Das Treffen
Finley. Sie trug frische Shorts, die ebenso weit waren wie die, die sie aus dem Wasser gerettet hatten. Sogar die Farbe war dieselbe. »Die nassen Sachen werden dich bald ganz ordentlich kneifen«, fügte sie hinzu und streifte sich ein Safarihemd über, das ebenfalls identisch mit dem anderen zu sein schien.
Abilene schlüpfte in einen kurzen Jeansrock. Dann fischte sie ihre Mokassins aus dem Koffer und stieg hinein.
Während sie sich eine Bluse überzog, beobachtete sie Vivian, die ein gestricktes Polohemd und dazu passende weiße Shorts trug. Als ob sie zum Tennisspielen gehen wollte. Sie hüpfte auf einem Fuß herum und versuchte gerade, sich eine Socke überzustreifen.
Cora, die bereits ein Tanktop und eine glänzende rote Turnhose trug, schloss ihren Koffer.
Auch Abilene ließ die Riegel ihres Koffers zuschnappen.
Sie warf einen Blick auf die nasse Kleidung, die Koffer und Schlafsäcke, die Laterne, die Kamera und die Wasserflasche. »Können wir das alles auf einmal tragen?«, fragte sie.
»Wir werden's auf jeden Fall versuchen«, sagte Cora.
»Wenn wir die nassen Klamotten zu einem Bündel zusammenschnüren …«
»Ja.«
Cora und Abilene verpackten den Inhalt ihrer fünf Bündel in zwei Handtücher, deren Ecken sie zu einem behelfsmäßigen Sack verknoteten.
Schließlich waren sie bereit zum Aufbruch. Cora und Abilene klemmten sich ihre Schlafsäcke unter den Arm, nahmen in die eine Hand ihren Koffer und in die andere ein Ende des feuchten Bündels. Finley, Helen und Vivian schleppten den Rest.
Vivian hielt die Laterne am Metallbügel vor sich und leuchtete ihnen den Weg zur Tür. Sie öffnete sie, wartete, bis alle das Haus verlassen hatten, und schloss sie hinter sich.
»Und so verabschieden wir uns höflich von diesem Scheißloch«, sagte sie und folgte den anderen die Verandatreppe hinunter.
»Auf Nimmerwiedersehen«, sagte Abilene. Sie war überglücklich.
Sie eilten über das Pflaster zur Nordecke des Gebäudes, gingen den Hügel hinunter und zum Kofferraum des Jeeps.
Helen stellte ihren Koffer ab. Mit der Hand griff sie tief in die Vordertasche ihrer Bermudashorts.
»Ach du Scheiße«, sagte sie.
»Was?«, fragte Cora.
Kopfschüttelnd überprüfte Helen die andere Tasche, dann klopfte sie die Gesäßtaschen ab. Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken, richtete sich auf und schaute in die Ferne.
Abilene spürte, wie sich ihre Eingeweide zusammenzogen.
»Sag's nicht«, flehte Vivian Helen an.
Cora stöhnte auf. »Du hast die Schlüssel verloren.«
Helen machte ein Geräusch, das einem tiefen, heiseren Lachen ähnelte. Nur war es kein Lachen. Sie ließ den Kopf hängen, schlug eine Hand vors Gesicht und heulte los.
15
»Bist du sicher, dass du die Schlüssel in der Tasche hattest?«, fragte Cora.
Helen nickte schluchzend.
»Mannomann«, sagte Finley.
Vivian setzte sich auf ihren Koffer und stellte die Laterne neben sich auf. Obwohl sie gefährlich schräg stand, fiel sie nicht um. Vivian umklammerte ihren Schlafsack.
»Es … es tut mir leid«, stieß Helen hervor.
Abilene setzte ebenfalls ihr Gepäck ab und drückte sanft Helens Schulter. »Nicht so schlimm«, sagte sie.
Sehr schlimm, dachte sie. Gottverdammt. Was, wenn wir die Dinger nicht finden?
Cora ließ ebenfalls ihr Bündel und den Schlafsack fallen. »Wann hattest du sie zum letzten Mal in der Hand?«
»Als wir … unsere Koffer und so … ausgeladen haben.«
»Das war kurz bevor wir zum Becken runter sind.«
Helen nickte.
»Und du bist sicher, dass du sie wieder in die Tasche gesteckt hast?«
»Ja.« Sie schlug dreimal heftig auf die rechte Hosentasche, als wollte sie sie bestrafen – und ihren Oberschenkel dazu.
»Ruhig«, sagte Abilene und massierte Helens zitternde Schultern.
»Vielleicht hast du sie woanders hingetan? In deine Handtasche? Oder in den Koffer?«
»Nein, das weiß ich genau.«
»Ich habe gesehen, wie Helen sie in die Tasche gesteckt hat«, sagte Vivian. »In die rechte Vordertasche. Genau dort, wo sie als Erstes danach gesucht hat.«
»Und du hast dir unten am Becken den Badeanzug angezogen?«
»Wie wir alle«, sagte Abilene gereizt. Sie wünschte, Cora würde ihr Verhör endlich beenden.
»Fast alle«, sagte Finley, die die Videokamera in der Hand hielt.
»Als du die Shorts wieder angezogen hast, waren da die Schlüssel noch drin?«
»Weiß nicht.«
»Offensichtlich nicht«, sagte Finley. Sie klang ebenfalls etwas gereizt. »Ich habe Helen genau beobachtet. Sie hat keinen
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