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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Fensterscheibe war zerbrochen. »Schauen wir mal, was das für ein Geräusch war«, sagte Finley. Sie beugte sich vor, spähte durchs Fenster und sprang plötzlich zurück.
    »Oh Gott!«
    »Was?«, fragte Helen erschrocken.
    »Es ist … grauenhaft!«
    Abilene lugte durch das Fenster. Inmitten des Raums stand ein graues Eichhörnchen auf den Hinterbeinen und knabberte an einer Nuss. Sein Schwanz hatte die Form eines Fragezeichens.
    Abilene schüttelte den Kopf. »Schaut nicht hin! Es ist ekelhaft!«
    Cora beobachtete sie aus einiger Entfernung. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Beine aneinandergepresst. Sie war kreidebleich.
    Vivian warf einen Blick in den Raum. »Himmel!«, platzte sie heraus. »Zum Glück hat es uns nicht erwischt!«
    Cora und Helen warfen sich einen Blick zu. Helen seufzte. Cora lächelte schief.
    »Klar«, sagte sie. »Ist wahrscheinlich nur ein Kätzchen oder so.«
    »Nah dran«, sagte Finley.
    Cora ging zum Fenster und spähte ebenfalls hindurch.
    »Oh, wie süß! Schaut euch mal die kleinen Beinchen an. Ist es nicht niedlich?«
    Sie griff durch die Fensteröffnung und löste den Riegel.
    »Was machst du denn da?«
    »Wir wollten uns doch mal eins der Zimmer ansehen, oder nicht?«
    »Aber nicht gerade das hier«, sagte Abilene. »Das Eichhörnchen ist zwar niedlich, aber es könnte uns trotzdem beißen.« Sie ging den Balkon entlang bis zum nächsten Fenster, das ebenfalls zerbrochen war. »Versuchen wir es hier.«
    Sie schaute durch die zersplitterte Scheibe. Der Raum war leer, und sie konnte die gegenüberliegende Tür erkennen. Ein Gang führte zum Kleiderschrank oder ins Badezimmer.
    »Ist da was drin?«, fragte Finley und ging zu ihr.
    »Sieht nicht so aus.« Sie öffnete den Fensterriegel und versuchte, den Rahmen nach oben zu schieben. Er bewegte sich nicht. Sie schlug mit den Handflächen so lange dagegen, bis er sich öffnen ließ. Dann steckte sie einen Fuß durch die Öffnung und wischte mit ihrer Schuhsohle die Glassplitter vom Fensterbrett. Klirrend fielen sie zu Boden und knirschten unter ihren Füßen, als sie in das Zimmer kletterte.
    »Warum siehst du dich nicht erst mal um, bevor wir nachkommen?«, fragte Cora.
    »Ganz allein?«
    »Weichei«, rief Finley.
    Abilene durchquerte den Raum. Zu ihrer Linken befand sich eine Schiebetür. Sie öffnete sie und sah einen engen Einbauschrank mit Regalbrett und Kleiderstange vor sich. Sonst war nichts zu erkennen. Sie drehte sich um und versuchte die andere Tür.
    Dahinter war ein Raum mit gefliestem Boden und einem Waschbecken mit Spiegel. Sonst nichts.
    »Ihr könnt jetzt reinkommen, Ladys. Keine Gespenster, keine Ratten oder andere böse Überraschungen.«

9
    Die Belmore-Girls
    Nachdem sie Hardin nur knapp entkommen waren, bestand Helen darauf, sich den Fuß zu waschen. Abilene verbot es ihr. Sie befürchtete, das fließende Wasser in den Leitungen wäre überall im Gebäude zu hören. Also musste die Arme sich, so gut es ging, mit Papierhandtüchern behelfen.
    Dann kehrten die beiden zum Buchladen zurück. Abilene schloss hinter ihnen ab, sie versteckten sich hinter einigen Bücherregalen in der Ecke und warteten.
    Nach etwa einer Stunde hörten sie, wie eine Tür ins Schloss fiel.
    »Ob das Hardin war?«, fragte Helen.
    »Könnten auch die Putzfrauen gewesen sein. Oder das bedauernswerte Opfer der Eisernen Lady.« Sie warteten bis Viertel vor zehn, ohne ein weiteres Geräusch zu hören. »Komm, wir vergewissern uns, dass niemand mehr hier ist«, sagte Abilene.
    Sie öffnete die Tür zum dunklen Korridor und spähte hinaus. »Die Luft ist rein«, flüsterte sie und verließ den Laden.
    Auf ihrem Weg zur Haupttreppe fühlte sie sich beobachtet und verwundbar. Am liebsten wäre sie losgerannt, zwang sich aber, langsam und vorsichtig durch den Flur zu schleichen, bis sie die Stufen erreicht hatte. Helen folgte ihr auf dem Fuße.
    »Was, wenn Hardin noch da ist?«, flüsterte Helen.
    »Pssssst!«
    Von der Treppe aus konnte Abilene sehen, dass im ersten Stock kein Licht brannte. Sie stieg hinauf und spähte um eine Ecke. Hardins Büro war das dritte auf der rechten Seite. Weder durch die Ritze unter noch durch das Oberlicht über der Tür schien Licht in den Flur.
    Abilene überprüfte jedes Büro auf dem Weg. Alle waren dunkel.
    »Sieht so aus, als könnten wir loslegen«, sagte sie.
    Helen folgte ihr zu Hardins Büro.
    Abilene drehte den Türknauf. »Abgesperrt.«
    »Was hast du denn gedacht?«
    »Ich hoffe nur, die

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