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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Yorker Polizei, die sich ein Stockwerk über mir befand, also rief ich die Voice-Mail von Detective Joe Roman an und bat ihn, eine Beschwerde aufzunehmen mit den Aussagen, die Shirley Denzig gegenüber den Angestellten der Zeugenbetreuungsstelle gemacht hatte. Ich bat ihn auch zu überprüfen, ob Denzigs Vater in Maryland einen Waffenschein hatte und ob seine Pistole wirklich gestohlen worden war.
    Laura war um neun Uhr an ihren Schreibtisch gekommen, und noch bevor sie sich setzen konnte, rief sie mich auf der Sprechanlage an. »Howard Kramer ist am Apparat.«
    »Ich nehme das Gespräch. Aber falls Chapman anruft, stellen Sie ihn bitte sofort durch. Ich hatte ihn eigentlich schon hier erwartet.«
    Ich hob ab und begrüßte Kramer. Howard war Prozessanwalt und geschäftsführender Partner von Sullivan & Cromwell, einer der besten Anwaltskanzleien der Stadt. Obwohl ich ihn von Berufs wegen kannte, hatten wir uns erst nach seiner Heirat mit Nan Rothschild, der Barnard-Professorin, die mit mir Ballettunterricht nahm, näher kennen gelernt.
    »Wie geht's?«
    »Gut. Alles bestens. Ich weiß, wie beschäftigt du bist, aber ich dachte mir, dass du diese Woche vielleicht mit Nan sprechen willst. Sie kommt heute Nachmittag aus London zurück; sie war bei einer Konferenz in Oxford. Ich las in der Times, dass du mit dem Dakota-Schlamassel zu tun hast. Nan arbeitete mit Lola an einem Projekt, das das College sponserte, und vielleicht kann sie dir weiterhelfen.«
    Ich wusste, dass Rothschild eine der prominentesten Stadtarchäologinnen des Landes war. Sie hatte einige der außergewöhnlichsten Grabungen in Amerika mitgemacht oder geleitet, darunter ein paar mitten in New York City, bei denen Friedhöfe aus der Kolonialzeit und Artefakte früher Siedlungen freigelegt wurden.
    »Ich habe mich mit Nan vor einigen Wochen im Ballettkurs unterhalten, und sie erzählte mir von der Ausgrabung im Central Park, die sie beaufsichtigte. Seneca Village. Hatte Dakota damit was zu tun?« Das Dorf hatte eine Gemeinde von mehreren Hundert Leuten beherbergt, die in den 1850er Jahren umgesiedelt worden waren, um für den Great Lawn im Park Platz zu machen. Ich war total fasziniert gewesen von Nans Schilderungen, mit welchen HightechMethoden man heutzutage die Vergangenheit der Stadt erforschte.
    »Ich glaube nicht, dass Lola damit etwas zu tun hatte. Nan wurde vom King's College als Beraterin für etwas ganz Neues angeheuert. Der Vorstand des Archäologischen und Kulturwissenschaftlichen Instituts vom King's, ein Typ namens Winston Shreve, bat sie, ein kleines Projekt zu leiten. Shreve hatte die Idee, eine bedeutende urbane Struktur mit einer interessanten Baugeschichte zu nehmen, Nan die Ausgrabungen leiten zu lassen, und die Grabungsarbeiten mit politik- und kulturwissenschaftlichen Seminaren zu begleiten. Lola war eine der vier Dozenten, die das Projekt leiteten. Es hat in Wissenschaftlerkreisen ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt - sehr interessant und gleichzeitig sehr anschaulich für die Studenten. Du würdest dich wundern, was sie alles gefunden haben.«
    »Wo arbeiten sie?«
    »Am Octagon-Turm. Kennst du ihn?«
    »Nie davon gehört.«
    »Du musst ihn dir von Nan zeigen lassen - er ist wirklich ziemlich außergewöhnlich. Es war New Yorks erste Irrenanstalt. So nannte man das damals im frühen neunzehnten Jahrhundert. Er ist auf Roosevelt Island, an der Nordspitze, direkt südlich vom Leuchtturm.«
    »Doch nicht Teil dieser toll aussehenden Ruine, die man vom Drive aus sehen kann?« Diejenige, auf die ich Chapman Samstagnacht aufmerksam gemacht hatte.
    »Nein, nicht das Krankenhaus. Den Octagon kann man von dieser Seite des Flusses aus nicht sehen. Warum kommst du nicht morgen Abend auf einen Drink zu uns nach Hause, dann wird dir Nan alles erzählen, was sie über Lola weiß. Und falls du Zeit hast, will ich, dass sie dir verspricht, dich zum Octagon mitzunehmen, damit du sehen kannst, was sie dort machen.«
    Wir verabredeten uns gerade für Dienstagabend, sieben Uhr, als Chapman hereinkam, einen grünen Plastikmistelzweig an das Bücherregal über Lauras Stuhl hängte und sie auf den Nacken küsste. »Wenn es euch nichts ausmacht, bringe ich einen Detective mit. Bis dann.«
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Chapman.
    »Jetzt gleich gehen wir zu meiner Anhörung. Stell dir vor, die Ausgrabungsstätte, bei der Lola arbeitete, war früher mal eine Irrenanstalt. Ich befürchte, dass sie uns beide gleich dabehalten, wenn wir uns dort blicken

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