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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hast Helen erstochen, du mieses Schwein.«
    »Nein! Ich war's nich!« Er schüttelte wie wild den Kopf. »Mein Bruder war's! Der ist völlig durchgeknallt. Ich wollt euch nur erschrecken!«
    »Quatsch«, sagte Abilene.
    »Ich schwör's! Ich schwör's!« Er wandte sich wieder Cora zu. »Nich schießen!«, rief er. »Hey …« Er öffnete den Mund, dann kniff er die Augen zusammen und spähte in den Lauf der Flinte. »Der Lauf ist ja völlig verstopft«, sagte er. »Wenn du schießt, fliegt dir das Ding um die Ohren.«
    Cora runzelte die Stirn und warf Abilene einen Blick zu.
    Der Arm des Jungen schnellte vor. Er rammte die Handfläche gegen die Mündung des Doppellaufs. Der Schaft prallte gegen Coras Schulter.
    Sie taumelte zurück. Der Lauf des Gewehrs war in den Himmel gerichtet. Noch während sie kreischend versuchte, mit dem linken Bein das Gleichgewicht zu behalten, wusste Abilene, dass sie hinfallen würde.
    Der Junge rannte los, wobei er Abilene einen Blick über die Schulter zuwarf. Er lief auf die Lichtung, gefolgt von Abilene, die beim Rennen weit mit den Armen ausholte. Die Klinge von Battys Messer näherte sich jedes Mal, wenn sie den rechten Arm hob, gefährlich nahe ihrem Gesicht. Schon nach wenigen Augenblicken keuchte sie. Ihre Muskeln brannten.
    Der Junge gewann immer mehr an Boden.
    Er rannte die Lichtung entlang. Also wollte er gar nicht zur Lodge. Er hatte sie beobachtet und wusste, wo sich Vivian und Finley befanden.
    Abilene warf einen Blick auf die Hausecke, um die sie verschwunden waren.
    Keine Vivian, keine Finley.
    Wo stecken sie nur?
    Er wird uns entkommen!
    Dann richtete sie den Blick wieder fest auf den schweißglänzenden Rücken des Jungen. Etwa fünf Meter trennten sie, als er kurz davor war, den Wald am Ende der Lichtung zu erreichen.
    Er darf nicht abhauen!
    Das kann ich nicht zulassen.
    Er hat Helen getötet.
    Abilene blieb mit einem Mal stehen. Sie drehte das Messer um und hielt die Klinge zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann holte sie aus und warf.
    Das wird sowieso nichts, dachte sie.
    Andererseits wusste sie, dass sie ihn niemals einholen konnte.
    Das Messer wirbelte durch die Luft. Zunächst sah es so aus, als würde es direkt auf den Kopf des Jungen zuschießen, worauf Abilene auch gezielt hatte. Sie hoffte, dass ihn wenigstens der Knauf treffen und für einen Moment betäuben würde.
    Doch das Messer verlor an Höhe.
    Es würde nutzlos zu Boden fallen.
    Abilene rannte los, um es sofort wieder aufheben zu können, als sich die Klinge tief in die Rückseite des linken Oberschenkels des Jungen bohrte. »Aaaah!«, schrie er und zuckte zusammen. Er fiel mit der Nase voraus auf den Boden.
    Dann griff er hinter sich und packte das Messer. Er zog es nur wenige Augenblicke, bevor Abilene auf seinem Rücken landete, aus seinem Bein. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen. Abilene legte einen Arm um seine Kehle und drückte zu. Mit der anderen Hand umklammerte sie das Handgelenk des Jungen, um das Messer von sich fernzuhalten.
    Wie wild versuchte er, sich zu befreien. Sein Körper war glitschig, und er warf den Kopf hin und her. Sein Kinn bohrte sich in ihren Unterarm. Er versuchte, sich mit dem rechten Arm nach oben zu drücken. Abilene spürte, wie sich sein Körper hob und zur Seite rollte, und legte ein Bein um seine Hüfte.
    Gemeinsam rollten sie umher, bis er schließlich auf ihr lag. Obwohl sie unter seinem Gewicht kaum Luft bekam, hatte sie weiterhin sein Handgelenk und seine Kehle fest umklammert. Sie schlang ihre Beine um die seinen.
    Es gelang ihm, ihren Arm von seiner Kehle zu lösen. Abilene drückte ihren Mund gegen seinen Hinterkopf. Sein Haar war feucht und ölig und so dick, dass sie glaubte, es nicht durchdringen zu können. Doch dann spürte sie seine Kopfhaut und schlug ihre Zähne hinein.
    Er kreischte auf, ließ sie los und stieß seinen Ellenbogen unmittelbar unter ihrer Achselhöhle heftig gegen ihre Rippen. Vor Schmerz und Überraschung öffnete Abilene den Mund. Er löste seinen Kopf von ihren Zähnen. Sofort umklammerte sie erneut seine Kehle. Wieder und wieder ließ er seinen Ellenbogen gegen ihre Seite krachen. Mit jedem Schlag wurde sie kraftloser.
    Hilflos musste sie mit ansehen, wie der Junge ihren Arm beiseitestieß, seine Hand samt Messer aus ihrem Griff entwand, seine Beine befreite und von ihr wegrollte.
    Keuchend lag sie auf dem Rücken.
    Auf allen vieren kauerte er neben ihr, das Messer gegen den Boden gepresst. Genau wie Abilene schnappte

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