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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Finley und hob das Messer auf, das sie hatte fallen lassen. »Wir wissen ja nicht, was er im Schilde führt.«
    »Ich tu euch nichts«, sagte Jim mit hoher, zitternder Stimme.
    »Er ist verletzt«, sagte Abilene. »Ich hab ihn am Bein verwundet. Und in seinen Kopf gebissen.«
    »Aber dir geht's gut?«, fragte Vivian.
    »Ich werd's überleben. Nur mein Rücken juckt wie verrückt.« Sie wusste, dass er zerkratzt war und scharfe Steine und Dreck daran klebten. Vivian knüllte die karierte Bluse zusammen. Abilene beugte sich vor und ließ sich von Vivian damit den Rücken säubern.
    Sie stöhnte auf, als das unerträgliche Jucken einem leichten Schmerz Platz machte.
    »Hey!«, ertönte Coras Stimme.
    Abilene sah auf. Cora stand, auf die Schrotflinte gestützt, am Waldrand.
    »Was ist los?«, rief sie.
    »Alles in Ordnung«, antwortete Abilene. »Wir sind in einer Minute bei dir.« Vivian reichte ihr die Bluse. Während Abilene sich anzog, warf sie einen Blick auf Jim, der noch immer den Kopf hängen ließ. Sie hob das Messer auf. »Du kannst jetzt abhauen, wenn du willst. Es tut mir leid, dass ich dich … verletzt habe.«
    Er wischte sich über die Augen und sah sie an. »Ich mach euch keinen Vorwurf.«
    »Trotzdem … wir dachten, du hättest unsere Freundin umgebracht.«
    »Woher willst du wissen, dass er es nicht war?«, warf Finley ein.
    »Ich glaube ihm«, sagte Vivian.
    »Er hätte mir die Kehle durchschneiden können, hat's aber nicht getan«, sagte Abilene und wandte sich Jim zu. »Du kannst bei uns bleiben, wenn du willst. Wir haben einen Erste-Hilfe-Kasten im Auto. Damit können wir dich verarzten.«
    »Okay«, flüsterte er.
    Abilene stand auf und zog ihren Rock zurecht. Dann schlüpfte sie in ihre Mokassins und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche.
    Langsam richtete sich der Junge auf. Als er sein linkes Bein belastete, verzog er das Gesicht. Er beugte sich vor und umklammerte seinen Oberschenkel.
    »Kannst du gehen?«, fragte Vivian.
    Er versuchte es. Mit der Hand auf der Wunde machte er einige hüpfende Schritte. Blut lief seinen Oberschenkel herunter. Sogar das andere Bein war damit beschmiert.
    Abilene registrierte erleichtert, dass auf seinem Kopf und in seinem Genick kein Blut zu erkennen war. Offensichtlich hatte sie nicht fest genug zugebissen, um seine Kopfhaut aufzureißen.
    Natürlich nicht, dachte sie. Sonst wäre ja alles in meinem Mund gelandet.
    Mit gezogenem Messer ging Finley rückwärts voraus, damit sie Jim im Auge behalten konnte. Abilene und Vivian folgten ihnen.
    Cora hatte sich inzwischen auf dem Grasboden niedergelassen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie Abilene, sobald sie sie erreicht hatten.
    »Das ist sein Blut. Ich hab ihn am Bein erwischt.«
    »Er hat dich nicht verletzt?«
    »Nein. Alles klar.«
    Finley gab Cora die Wasserflasche, und sie nahm einen tiefen Schluck.
    »Er sagt, dass sein Bruder Helen getötet hat«, sagte Finley.
    »Und das sollen wir ihm glauben?«, fragte Cora.
    »Er hätte mich umbringen können. Aber er hat's nicht getan.«
    »Weil wir ihn sonst in die ewigen Jagdgründe geschickt hätten«, sagte Finley.
    »Ich glaube, dass er die Wahrheit sagt«, warf Vivian ein. »Er hat zugegeben, dass er letzte Nacht unsere Sachen ins Wasser geworfen hat. Er wollte uns verscheuchen, damit wir nicht seinem Bruder in die Hände fallen. Behauptet er zumindest.«
    »Und wo ist dieser ›Bruder‹?«, fragte Cora.
    »Zu Hause«, sagte Jim.
    »Anscheinend wusste dieser Bruder bis gestern überhaupt nichts von unserer Anwesenheit«, sagte Abilene. »Bis er Jim mit Vivians BH erwischt hat.«
    »Perverse Sau«, sagte Finley.
    Jim ließ den Kopf hängen und presste eine Hand auf seine Wunde.
    »Mir ist gar nicht aufgefallen, dass er fehlt«, sagte Vivian. Es klang, als hätte sie persönlich den Mörder zur Lodge gelockt.
    »Sein Bruder hat ihm den BH weggenommen«, sagte Abilene. »Und Jim dann so lange ausgequetscht, bis er uns verraten hat. Offensichtlich hat er ihn verprügelt.« Sie deutete auf die dunklen Flecke auf Jims Bauch. »Er hat das getan, stimmt's?«
    »Ja«, flüsterte er.
    »Und woher willst du wissen, dass es nicht Helen war?«
    »Ich hab niemand was getan.«
    »Das behauptest du zumindest die ganze Zeit.«
    »Was hattest du überhaupt in der Lodge zu suchen?«, fragte Cora.
    »Na, das liegt doch wohl auf der Hand«, sagte Finley.
    »Ich … ich bin gern da. Da ist's so ruhig und nett und … Ich bin oft hier. Nur zum Schwimmen und so. Ich war immer

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