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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sachen hierlassen«, sagte Finley. »Was wiederum bedeutet, dass wir noch mal hierherkommen müssten.«
    »Bleiben wir«, sagte Cora.
    Helen nickte.
    »Sobald es hell wird, gehen wir runter zum Becken.«
    »Wir können alles im Auto lassen«, sagte Abilene, »und nur unsere Schlafsäcke mitnehmen. Und was wir sonst noch für die Nacht brauchen. Zahnbürsten, Wasser …«
    »Also los«, sagte Cora.
    Sie durchwühlten ihre Koffer. Abilene zog ihren Kulturbeutel hervor.
    Cora kletterte auf den Rücksitz. Abilene hielt den Kofferraum auf, damit die anderen Cora ihre Koffer reichen konnten, die sie im Laderaum verstaute. Die durchnässten Handtücher legte sie auf den Boden vor der Rücksitzbank. »War's das? Was ist mit deiner Kamera, Fin?«
    »Danke, aber die behalte ich. Ich will sie nicht in einem unabgesperrten Wagen zurücklassen.«
    »Du lässt deine Handtasche hier, aber die Kamera nimmst du mit?«
    »Vielleicht sollten wir alle unsere Handtaschen mitnehmen«, sagte Abilene. »Wir hätten sie eigentlich überhaupt nicht im Auto lassen dürfen.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Cora. »Am Ende wären sie auch noch im Wasser gelandet.«
    »Ab jetzt behalten wir sie bei uns. Wenn wir auch noch unser Geld und die Kreditkarten verlieren, sind wir wirklich im Arsch.«
    Cora kramte im Gepäckfach und reichte eine Handtasche nach der anderen heraus. Schließlich verließ sie mit einer Rolle Toilettenpapier in der Hand den Wagen, die sie Helen zuwarf. Abilene ließ die Kofferraumtür los, und sie fiel schmatzend ins Schloss.
    Nachdem sie ihre Sachen zusammengesucht hatten, trotteten sie den Hügel hinauf. Vivian, die die Laterne in der Hand hielt, blieb stehen. »Wohin?«, fragte sie.
    »Als Erstes«, sagte Cora, »machen wir mal das Licht aus.« Sie drehte das Gas ab. Das Zischen verstummte, und die Laterne erlosch. Nur der Glühstrumpf verströmte noch mattes Licht. Er ähnelte einem weißrot glühenden Einkaufsnetz.
    »Wenn wir die Laterne nicht anzünden«, sagte Finley, »warum lassen wir sie dann nicht im Auto?«
    »Wir brauchen sie vielleicht später noch.«
    »Hast du die Streichhölzer?«
    Sie strich über ihre Turnhose, da dort keine Taschen waren, vermutete Abilene, dass sie die Streichholzschachtel in den Hosenbund unter ihrem Tanktop gesteckt hatte.
    Cora wandte sich Finley zu. »Das war deine Idee. Wieso gehst du nicht voraus?«
    »Klar.«
    Cora reichte ihr eine Taschenlampe. »Pass gut drauf auf«, sagte Finley und gab ihr dafür die Videokamera. »Vorsichtig.« Dann ging sie los, ohne die Lampe anzuschalten.
    Die anderen folgten ihr den Pfad entlang, der von der Veranda wegführte. Als sie die Auffahrt erreichten, wandte Finley sich nach rechts, und sie entfernten sich von der Lodge.
    »Wir tun so, als würden wir tatsächlich aufbrechen«, sagte sie. »Nur für den Fall, dass uns jemand beobachtet.«
    Abilene drehte sich um. Im Rückwärtsgehen warf sie einen Blick auf das Haus. Der Mond war dahinter verschwunden, und das Gebäude lag in tiefem Schatten. Vielleicht wurden sie tatsächlich beobachtet – vom Balkon, der Eingangstür, einem Fenster oder von sonst wo aus der Dunkelheit.
    Der Weg führte einen sanften Hügel hinunter. Abilene war gezwungen, kleinere Schritte zu machen. Ihre Knie zitterten, was jedoch eher von der Angst als von den Anstrengungen des Abstiegs herrührte.
    »Willst du den ganzen Weg bis zur Straße zurückgehen?«, fragte Helen.
    Finley sah sich um. Die anderen folgten ihrem Blick. Das Gebäude war nicht mehr zu sehen. Abilene konnte nur noch den undeutlichen Umriss der Einfahrt und den Nachthimmel erkennen, der durch die dichten Wipfel der Bäume schimmerte.
    »Das ist weit genug«, sagte Finley. Sie bog nach rechts in den Wald. Tote Zweige knackten unter ihren Turnschuhen. Sie duckte sich unter einem tief herabhängenden Ast hindurch. Cora und Vivian folgten ihr. Abilene warf noch einen letzten Blick auf die verlassene Straße, bevor sie hinter Helen im Unterholz verschwand.
    Vor ihr durchschnitt der Schein einer Taschenlampe die Dunkelheit. Dann verschwand er wieder.
    Im Gänsemarsch trotteten sie den Hügel entlang. Finley führte sie an Dornensträuchern, Felsbrocken und umgestürzten Baumstämmen vorbei. Niemand sagte etwas. Abilene hatte ihren Blick fest auf den verschwommenen grauen Umriss von Helens Rücken geheftet.
    Es war absolut windstill. Die stickige, süßlich duftende Luft ähnelte dem Wasser der Thermalquelle. Zumindest empfand Abilene das so. Ihr war

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