Das Totenhaus
konnte mir folgen. »Also würdest du so weit gehen, zu sagen, dass Bart von Ivan bestochen wurde. Dass Bart Lola vielleicht sogar ihrem Killer in die Hände gespielt hat. Er setzt sie vor ihrem Haus ab. Ciao, Baby, bis später. Dann fährt er in den Sonnenuntergang, in ihr Büro, um den Schlüssel zu holen - den Schlüssel zu ...? Das ist der Punkt, an dem ich in diesem Szenario nicht mehr weiter weiß.«
»Ich sage nicht, dass ich glaube, dass es so war. Ich weiß nur, dass ich aus all den falschen Gründen darauf hoffe, dass Bart es schafft. Ich möchte, dass er uns einige Fragen beantwortet.«
Auf der Fahrt zurück in die Stadt dachten wir laut über die möglichen Querverbindungen zwischen den Betrugsermittlungen gegen Ivan, die Anklage wegen häuslicher Gewalt und Lolas Tod nach.
Vor dem Haus auf dem Riverside Drive war es jetzt viel ruhiger als in der Nacht des Mordes. Mike drückte im Vestibül auf die Klingel, neben der Laverys Name stand, und nach knapp einer Minute ertönte als Antwort durch die Sprechanlage: »Ja?«
Mike legte die Hand über den Mund und sagte mit gedämpfter Stimme: »Bart.«
»Bart« war ein paar Stunden zu spät dran, aber noch immer willkommen genug, dass Lavery uns aufmachte. Wir gingen ins Haus und zum Aufzug.
Im sechzehnten Stock war die Tür zu Laverys Wohnung angelehnt. Ich konnte hören, wie jemand telefonierte, also stieß ich die Tür auf und ging vor Mike in die Wohnung. Der Mann, von dem wir vermuteten, dass es Lavery war, stand mit dem Rücken zu uns. Er bedankte sich bei dem Anrufer und legte auf. Als er sich umdrehte, erschrak er, uns zu sehen.
»Ich bin Mike Chapman, Morddezernat«, sagte Mike und klappte seine Dienstmarke auf. »Das ist Alexandra Cooper, Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan. Wir sind -«
»Nicht derjenige, den ich erwartet habe, als ich Sie hereinließ, Detective.« Lavery ging an uns vorbei zur Tür und reckte den Kopf in den Flur hinaus. »Kommt Bart auch noch?«
Falls Lavery noch nichts von Barts Unfall wusste, würde Mike es ihm auch nicht sagen. »Er hat einen schweren Tag gehabt. Ich glaube nicht, dass er es schaffen wird.«
Lavery war sichtlich verwirrt. Er ging zu dem CD-Spieler auf dem Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand und stellte die Musik leiser. Falls Chapman erwartet hatte, dass Lavery Bob Marley and the Wailers hörte und dazu in einer Holzpfeife Gras rauchte, dann musste er enttäuscht sein. Ein BeethovenAdagio bildete den musikalischen Hintergrund für unsere Unterhaltung. Lavery war offensichtlich an seinem Schreibtisch mit Aussicht auf den Park gesessen und hatte handschriftlich Notizen gemacht. Er trug ein afrikanisches Gewand und nach wie vor eine Rastafrisur.
»Bart ist ein langjähriger Freund von uns. Nach Ihrem Telefonat beschloss er, dass er sich nicht allein mit Ihnen treffen wollte. Er denkt, dass es besser wäre, wenn Sie das, was Sie sagen wollen, uns beiden sagen.«
Laverys Gesichtsausdruck verriet nichts, aber er war zu intelligent, um der Situation zu trauen. Oder dem Polizisten, der ihn von oben bis unten musterte.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich an. »Sind Sie nicht die Frau, die die Ermittlungen in dem Mord an Lola Dakota leitet? Ich kenne Ihren Namen aus den Nachrichten.« Er hatte eine tiefe Baritonstimme und sprach ruhig und gesetzt.
»Ja, wir arbeiten beide an dem Fall.«
»Lola war eine gute Freundin von mir. Und eine große Hilfe in einer für mich sehr schwierigen Zeit.« Er drehte sich um, um ins Wohnzimmer zu gehen, und signalisierte uns, ihm zu folgen. »Ich vermute, Sie haben davon gehört?« Er sagte das in Form einer Frage, offenbar etwas verunsichert.
»Ja, wir wissen ein wenig darüber Bescheid.«
»Lola war von Anfang an auf meiner Seite. Ich werde ihre Freundschaft fürchterlich vermissen.«
»Genau darüber würden wir gerne mit Ihnen reden. Wir haben versucht, Sie -«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, Detective, wenn ich Bart anrufe? Ich würde lieber -«
»Bart ist hier nicht von Belang, Mr. Lavery. Fürs Erste -«
»Doktor. Doktor Lavery.«
»Wenn Sie ein Stethoskop, einen Rezeptblock und eine Zulassung als Arzt haben, dann nenne ich Sie >Doktor<. Jeder andere .ologe, der eine Dissertation über irgendwelchen unnützen theoretischen Schwachsinn schreibt, ist für mich nur ein guter alter >Mister<.«
»Professor -«, fing ich an.
»Ah, die Diplomatin in Ihrem Team.«
»Ja, die Madeleine Albright der Bezirksstaatsanwaltschaft. Sie will das
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