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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sie am Ende des Balkens angekommen war, hüpfte sie auf den nächsten und war bald außer Sichtweite.
    »Verlauf dich nicht«, rief Abilene ihr hinterher.
    Der Nebel schien ihre Stimme einfach zu verschlucken.
    »Ich mache nur eine Erkundungstour, Hickok.«
    »Wir sollten lieber zum Wohnmobil zurückgehen«, sagte Vivian. »Und die Flasche Tequlia erkunden. Ist ziemlich kalt hier.«
    »Und unheimlich«, fügte Helen hinzu.
    Ein dunkler Flecken im Nebel stellte sich als Finley heraus. »Es ist wirklich ein Parkplatz«, rief sie von ihrem Balken aus zu ihnen herüber. »Aber außer uns ist niemand hier.« Wieder verschwand sie, diesmal hinter dem Wohnmobil.
    »Bleiben wir bei ihr«, schlug Abilene vor.
    »Okay.« Cora hob die Stimme. »Es wäre ja zu schade, wenn wir ausgerechnet Finley verlieren würden.«
    »Haha«, ertönte die geisterhafte Antwort.
    Helen schürzte die Oberlippe.
    »Was ist?«, fragte Abilene.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich hab mir nur vorgestellt, was wäre, wenn wir sie wirklich verlieren. Verstehst du? Wenn sie in den Nebel gehen und nie mehr zurückkommen würde?«
    »So viel Glück haben wir nicht«, sagte Cora.
    »Dann würden ihre ganzen Videoaufzeichnungen den falschen Leuten in die Hände fallen«, sagte Vivian.
    Cora tat so, als würde ihr vor Schreck der Unterkiefer herunterklappen. »Oh Gott. Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Fin!«, rief sie. »Warte auf uns!«
    Die anderen folgten Cora, die über den Zaun kletterte. Von Finley war keine Spur zu sehen.
    Was, wenn sie wirklich verschwunden ist?, dachte Abilene. Lächerlich. Aber Helen hatte dadurch, dass sie ihre geheimen Befürchtungen ausgesprochen hatte, das Ganze viel weniger abwegig erscheinen lassen.
    Wer konnte wissen, was – oder wer – im Nebel auf sie lauerte?
    »Finley, sag doch was«, rief sie.
    »Leute?«
    Ihre Stimme klang aufgeregt, so als hätte sie eine Entdeckung gemacht. Offensichtlich befand sie sich nicht weit von ihnen entfernt, leicht rechts, nahe am Meer.
    Sie beschleunigten ihre Schritte.
    Abilene bemerkte eine schattenhafte, undeutliche Gestalt im dichten Nebel. Zwei Gestalten. Ihr Magen schien den Expresslift abwärts genommen zu haben.
    Finley. Finley und noch jemand. Ein ziemlich großer Jemand.
    »Ach, du liebes bisschen«, stöhnte Helen.
    Finley war jetzt deutlich zu erkennen. Sie warf ihren Freundinnen über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Leute, das hier ist Rick.«
    »Hi.« Rick hob die Hand. Er grinste. Er war etwa siebzehn, achtzehn Jahre alt. Sein Bürstenschnitt klebte am nassen Kopf, und sein Gesicht war so tief gebräunt, dass Zähne und Augen fast unnatürlich weiß wirkten. Er war über einen Meter achtzig groß, kräftig gebaut und trug einen schwarzen Neoprenanzug mit hellblauen Streifen auf den Ärmeln. Neben seinen nackten Füßen lag ein Surfbrett im Sand.
    Während Abilene ihn musterte, verließ sie langsam die Angst.
    Nur ein großer Junge, dachte sie. Ein sehr großer Junge. Und sieht noch dazu ziemlich gut aus.
    »Ein Eingeborener«, erklärte Finley und klopfte ihm auf die Brust. »Du holst dir hier draußen noch den Tod. Warum begleitest du uns nicht? Du könntest dich in unserem komfortablen Wohnmobil aufwärmen.«
    »Nein, nein, ich will euch nicht auf den Wecker gehen«, sagte er und blickte mit gerunzelter Stirn auf den Sand vor seinen Füßen. »Ich hau besser wieder ab.«
    »Hast du einen dringenden Termin?«
    »Nö, aber …«
    »Er sagt, dass er gehen will«, sagte Cora und warf Finley einen vielsagenden Blick zu.
    »Jetzt warte doch mal. Das hier ist ein echter kalifornischer Surfer. Er kann uns bestimmt jede Menge Tipps geben. Außerdem – wo soll er denn hin bei diesem Nebel?«
    »Wohnst du hier in der Nähe?«, fragte Vivian.
    »Palm Springs.«
    »Hoppla«, sagte Abilene. »Das ist aber nicht gerade in der Nähe.«
    »In Palm Springs sind die Wellen nicht der Rede wert.«
    »Bist du allein hier?«, fragte Vivian.
    »Jawohl, Ma'am.«
    »Ma'am?«, kicherte Finley.
    »Nenn mich Vivian. Einfach Vivian.«
    Er warf ihr ein nervöses Lächeln zu und bohrte den Blick wieder in den Erdboden.
    »Wir sind an einem Truck vorbeigefahren«, sagte Abilene. »Gehört der dir?«
    »Ja. Ich war gerade auf dem Rückweg, als ich Finley begegnet bin.«
    »Du willst doch nicht etwa schon fahren?«, fragte Finley. »In dieser Erbsensuppe?«
    »Ich wollte über Nacht bleiben. Aber da war ich noch allein hier. Jetzt weiß ich nicht so recht …«
    »Du schläfst in

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