Das Treffen
anderen folgten ihnen. Als sie den Tresen erreicht hatten, kniete sich Cora auf einen der Hocker und beugte sich über die Tischplatte. Sie leuchtete darüber hinweg.
»Nichts«, sagte sie.
»Also ist er entweder noch im Wasser«, sagte Abilene. »Oder bereits abgehauen.«
Cora kletterte vom Stuhl.
Einige Augenblicke lang standen sie reglos da. Sie lauschten und folgten mit ihren Blicken dem Schein der Taschenlampen.
»Er ist weg«, sagte Finley.
»Glaub ich auch«, pflichtete Cora ihr bei.
»Wollt ihr jetzt immer noch hierbleiben?«, fragte Vivian.
Cora seufzte. »Nein. Mir reicht's.«
»Mir auch«, sagte Helen.
Abilene war sichtbar erleichtert.
»Packen wir zusammen und machen wir uns vom Acker«, sagte Cora.
Sie gingen am Beckenrand entlang zur Treppe.
»War wahrscheinlich wieder der Junge«, sagte Finley. »Er ist noch mal zurückgekommen.«
»Aber warum hat er unsere Sachen ins Wasser geworfen?«, fragte Abilene.
»Ist er sauer auf uns?«
»Vielleicht will er uns vertreiben«, vermutete Cora.
»Das ist ihm auch gelungen«, sagte Vivian. »Der Trick hätte mir auch einfallen können.«
»Lieber Himmel«, sagte Helen. »Wie unheimlich. Er muss sich hier reingeschlichen haben, während wir draußen im Wasser gesessen sind.«
»Ich frage mich, wie er das geschafft hat«, sagte Abilene.
»Vielleicht war er die ganze Zeit hier«, vermutete Cora. »Schon bevor wir runtergekommen sind. Möglicherweise war er im Wasser, und wir haben ihn nicht gesehen.«
»Toll«, sagte Vivian. »Und hat uns beim Umziehen beobachtet.«
»Kennt er doch schon alles«, sagte Finley.
Sie standen am Beckenrand. Bis auf das aufgeblähte T-Shirt waren inzwischen all ihre Sachen zu Grund gesunken.
»Wir müssen ja nicht alle wieder rein«, sagte Cora.
»Wir sind schon trocken«, sagte Finley und legte eine Hand auf Vivians Schulter.
»Ich geh da nicht noch mal rein.«
»Wir halten die Lampen«, sagte Finley, »während ihr drei das Zeug raufholt.«
Helen stöhnte auf. »Aber passt ja auf, dass sich niemand an uns ranschleicht.«
»Vielleicht sollten wir erst mal die Laterne wieder anzünden«, schlug Abilene vor.
Cora hob sie auf und schüttelte sie. Gas gluckerte im Tank. »Leer ist sie jedenfalls nicht«, murmelte sie. Sie drehte das Gas auf und ein kurzes Zischen ertönte. »Er hat sie ausgemacht.«
»Sieht ihm ähnlich«, sagte Finley.
»Die Streichhölzer sind oben.«
»Wir sollten sie holen«, sagte Abilene. »Mit Licht wäre die ganze Sache viel leichter.«
»Mann«, sagte Helen, »hoffentlich hat er die Finger von unseren Koffern gelassen.«
»Glaube nicht, dass er da dran war«, sagte Vivian.
Cora stellte die Laterne ab. »Bringen wir's hinter uns. Sollte ja alles in ein paar Minuten geschafft sein.«
Sie ging zum Becken hinüber und sprang hinein.
Abilene überlegte kurz, ob sie nicht die Streichhölzer holen sollte. Aber beim Gedanken, dass ihr oben jemand auflauern könnte, verwarf sie die Idee wieder.
Sie saß am Beckenrand, hielt die Beine ins Wasser und sah sich zögernd um. Die Taschenlampen erhellten nur den kleinen Bereich, in dem Cora sich befand. Sie hatte bereits ihr T-Shirt erwischt. Ein Lichtstrahl fiel auf Coras glänzende Hinterbacken, als sie erneut untertauchte.
Abilene stieß sich ab. Wärme durchflutete ihren Körper. Im klaren Wasser erkannte sie Handtücher, Taschenlampen, Schuhe und einige Kleidungsstücke, die um ihre Beine trieben. Sie beugte sich hinunter, um danach zu greifen.
Ein lautes Platschen ertönte, und Wellen schwappten über sie hinweg. Helen hatte sich zu ihnen gesellt.
Strampelnd gelang es Abilene, ein Handtuch, eine Taschenlampe, drei Socken und ein Höschen zu erwischen. Sie tauchte wieder auf. Cora hatte bereits einen Haufen durchnässter Klamotten vor Vivians Füße geworfen.
Abilene legte ihren Fang am Rand ab und watete an Helen vorbei. Da entdeckte sie ihre abgeschnittene Jeans.
Sie trieb mitten im Becken über dem Grund und war im schwachen Licht nur schwer zu erkennen. Abilene tauchte unter und schwamm an Finleys Shorts vorbei darauf zu. Es gelang ihr, beides zu schnappen. Als sie wieder auftauchen wollte, bemerkte sie etwas. Anscheinend war es ein Stück Stoff, das auf die Metallstangen über der Thermalquelle zutrieb.
War sie schon so weit in das Becken geschwommen?
Plötzlich fühlte sie sich allein und verwundbar. Sie wäre gerne wieder umgekehrt, aber das Ding neben dem Gitter gehörte mit Sicherheit einer von ihnen. Außerdem konnte sie
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