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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sie verschwand durch die Öffnung in der Dunkelheit.
    Helen und Abilene folgten ihr.

14
    Durch die hohe Fensterreihe an der gegenüberliegenden Seite des Beckens drang trübes graues Licht. Abilene wandte sich um und blickte nach oben. Die Fenster an der Veranda waren stockdunkel.
    Der Durchgang wirkte wie ein geöffneter Schlund. Sie ging hinein und ließ das Mondlicht hinter sich zurück.
    Langsam watete Abilene durch das Wasser.
    Sie hatte Helen und Cora aus den Augen verloren. Eigentlich konnte sie bis auf die Fenster überhaupt nichts erkennen.
    Aber sie konnte den Atem der anderen und das Plätschern des Wassers hören. Anscheinend waren sie ein gutes Stück vor ihr – sie waren weitergegangen, während sie sich umgesehen hatte.
    »Abby«, ertönte Helens piepsende, zitternde Stimme.
    »Bin direkt hinter dir.«
    »Das gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Ich kann gar nichts sehen.«
    »Pssst!« War das Cora gewesen?
    »Was?«
    »Ich glaube, ich habe was gehört.«
    »Meine Güte«, flüsterte Abilene.
    Dann schrie sie auf, als etwas gegen sie stieß und sich an sie klammerte.
    »Bist du das?«, fragte Helen. Abilene spürte ihren heißen Atem auf ihrem Gesicht.
    »Natürlich bin ich das, verdammte Scheiße! Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen.«
    »Tut mir leid.« Helen löste ihre Arme, und ihre Hände griffen nach Abilenes Oberarmen. »Bleib bitte …«
    »Psssssst!«
    Sie verstummten und standen bewegungslos da.
    »Hier ist irgendwer«, sagte Cora.
    Helen wimmerte leise. Ihre Finger gruben sich in Abilenes Arme.
    Dann hörte Abilene es ebenfalls. Es war ein leises Plätschern zu ihrer Linken. Ihr Magen zog sich zusammen und trotz des warmen Wassers bekam sie eine Gänsehaut.
    »Raus aus dem Wasser«, sagte Cora mit ruhiger, leiser Stimme. Kurz darauf waren klatschende Schwimmstöße aus ihrer Richtung zu hören.
    Abilene packte Helens Handgelenke und versuchte, ihren Griff zu lösen.
    »Nimm mich mit!«
    »Beeilung!« Abilene watete an Helen vorbei und zog sie am Handgelenk hinter sich her. Zerrte an ihr. Ihr Geplätscher übertönte jedes andere Geräusch.
    Sie hätten nicht hören können, wenn jemand ihnen durch das Becken gefolgt wäre.
    Das Wasser war wie ein starker, heißer Wind, der Abilene bei jedem Schritt entgegenschlug.
    Sie wünschte, sie könnte Helen loslassen. Dann würde sie abtauchen und lautlos zum Beckenrand gleiten können. Stattdessen verstärkte Abilene den Griff um das Handgelenk ihrer verängstigten, wimmernden Freundin und watete tapfer weiter.
    »Wo bleibt ihr?« Coras Stimme klang jetzt weniger gelassen.
    »Wir kommen.«
    »Schnell.«
    »Himmel! «
    »Ich bin hier«, sagte Cora. Sie war direkt vor ihnen. Ganz nah.
    »Bist du noch im Wasser?«
    »Nein.«
    Helen kreischte auf. »Iiiiiiiih!«
    »Das bin nur ich. Ich! Cora!«
    Helen befreite ihre Hand aus Abilenes Griff. Abilene hörte ein Plätschern. Irgendetwas tropfte. Sie streckte den Arm aus und berührte ein nacktes, nasses Bein. Obwohl sie nichts sehen konnte, nahm sie an, dass Cora in diesem Augenblick Helen aus dem Becken half.
    Jetzt sind wir allein im Wasser – ich und der Fremde.
    Abilene stürzte vorwärts und erreichte den Beckenrand. Strampelnd stemmte sie sich hoch. Jeden Moment konnte sich eine Hand um ihren Knöchel schließen und sie in die Tiefe ziehen. Dann war sie aus dem Wasser. Auf Händen und Knien kroch sie durch die Dunkelheit. Ganz in der Nähe ertönten hastige Schritte.
    »Wo bist du?«, flüsterte jemand. Cora.
    »Hier drüben.« Sie hielt inne. »Ist Helen bei dir?«
    »Ja. Beweg dich nicht. Ruhig.«
    Lautlos richtete Abilene sich auf. Sie streckte die Hände aus und ging langsam los. Sie dachte, die Treppe würde sich direkt vor ihr befinden, erst als sie eine Wand berührte, bemerkte sie ihren Irrtum. Der Stein war kühl und feucht, sie drehte sich um und presste ihren Rücken dagegen.
    Atemlos lauschte sie ihrem klopfenden Herzschlag. Sie musste sich anstrengen, um nicht laut Luft zu holen.
    Jetzt hörte sie kein Geräusch mehr außer ihrem Herzschlag, ihrem Atem und dem sanften Plätschern des Wassers.
    Sonst nichts. Niemand.
    Was nicht heißt, dass der Eindringling verschwunden ist, dachte sie. Vielleicht ist er untergetaucht. Oder steht ebenfalls reglos da, lauscht und wartet ab.
    Sie spähte in die Dunkelheit. Außer der Fensterreihe und dem fahlen Licht, das durch die Öffnung strömte, war nichts zu erkennen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der bogenförmige

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