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Das Trauma

Das Trauma

Titel: Das Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe
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Auto fliegt über die Hügelkuppe und jagt auf der anderen Seite weiter. Zwischen den dunklen Bäumen ahne ich einen ziemlich steilen Hang und sehe, dass der Weg nach rechts abbiegt. Kattis bremst, aber statt zu gehorchen, gerät der Wagen ins Schlingern und hält geradewegs auf die Wand aus kräftigen Tannen zu.
    »Shit«, sagt sie heiser.
    Wir jagen im Höchsttempo gegen einen riesigen Tannenstamm. Der Knall ist ohrenbetäubend. Das Geräusch von zerbrechendem Glas und Metall, das zur Unkenntlichkeit verbogen wird, füllt den Wagen. Dann Stille. Das Einzige, was zu hören ist, ist das Geräusch eines der Scheibenwischer, der noch immer über die zersplitterte Windschutzscheibe jagt, wie ein Bein eines sterbenden Insekts zuckt er spastisch vor mir hin und her.
    Schnee wird ins Auto gewirbelt. Ich wische mir Glasscherben von den Knien und drehe mich zu Kattis um, deren Kopf auf das Lenkrad gesunken ist.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen?«, frage ich und lege ihr die Hand auf die Schulter.
    Aber sie gibt keine Antwort, wimmert nur leise.
    Ich packe ihre Schulter, rüttele energischer.
    »Sagen Sie was.«
    »Mein Bein«, haucht sie.
    » Immer weiter geradeaus«, sagt die metallene Stimme, unangefochten davon, was sich soeben zugetragen hat.
    Ich drehe mich zu ihr hin und schalte den Motor aus, sehe, wie ihr Bein unter dem Armaturenbrett verschwindet, aber etwas stimmt nicht. Ihr Sitz scheint so weit vorgeschoben worden zu sein, dass das Bein keinen Platz mehr hat. Oder als wäre die Front des Autos eingedrückt worden und hätte ihr Bein eingeklemmt.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen.«
    Ich knöpfe meinen Mantel zu und wickele mir den Schal um Kopf und Hals. Öffne die Wagentür und versinke im tiefen Neuschnee. Wieder werden meine Stiefel von dem daunenweichen Schnee gefüllt.
    Meine nackten Finger tasten sich an der Karosserie entlang, als ich mich zur Motorhaube vorarbeite, nur um festzustellen, dass wir halbwegs in einer tiefen Senke stecken. Vorsichtig klettere ich in die Senke, höre Geräusche wie zersplitterndes Glas, als ich durch dünnes Eis breche. Eine Sekunde darauf merke ich, wie eiskaltes Wasser in meine Stiefel eindringt. Ich drehe mich um, werde von einem der Scheinwerfer geblendet, der noch immer brennt.
    Der Baumstamm ist unversehrt, die gesamte linke Seite der Wagenfront aber ist eingedrückt und hat sich dem Baum entsprechend geformt, als ob das Metall den Stamm umarmen wollte. Ich steige aus der Senke und mustere aus zusammengekniffenen Augen den Scheinwerfer und den Schnee, der um mich herumwirbelt. Wir können einfach nicht weiterfahren. Ich kann nur versuchen, Kattis zu befreien, damit wir das letzte Stück zu Fuß zurücklegen können.
    Ich gehe auf Kattis’ Seite hinüber und stelle fest, dass auch die Tür zusammengedrückt ist. Das Einzige, was passiert, als ich auf den Türgriff drücke, ist, dass sie schreit. Die winzig kleinen Vibrationen, die ich verursache, scheinen ihr echte Schmerzen zu bereiten, und ich bekomme es mit der Angst zu tun. Was, wenn sie wirklich verletzt ist? Ernsthaft verletzt?
    Dann wickele ich mir den Schal um die Hand. Schlage die Glasstücke weg, die noch immer in der Fensteröffnung auf Kattis’ Seite sitzen, um mich durch das Fenster hineinbeugen zu können. Vorsichtig hebe ich ihren Oberkörper zurück, zum Sitz hin, damit ich mir ihr Bein ansehen kann. Sie wimmert leise.
    Im trüben Licht, das hereinsickert, ist es nicht leicht, etwas zu erkennen, aber als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich: Das Metall klemmt ihr linkes Bein ein wie ein Schraubstock. Blut quillt über dem Knie hervor, und dunkle Flecken wachsen auf der Jeans.
    »Können Sie das Bein bewegen?«
    »Nein«, die Antwort erfolgt sofort und mit lauter Stimme. Plötzlich scheint sie vollkommen konzentriert zu sein. »Nein, und Sie rühren es auch nicht an, ist das klar?«
    Ich höre die Panik in ihrer Stimme und nicke, lege ihr die Hand auf die Schulter.
    »Na gut, ich rufe Hilfe.«
    Sie nickt langsam und schließt die Augen. Ihre Lippen sind so weiß wie der Schnee, der weiterhin ins Auto wirbelt.
    Ich wähle die Nummer des Notrufs und lande zu meiner Überraschung in der Warteschleife. Die Situation kommt mir absurd vor. Ungeduldig trommele ich mit den Fingern auf dem Telefon und schaue zugleich in den schwarzen Wald. Kann hier jemand wohnen? Mitten im Tann?
    Plötzlich höre ich im Telefon eine Stimme, und zu meiner eigenen Überraschung breche ich in Tränen aus.
    Ich reiße

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