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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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unerträglich heiß. Große Schweißtropfen bedeckten Gesicht, Hals und Brust. Die Rückseite ihrer Bluse klebte an ihrem Rücken, und ihre Shorts kniffen unangenehm im Schritt.
    Trotz der Hitze zitterte sie.
    Eigentlich hätte der dichte Wald um sie herum ihr ein Gefühl der Sicherheit vermitteln sollen. Schließlich war es ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand sie hier aufspüren würde.
    Außer, der Junge folgte ihnen.
    Sehr unwahrscheinlich.
    Aber wenn doch, konnte er jeden Moment aus der Dunkelheit hervorschießen und über sie herfallen.
    Aber das würde ich hören, sagte sie sich. Niemand kann sich völlig lautlos durch dieses Gestrüpp bewegen.
    Ein schwacher Trost. Sie hatte Angst und nahm an, dass es den anderen nicht besser ging.
    Meine Schuld, dass wir hier gelandet sind, dachte sie. Wie blöd muss man eigentlich sein, um die Shorts verkehrt herum aufzuheben? Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die verdammten Schlüssel wahrscheinlich noch in der Tasche gesteckt.
    Wenn ich mir nur mehr Zeit gelassen hätte. Wenn ich nur vorsichtiger gewesen wäre.
    So ein kleiner Fehler, und schon …
    Wir könnten jetzt sicher im Auto sitzen, die Straße entlangrollen und durch die offenen Fenster den Fahrtwind genießen. Weg von hier. Einfach weg.
    Wir hätten niemals hierherkommen dürfen.
    Helen war ja wohl nicht ganz bei Trost, sie in eine verlassene Hütte im Nirgendwo zu lotsen.
    Und wir waren dämlich genug, ihr auch noch zu folgen.
    Ich könnte jetzt zu Hause bei Harris sein, fernsehen, Popcorn mampfen und eine Pepsi schlürfen.
    Da wäre es auch nicht so gottverdammt heiß. Und selbst wenn, wir würden einfach den Ventilator einschalten und uns in den kühlen Luftstrom setzen.
    Niemand hat dich zu irgendwas gezwungen, sagte sie sich selbst.
    Bis jetzt waren ihre Abenteuer immer ein Riesenspaß gewesen. Sie hatten noch viel verrücktere Sachen angestellt, als eine verlassene Lodge zu besuchen. Obwohl Abilene einige der Dinge, die sie getan hatten, zutiefst bereute, war doch niemandem etwas zugestoßen und sie waren immer mit heiler Haut aus jeder noch so brenzligen Situation davongekommen.
    Bis jetzt.
    Wir werden auch das hier durchstehen, versicherte sie sich.
    Morgen um diese Zeit sind wir schon in einem schönen Hotel.
    Sofern wir diese verfluchten Schlüssel finden.
    Wenn nicht, laufen wir eben.
    So oder so – sie würden diesen schrecklichen Ort verlassen.
    Abilene bemerkte plötzlich, dass sie einen Hügel hinaufgingen. »Hey«, flüsterte sie. »Wo rennen wir eigentlich hin?«
    Finley blieb stehen. Die anderen gruppierten sich um sie herum. Keine der Taschenlampen war angeschaltet.
    »Wir gehen ja wieder den Hügel rauf«, flüsterte sie.
    »Logisch«, sagte Finley. »Oder willst du in Schräglage schlafen?«
    »Aber so kommen wir ja wieder zur Lodge.«
    »Wo der Boden flach ist. Keine Angst, wir bleiben im Wald. Solange wir keinen Lärm machen und die Taschenlampen nicht einschalten, weiß niemand, dass wir hier sind.«
    »Ich will aber weg von der Lodge.«
    »Wir haben ja fast den Gipfel des Hügels erreicht. Nur noch ein kleines Stück. Bis wir einen Schlafplatz gefunden haben.« Ohne auf Zustimmung oder Protest zu warten, kletterte Finley weiter die Anhöhe hinauf.
    Cora folgte ihr. Vivian schüttelte den Kopf, und Helen zuckte mit den Achseln.
    »Wir sollten genau in die andere Richtung gehen«, murmelte Abilene.
    »Jetzt ist es doch noch ein gottverdammter Campingurlaub geworden«, fluchte Vivian und trottete hinter Cora her.
    »Zumindest müssen wir dann morgen früh nicht so weit latschen«, sagte Helen.
    »Wenn wir noch weitergehen, können wir gleich auf der Veranda schlafen.«
    »Das alles war ein großer Fehler. Ich wollte, wir wären nie hierhergekommen«, sagte Helen, drehte sich um und beeilte sich, um zu Vivian aufzuschließen.
    Abilene blieb dicht hinter ihr.
    Das haben wir nun davon, dachte sie, wenn wir Finley zur Anführerin machen.
    Bevor sie sich richtig aufregen konnte, hielt die Gruppe an.
    »Sind wir jetzt nahe genug an der Lodge?«, fragte sie.
    »Ist doch gut hier, oder nicht?«
    Abilene sah sich um. Sie befanden sich auf einer mit hohen Bäumen und dichtem Unterholz umgebenen Lichtung, die kaum Platz für alle Schlafsäcke zu bieten schien. Sie spähte in die Finsternis, konnte aber die Lodge nirgendwo erkennen. »Ganz okay, denke ich«, flüsterte sie.
    »Okay? Perfekt, würde ich sagen. Perfecto.«
    Schweigend luden sie ihr Gepäck ab. Sie öffneten ihre Schlafsäcke und

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