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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einzigen Handstand gemacht.«
    Aus Helens Mund erklang ein ersticktes Schniefen, als ob sie sich nicht zwischen einem Schluchzer und einem Lachen entscheiden könnte. Sie drehte sich um und wischte sich mit den Handrücken über die Augen.
    »Sie müssen ins Wasser gefallen sein«, sagte Abilene. »Entweder, als der Junge unsere Sachen …«
    »Vielleicht hat er sie als Andenken behalten«, unterbrach Finley sie.
    »Oder um uns an der Flucht zu hindern«, murmelte Vivian.
    Helen stöhnte auf.
    »Vielleicht sind sie einfach nur aus der Tasche gefallen«, sagte Abilene. »Ich habe Helens Shorts gefunden. Sie waren ziemlich weit in der Mitte des Beckens. Die Schlüssel könnten herausgerutscht sein, als ich sie raufgeholt habe.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Cora.
    »Ich hab die Shorts an einem Bein erwischt … und sie verkehrt rum gehalten.«
    »Toll gemacht, Hickok.«
    »Aber wie hätten denn die Shorts so weit abtreiben können, wenn die Schlüssel drin gewesen wären?«, fragte Cora. »Sie wären doch sofort untergegangen.« Sie wandte sich an Helen. »Es waren doch noch andere Sachen im Mäppchen, oder? Dein Haustürschlüssel und so.«
    »Ja.«
    »Das wäre doch sofort gesunken.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Abilene. »Vielleicht hat sich eine Luftblase gebildet. Genau wie bei deinem T-Shirt. Dann hätte die Hose abtreiben können.«
    »Vielleicht hat der Junge sie mit Schwung hineingeworfen?«, sagte Finley.
    »Das hätten wir gehört«, sagte Cora. »Der hat sicher mit nichts herumgeworfen.«
    »Jetzt streitet euch doch nicht«, sagte Abilene. »Tatsache ist, dass ich die Shorts in der Mitte des Beckens gefunden habe. Als Helen sie wieder angezogen hat, waren die Schlüssel nicht mehr drin. Wenn der kleine Scheißer sie nicht gestohlen hat, müssen sie jetzt also am Grund liegen.«
    Cora ließ den Kopf hängen. Ihr tiefer Seufzer übertönte das Zischen der Laterne.
    »Ein Riesenspaß«, sagte Finley.
    »Scheiße«, sagte Cora.
    Helen schniefte laut. »Wenn jemand mitkommt, suche ich nach ihnen«, sagte sie.
    Vivian saß noch immer auf ihrem Koffer. »Wir könnten schon lange von hier weg sein«, murmelte sie.
    »Ehrlich. Ich finde sie schon. Es ist meine Schuld. Ich will nur nicht allein gehen.«
    »Nein, auf keinen Fall«, sagte Abilene, brachte jedoch nicht den Mut auf, sich freiwillig als Begleitung zu melden. Sie ging zum Kofferraum und drückte den Griff herunter. Die Tür öffnete sich. Sie zog sie einen Spalt auf und schlug sie wieder zu. »Zumindest können wir ins Auto. Weiß jemand, wie man einen Wagen kurzschließt?«
    »Das geht nur im Fernsehen«, sagte Cora.
    »Genau, wie Türen mit einer Kreditkarte zu öffnen«, fügte Finley hinzu.
    »Was sollen wir nur tun?«, fragte Vivian. Sie klang, als wäre sie den Tränen nahe.
    »Ich habe doch schon gesagt, ich …«
    »Wir gehen da nicht mehr rein«, zischte Cora wütend und ließ Abilene verstummen. »Ich nicht. Und du auch nicht. Keine von uns. Nicht heute Nacht.«
    »Wow«, machte Finley.
    »Was?«, fuhr Cora sie an.
    »Nichts. Nur … ich dachte, du wärst die Erste, die nach den Schlüsseln suchen würde.«
    »Bin ich aber nicht, klar? Hast du damit ein Problem?«
    »Ich? Nein. Ich will ja auch nicht wieder da runter.«
    »Ich auch nicht«, gab Abilene zu. »Aber wir müssen. Sonst sitzen wir hier fest.«
    »Das ist mir auch klar.«
    »Jetzt reg dich mal ab, ja? Wir haben alle Angst. Kein Grund, sich zu schämen.«
    »Ich schäme mich überhaupt nicht.«
    »Beruhig dich einfach, okay?«
    »Erinnert euch, was wir alles gemeinsam durchgestanden haben«, sagte Finley. »Da lassen wir uns doch von so einer Kleinigkeit nicht unterkriegen. Wir haben eine Gruselgeschichte gehört, und ein verschissener kleiner Teenager hat uns tüchtig verarscht. Mehr ist nicht passiert, oder? Niemand ist verletzt. Man hat uns nur ein bisschen erschreckt. Also, reißen wir uns zusammen.«
    »Und tun was?«, fragte Cora.
    »Also, ich glaube, niemand ist scharf darauf, die Lodge noch mal zu betreten. Warum suchen wir uns nicht ein Versteck im Wald? Dort können wir bis morgen pennen. Und dann können wir bei Tageslicht in aller Ruhe nach den verdammten Schlüsseln suchen und von hier verschwinden.«
    »Du willst im Wald schlafen?« Vivian klang alles andere als begeistert.
    »Hört sich doch vernünftig an«, sagte Abilene. »Wir haben keine andere Wahl. Oder willst du zu Fuß gehen? Das wäre Wahnsinn – wir sind am Arsch der Welt.«
    »Außerdem müssten wir dann unsere

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