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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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lange bei mir. Wenn du nicht willst – auch recht. Schließlich werden wir hier irgendwo die Nacht verbringen müssen. Weiß der Geier, was uns alles passieren kann.«
    »Es muss doch eine andere Möglichkeit geben.«
    »Wenn dir eine einfällt, dann lass hören.«
    »Wir sollten zumindest versuchen, uns so weit wie möglich von der Lodge zu entfernen. Wir könnten die Straße erreichen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es die Einfahrt hinunter schaffe.«
    »Wir können dich ja hinunterrollen.«
    Cora verzog das Gesicht. »Du bist ja fast so schlimm wie Finley.«
    »Was hast du vor?«
    »Wir müssen uns irgendwo im Wald verstecken. Wie gestern Nacht.«
    »Bist du dir sicher, dass ich bei dir bleiben soll und nicht Vivian?«
    »Denke schon. Wenn irgendwas passiert, hätte ich lieber dich an meiner Seite.«
    »Echt? Wieso?«
    Cora zuckte mit den Achseln. »Du bist nicht auf den Kopf gefallen. Normalerweise weißt du, was zu tun ist, und tust es auch.«
    »Tja. Vielen Dank.«
    Abilene beobachtete, wie Vivian und Finley um die Ecke der Lodge verschwanden.
    »Abgemacht? Bleibst du bei mir?«
    »Klar. Besser, als die ganze Nacht durchzulatschen.«
    »Komm ein bisschen näher, ja?«
    Diese Bitte verblüffte Abilene, aber sie tat, was Cora verlangt hatte. Cora legte einen Arm um ihren Rücken und streichelte sie sanft.
    Abilenes Herz schlug schneller.
    Was ist denn jetzt los?
    Sie kann unmöglich … lesbisch sein. Verflucht, sie ist verheiratet! Sie hatte Tony nur drei Monate nach ihrem Ausflug nach New York – ob da ein Zusammenhang bestand? – das Jawort gegeben. Unmöglich.
    »Entspann dich«, flüsterte Cora. Ihr Atem kitzelte Abilenes Ohr. »Tu so, als wäre alles in Ordnung.«
    »Cora …«
    »Hinter dir ist jemand im Gebüsch.«
    Die Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. »Wer?«
    »Keine Ahnung.«
    »Batty?«
    »Nein.«
    »Oh Gott.«
    »Ruhig bleiben. Verhalt dich ganz normal. Den schnappen wir uns.« Cora tätschelte Abilenes Rücken. »Brechen wir auf«, sagte sie mit lauterer Stimme. »Ich hab's satt, hier herumzusitzen.«
    Abilene richtete sich auf, wobei sie gegen das Verlangen ankämpfen musste, sich umzudrehen.
    Wir werden beobachtet.
    Von Helens Mörder?
    Sie warf einen Blick auf die Lodge. Keine Spur von Vivian oder Finley.
    Wir hätten uns nicht trennen sollen. Tolles Timing …
    Sie beugte sich vor und umklammerte Coras linken Arm. Dabei fiel ihr die Bluse auf, die sie um den verletzten Knöchel gebunden hatte, und erinnerte sich, dass sie halb nackt war.
    Das gibt's doch gar nicht. So eine Scheiße!
    Sie zog an Coras Arm, der es mithilfe der Schrotflinte gelang, sich aufzurichten.
    »Mal sehen, ob ich ohne Hilfe gehen kann. Mach mal Platz.«
    Abilene ließ sie los und trat beiseite. Sie beobachtete Cora und versuchte, so gut es ging, nicht ins Gebüsch zu sehen.
    Cora gelang es, aufrecht stehen zu bleiben. »Siehst du? Ich komme ganz gut klar.«
    Sie wirbelte auf ihrem linken Bein herum, brachte das Gewehr in Anschlag und richtete es auf das dichte Unterholz neben dem Trampelpfad. »Komm raus, oder ich blas dir dein beschissenes Hirn aus dem Schädel.«
    Abilene hörte ein erstauntes Keuchen, konnte jedoch niemanden im dichten Gebüsch erkennen.
    »Raus da!«
    »Nicht schießen! Nicht!«
    Der Kopf eines Teenagers erschien. Abilene erkannte das lange dunkle Haar und das einigermaßen hübsche, glatte Gesicht sofort wieder. Es war der Junge, den sie gestern gesehen hatten. Der im Wald verschwunden war.
    Helens Mörder?
    Vor Abilenes Augen erschien ihre tote Freundin, die im Duschraum lag.
    Sie zog Battys Messer.
    Langsam trat der Junge aus dem Gebüsch hervor. Seine vor Schreck geweiteten Augen waren auf Cora gerichtet.
    Er trug nur eine abgeschnittene, tief hängende Jeans an seinem mageren Körper. Die Hose, die ihm viel zu groß war, wurde von einem Stück Seil gehalten, das er wie einen Hosenträger über die Schulter geschlungen hatte.
    Sein Bauch war mit blauen Flecken übersät. Hatte Helen ihm die beigebracht? Als sie um ihr Leben gekämpft hatte?
    Er blieb vor Cora stehen und schüttelte den Kopf. »Ich hab nichts gemacht«, sagte er. »Nicht schießen, okay?«
    »Muss ich mir noch überlegen«, sagte Cora.
    »Bitte nicht! Ich war's nicht. Ich hab sie nich mal angerührt!«
    »Du Arschloch«, entfuhr es Abilene. Der Kopf des Jungen fuhr herum. Sie bemerkte, wie sein Blick von ihren Augen zu ihren Brüsten wanderte, aber sie beschloss, es nicht weiter zu beachten. »Du hast sie umgebracht. Du

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