Das Treffen
deinem Truck?«, fragte Vivian.
»Oder davor. Kommt aufs Wetter an. Aber ich glaube, ich fahre doch besser nach Hause.«
»Wegen uns nicht«, wehrte Cora ab. »Komm erst mal mit. Zumindest kannst du dich bei uns ein bisschen aufwärmen.«
Helen verdrehte die Augen. »Und was ist mit ›kein Risiko eingehen‹? Oh Mann! Wayne hast du hochkant rausgeworfen, aber im Wohnmobil ist plötzlich Tag der offenen Tür.«
»Das ist was anderes«, sagte Cora.
»Erstens sind wir hier nicht in New York«, stellte Vivian fest.
Rick hob die Hand. »Ich will keinen Stress. Ich hau lieber ab.«
»Oh nein, du bleibst«, sagte Finley. »Helen!«
»Es ist nichts Persönliches, Rick. Hier geht's ums Prinzip.«
»Verstehe.«
Abilene legte eine Hand auf Helens Schulter. »Ich glaube auch, dass er harmlos ist.«
Helen schlug ihre Hand beiseite. »Wayne war harmlos. Ich mochte ihn. Ich mochte ihn wirklich, verdammt!« Mit einem Mal heulte sie los. Sie wirbelte herum und stampfte davon. »Ist schon in Ordnung. Er kann reinkommen.« Dann verschwand sie im Nebel.
»Ich glaube, sie hat Wayne wirklich gern gemocht.«
»Halt die Klappe, Finley«, zischte Abilene warnend.
Schließlich ließ sich Rick breitschlagen und begleitete sie. Er lehnte das Surfbrett gegen das Wohnmobil und folgte ihnen ins Innere.
»Willkommen an Bord«, sagte Helen und lächelte trotz ihrer geröteten Augen. »Ich bin übrigens Helen.« Sie gab ihm die Hand, und auch Cora und Abilene stellten sich vor.
Sie schalteten Beleuchtung und Heizung ein. Cora sprang auf einen Drehstuhl hinter dem Fahrersitz, während es sich die anderen auf gepolsterten Bänken entlang des Mittelgangs bequem machten.
»Tut gut, endlich im Warmen zu sitzen«, sagte Rick.
»Stimmt«, pflichtete Abilene bei. »Und dabei bin ich noch ganz trocken.«
Finley lachte auf. »Nur nicht hinter den Ohren.«
»Kippen wir uns einen hinter die Binde«, schlug Vivian vor.
Sie ging in den Küchenbereich. Finley folgte ihr und kehrte mit einem Handtuch zurück. »Steig aus diesen Froschmannklamotten und trockne dich ab«, sagte sie und reichte Rick das Handtuch.
Sie saß ihm gegenüber. Er rubbelte sich das Haar, öffnete das Oberteil seines Neoprenanzugs und zog es herunter. Seine Brust war muskulös, fast haarlos und tief gebräunt. Er hatte eine Gänsehaut. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, schwang er sich das Handtuch über die Schulter. »So ist's besser. Vielen Dank.«
»Du solltest auch die Hose ausziehen«, sagte Finley.
Abilene wurde gleichzeitig heiß und kalt.
»Ist schon in Ordnung«, sagte er und grinste. Seine Zähne strahlten im gebräunten Gesicht. »Die behalte ich lieber an.«
»Ist das nicht furchtbar unbequem?«
»Geht schon.«
»Jetzt verstehe ich. Du hast nichts drunter.«
Er errötete bis in die Haarspitzen.
»Aber das macht uns nichts. Oder, die Damen?«
»Fin, jetzt reiß dich mal zusammen«, warnte Cora.
Vorsichtig balancierte Vivian eine Schachtel mit Flaschen, Plastikbechern und Chipstüten durch den Raum und stellte sie auf einem kleinen runden Tisch ab. »Hör nicht auf Fin«, sagte sie zu Rick. »Sie ist eine unverbesserliche Nervensäge.« Sie ging noch einmal in die Küche, um Eis zu holen. »Wir haben auch Pepsi, wenn du nicht so auf die harten Sachen stehst«, sagte sie.
»Ich weiß nicht so recht …«
»Tequila ist gut für dich«, sagte Finley. »Davon bekommst du Haare auf der Brust.«
»Du brauchst keine Haare auf der Brust«, widersprach Abilene. Rick schenkte ihr ein Lächeln, das sie ebenfalls erröten ließ.
»Rick ist noch minderjährig. Das ist ja wohl offensichtlich«, gab Cora zu bedenken.
»Na und?«, sagte Finley. »Das ist ja wohl kein Kapitalverbrechen.«
»Ein bisschen Tequila wird schon nicht schaden«, meinte Rick. »Überhaupt nicht.«
Finley und Vivian mixten Drinks aus Eiswürfeln, Tequila, einem Spritzer Triple See und einem kleinen Schuss Limettensaft. Umgerührt wurde mit den Zeigefingern. Helen riss eine Tüte Tortillachips mit Nachogeschmack auf.
Sie tranken. Sie knabberten Chips. Rick erzählte, dass er surfend die Küste entlangreise. Von Santa Barbara aus sei er nach Norden gezogen, immer auf der Suche nach verlassenen Stränden und hohen Wellen.
Cora gestand, dass sie noch nie in ihrem Leben gesurft war, es aber schon immer hatte versuchen wollen. Jetzt war sie an der Reihe gewesen, das jährliche Treffen mit ihren alten Kommilitoninnen zu organisieren – so waren sie hier gelandet. Vielleicht konnte Rick am
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