine Tasche und kein Säckchen. Denn es könnte ja vorkommen, dass man tatsächlich an einen ehrlichen Aufseher geriet, der diese durchsuchen würde. Aber Diamanten passten in einen Schuh, wo sie niemandem auffielen. Oder man konnte sie in den Falten eines Rocksaums hinausschmuggeln, wenn eine Frau zu Besuch kam. Die perfekteste Währung für einen inhaftierten Freibeuter.«
    »Hatte Jennings wirklich Diamanten im Zuchthaus?«
    »Nun, das hat er mir gegenüber zumindest angedeutet. Er tat, was er tun musste, um am Leben zu bleiben.«
    »Hatte er sie denn bei sich im Zimmer?«
    »Das ist Teil der Legende, mein Sohn. Ich erzähle Ihnen, was die Jungs Commissioner MacCormick und mir berichtet haben; ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen. Man sagt, dass Jennings überaus gewieft war und keinem der Schläger um sich herum traute. Er hatte maximal zwei bis drei Edelsteine in seiner Wohnung, weil einer eine ganze Weile reichte.
    Es war viel einfacher, einen kleinen Stein zu verstecken als ein Bündel Geldscheine oder genug Gold, um Reggio bei Laune zu halten. Aber sehen Sie, es gab auch andere Stellen auf der Insel, wo er seine Juwelen verstecken konnte.«
    »Ich verstehe, Mr. Lockhart, dass die Gauner das Zuchthaus regierten«, sagte Mike, »aber sie konnten doch nicht aus den Gefängnismauern raus.«
    »Ah, aber Sie vergessen, was die meisten der Gefangenen jeden Tag taten.«
    »Einige von ihnen arbeiteten in den Krankenhäusern und Anstalten«, sagte ich. Allein bei dem Gedanken daran lief es mir eiskalt über den Rücken.
    »Aber die meisten Gefangenen, junges Fräulein, verrichteten Schwerarbeit. Auf der Insel gab es haufenweise Felsablagerungen, begehrtes Baumaterial, Granit und Gneis. Die Männer wurden in ihren gestreiften Häftlingsklamotten hinausgeschickt, um das Gestein abzubauen. Und einige von Reggios Männern glaubten, dass Jennings sich einen der Arbeiter gekauft hatte, um in einem der Steinbrüche ein sicheres Versteck graben zu lassen. Eine verborgene Stelle, an der er seine wertvollen Steine verstecken konnte. So brauchte er keine Angst zu haben, Reggio nicht mehr bezahlen zu können, falls ihm die Gauner alles abnahmen, was sie in seiner Wohnung fanden.«
    »Also schmuggelte jemand die Diamanten zu Mr. Jennings

Weitere Kostenlose Bücher