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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wo ich weiß, dass hier so viele Leute umgebracht wurden … und verstümmelt …«
    »Gut«, sagte Finley. »Dann hältst du eben Wache.«
    »Abby, was meinst du dazu?«, fragte Vivian.
    Abilene zuckte mit den Schultern. »Selbst wenn ich deiner Meinung wäre, stünde es immer noch drei gegen zwei. Aber ich muss zugeben, dass der Ort für mich viel von seinem Charme verloren hat. Andererseits wissen wir nicht, wo wir sonst hinsollen. Die nächste Stadt ist mindestens – wie weit? – vierzig Meilen entfernt. Auf diesen Straßen kommen wir frühestens in ein paar Stunden dort an. Es ist nicht gesagt, dass es dort ein Hotel gibt. Und dann wäre es eine lange, wirklich beschissene Nacht. Ich bin ja jetzt schon todmüde.« Sie gähnte.
    »Also willst du hierbleiben?«
    »Ich glaube nicht, dass wir in Gefahr sind …«
    »Hey«, sagte Cora. »Wenn auch nur die geringste Chance bestünde, dass wir überfallen werden, würde ich doch nicht bleiben wollen.«
    »Keine von uns«, pflichtete Helen ihr bei.
    »Bis auf Finley«, sagte Abilene.
    »Nur, wenn ich alles filmen kann.«
    »Also ist es jetzt beschlossene Sache? Wir bleiben hier? Trotz allem?«
    »Aber es soll doch gruselig sein«, erinnerte Helen.
    »Das ist es auch, vielen Dank«, sagte Abilene.
    »Wollen wir nicht wieder reingehen?«, schlug Helen vor. »Ich verwandle mich langsam in eine Dörrpflaume.«
    »Dann geh raus und kühl dich ab«, sagte Finley. »Beachte die Spanner im Wald nicht weiter.«
    »Schönen Dank. Kommt ihr mit?«
    »Ich bin müde« Abilene gähnte noch einmal.
    »Halten wir dich vom Schlafen ab, Hickok?«
    »Das liegt am warmen Wasser«, sagte Cora. »Ich bin auch wie erschlagen.«
    »Warum kommt ihr nicht raus?«, schlug Vivian vor. »Dann können wir zusammen zur Vorderseite gehen. Dabei könnt ihr euch abkühlen und werdet trocken. Ich setze jedenfalls keinen Fuß mehr in dieses Becken.«
    »Ich will nicht laufen«, sagte Helen. »Ich hab ja gar keine Schuhe an.«
    »Na und? Ich hab überhaupt nichts an«, sagte Cora.
    Abilene lachte. »Seit wann kümmert dich denn das?«
    »Seit sie von den wilden Hinterwäldlern gehört hat«, sagte Finley.
    »Aber unsere Sachen sind doch im Haus.«
    Vivian stand auf und griff nach Abilenes Taschenlampe. »Ich gehe auch allein, wenn's sein muss.«
    »Nein, warte.« Abilene machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Ist schon okay«, sagte Finley. »Ich begleite sie.«
    »Hast du jetzt auch Angst vor dem Wasser?«, fragte Cora.
    »Bestimmt nicht. Ich will nur nicht wieder nass werden.« Sie stand auf und wischte sich den Hintern ab. »Ihr geht durch das Becken. Wir treffen uns dann auf der anderen Seite.«
    »Du bist nackt«, sagte Helen.
    Finley sah an sich herab. »Stimmt.«
    »Seid vorsichtig«, sagte Abilene.
    Finley umrundete mit Helens Taschenlampe in der Hand das Becken. »Seid nicht verzagt, der Finman zur Rettung naht!« Sie wandte sich zu Vivian. »Schalten wir die Lampen lieber aus, solange wir sie nicht brauchen.«
    Abilene war froh, das zu hören. Hinter Finleys sorgloser Fassade blitzte doch dann und wann die Vernunft auf.
    »Bis dann«, sagte Finley. Gemeinsam mit Vivian ging sie auf dem Granitpflaster zur Nordseite des Gebäudes.
    Cora stand auf und drehte sich um. »Passt auf eure Ärsche auf«, rief sie ihnen hinterher.
    Finley antwortete, indem sie sich laut auf den Po klatschte.
    »Behalten wir sie noch einen Moment im Auge«, sagte Abilene mit gedämpfter Stimme.
    »Klar«, sagte Cora.
    »Viv hat echt Angst«, flüsterte sie.
    »Wem sagst du das.«
    »Vielleicht sollten wir doch heute Nacht noch aufbrechen.«
    »Sie wird schon durchhalten.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so darüber aufregt«, meinte Helen, die neben sie getreten war.
    »Ist aber auch eine eklige Geschichte.«
    Finley und Vivian verschwanden um die Ecke.
    »Denen wird schon nichts passieren«, sagte Abilene.
    »Gehen wir wieder rein«, sagte Cora und watete an Helen vorbei durch das brusthohe Wasser auf den Durchgang zu. Plötzlich blieb sie stehen.
    »Die Laterne ist ausgegangen.«
    »Oh Gott«, sagte Helen.
    Abilene und Helen stellten sich neben Cora vor den Durchgang und starrten in die Finsternis dahinter.
    »Wahrscheinlich ist nur das Gas leer«, vermutete Cora. Sie klang nicht besonders besorgt.
    »Mann, warum haben wir ihnen nur beide Taschenlampen mitgegeben?« Helen wirkte ziemlich aufgewühlt.
    »Nicht so schlimm.«
    »Vielleicht sollten wir auch ums Haus gehen«, sagte Abilene.
    Cora antwortete nicht.

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