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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verdammten Fuß stabilisieren. Der darf auf keinen Fall lose hin und her baumeln. Wir brauchen irgendetwas, das wir als Schiene benutzen können.«
    Abilene legte sich bäuchlings auf den Steg und spähte durch das Loch. Sie konnte die zersplitterten Enden der Planke erkennen, die unter Coras Gewicht zerbrochen war. Ihre Enden neigten sich dem Wasser zu, wurden aber immer noch von Nägeln am Steg gehalten.
    Sie packte eine Hälfte des Brettes, zerrte und ruckelte daran herum. Quietschend lösten sich die Nägel aus dem Holz.
    Abilene stellte die Planke aufrecht vor sich hin, ritzte sie mit dem Messer ein und zerbrach sie dann entlang der Markierung über ihrem Knie.
    Als sie fertig war, hatte sie zwei brauchbare Holzlatten, die etwa zehn Zentimeter breit und dreißig Zentimeter lang waren.
    »Perfekt«, sagte Cora.
    »Hickok, du bist eine richtige Pfadfinderin«, sagte Finley grinsend.
    Cora nahm Abilene die behelfsmäßigen Schienen ab und presste sie gegen beide Seiten des Knöchels. »Jetzt müssen wir sie nur noch irgendwie befestigen.«
    »Ein Gürtel«, schlug Finley vor. Sie hob ihr Hemd hoch, sah auf ihren Hosenbund herab und runzelte die Stirn.
    »Du hast damit Batty gefesselt«, erinnerte sie Abilene.
    »Ach ja, stimmt. Aber wo zum Teufel … oh nein, ich hab ihn dort zurückgelassen.«
    »Leider.«
    »Ach Scheiße.«
    »Kein Problem«, sagte Abilene. »Ich hab auch noch einen.«
    »Batty hat meine Schuhe, Finleys Gürtel …«, sagte Vivian, während Abilene den Gürtel aus den Schlaufen ihres Jeansrocks zog.
    »Sie will wohl ihre Garderobe aufbessern«, sagte Finley.
    „… und Coras Montiereisen. Was fehlt dir?«, fragte sie Abilene.
    »Nichts, außer, die Wasserflasche zählt auch.«
    »Die alte Hexe hat ja schon eine ganz hübsche Sammlung von unseren Sachen«, sagte Finley.
    »Das bringt mich ins Grübeln …«
    »Würdest du mir deinen Gürtel reichen, bevor du zu grübeln anfängst?«, sagte Abilene.
    Vivian zog ihn aus den Schlaufen ihrer weißen Shorts. »Kann er die Sachen nicht benutzen, um uns mit einem Zauberspruch oder so zu belegen? Ihr wisst schon, weil es doch unsere persönlichen Gegenstände sind.« Sie reichte Abilene ihren Gürtel.
    »Jetzt geht das schon wieder los«, sagte Cora.
    »Dazu benutzt man doch Fingernägel oder Haare oder solchen Kram«, sagte Abilene, während sie die beiden Gürtel miteinander verband. »Von schwarzer Magie mit Schuhen oder … Autowerkzeug habe ich noch nie gehört.«
    »Es ist nicht einmal mein Werkzeug«, sagte Cora. »Es gehört zum Leihwagen.«
    »Aber du hast es mit dir herumgetragen.«
    »Könnten wir den Fluch-Scheiß jetzt mal lassen, ja? Wir haben ganz andere Probleme – meinen Knöchel zum Beispiel.«
    »Willst du deinen Schuh anbehalten?«
    »Ja. Der stabilisiert das Ganze zusätzlich.«
    Während Cora die Schienen festhielt, wickelte Abilene die miteinander verbundenen Gürtel darum. Sie band die Lederriemen mehrmals um Coras Ferse und den Knöchel und steckte das Ende in den festgezurrten Gürtel.
    »Sieht ganz brauchbar aus«, sagte Cora.
    »Ewig wird es nicht halten, aber …«
    »Zumindest, bis ich bei der Lodge bin. Da haben wir genug Verbände und andere Sachen im Auto. Also los.«
    Vivian stellte sich hinter Cora und hob sie hoch. Finley und Abilene halfen ihr, indem sie Coras Arme packten. Cora verlagerte das Gewicht auf ihr linkes Bein und klemmte sich den Schaft der Flinte unter die Schulter. Während Abilene sie stützte, drehte sie sich um.
    »Wir gehen voraus«, sagte Vivian. »Tritt nur dahin, wo wir auch hingetreten haben.« Sie legte einen Arm um Finley, und Seite an Seite erprobten sie vorsichtig die restlichen Planken auf ihre Stabilität. Abilene, die Cora nur mit Mühe aufrecht halten konnte, folgte ihnen. Cora hüpfte auf ihrem unverletzten Bein. Bei jedem Schritt knallte der Lauf des Gewehrs auf die Holzplanken.
    »Alles klar?«, fragte Cora.
    »Bin nur ein bisschen nervös.«
    Als ob man auf einem zugefrorenen See spazieren würde, dachte Abilene. Bei jedem Schritt gibt das Eis ein klein wenig nach. Man hört, wie es ächzt und knirscht, weiß, dass es bald einbrechen wird, und rechnet jeden Moment damit, in den eiskalten Fluten zu versinken.
    Sie schwitzte und keuchte. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte. Das kommt von der Anstrengung, dachte sie. Von der Anstrengung und der Angst einzubrechen.
    Mit einem letzten großen Schritt verließen Finley und Vivian den Steg. Sie drehten sich um und beobachteten die

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